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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist
Autoren: Iain Banks
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Begegnung auf dem (zu dementierenden) Planeten-Protektor Isaut. Er beschrieb auch etwas genauer, was er vorher
getrieben hatte, und entschuldigte sich, falls er zu zögerlich
oder zu vergesslich wäre; er hätte in letzter Zeit viel
durchgemacht, manche Erinnerungen seien verloren gegangen und
tasteten sich erst allmählich wieder ins Bewusstsein. Auf seinen
Auftrag ging er nicht genauer ein, und er konnte dem Dweller auch
nicht viel über die Geschehnisse nach dem Angriff der Voehn auf
die Velpin sagen, aber er berichtete so detailliert, wie es
ihm möglich war.
    »Ich begreife nicht«, sagte Setstyin. »Soll das
heißen, du wärst… du wärst in anderen
Sonnensystemen gewesen? Auf der anderen Seite der Galaxis? Ich…
das kann ich einfach nicht…«
    »Ich selbst war mindestens ebenso skeptisch«, sagte
Fassin. »Ich habe alle Tests durchgeführt, die mir
einfallen wollten, aber offenbar war ich tatsächlich an den
Orten, die mir der Vollzwillings-Captain nannte.«
    »Dir ist sicher bekannt, dass man mit voll-immersiven
VR-Systemen großartige Wirkungen erzielen kann«, sagte
Setstyin unbeholfen.
    »Ich weiß. Aber das war entweder real, oder es ging
selbst über voll-immersive VR weit hinaus.«
    Setstyin schwieg eine Weile. »Weißt du – bitte,
versteh mich nicht falsch –, du siehst wirklich ziemlich
mitgenommen aus, Fass, alter Junge.« Der Dweller betrachtete die
verschiedenen Beulen und Narben, die das Gasschiffchen in den letzten
Monaten abbekommen hatte. Der defekte linke Manipulatorarm hing
leicht schief und ungelenk an der Flanke. Fassin schämte sich
fast für das Aussehen seines Schiffes, so als wäre er in
schmutziger und zerfetzter Kleidung in die Bibliothek eines vornehmen
Herrn gekommen.
    »Du hast Recht«, pflichtete er bei. »Wie gesagt,
ich will gar nicht leugnen, dass mein Gedächtnis nicht mehr das
ist, was es einmal war. Der Speicher des Gasschiffes hat gelitten,
und mein Verstand ist auch nicht mehr so scharf wie
früher.« Er lachte. »Aber ich weiß, was ich
gesehen, gespürt, gehört und geschmeckt habe. Ich habe auf
Felsen gestanden und zugesehen, wie sich die Wellen eines
Salzwasserozeans am Strand brachen, und ich war wirklich dort,
Setstyin. Ich war dort.«
    Der Dweller kräuselte seinen Sensorsaum und bewegte ihn
leicht auf und ab – ein Seufzer. »Natürlich bist du
überzeugt, das alles erlebt zu haben, Fassin, und ich für
mein Teil wäre immer bereit, dir zu glauben. Aber viele andere
wären nicht so nachsichtig. Vielleicht wäre es besser,
deine Geschichte nicht allzu laut herumzuposaunen.«
    »Damit könntest du Recht haben.«
    »Und… wie soll ich sagen… Wenn diese Sache mit den
Wurmlöchern wirklich so geheim ist, wie kommt es dann, dass man
dich – zumindest scheinbar – ans andere Ende der Galaxis
oder sonst wohin gebracht hat… Wieso konntest du Ulubis
verlassen?«
    »Jemand wollte wohl beweisen, dass der Mythos Wirklichkeit
ist. Einige Leute, einige Dweller sind der Meinung, die Zeit sei reif
für Veränderungen. Sie kennen vielleicht nicht alle
Einzelheiten, aber sie möchten, dass die Wahrheit bekannt wird.
Niemand wäre so weit gegangen, einem Nicht-Dweller einfach alles
zu erzählen, aberman konnte ja irgendeinen Tölpel
mit der Nase darauf stoßen. Und dieser Tölpel bin
vermutlich ich. Ein Tölpel erster Ordnung. Natürlich ein zu dementierender Tölpel.«
    »Und dieser… Expeditionscaptain? Was war er noch
einmal?«
    »Ein Vollzwilling.«
    »Ja, die gibt es in dieser Gruppe oft, wie man hört. Und
sie behaupten tatsächlich, so weit herumzukommen? Das war mir
nicht klar. Wie war noch sein – ihr Name?«
    »Den kann ich nicht preisgeben, das wirst du sicher
verstehen.«
    »Natürlich, natürlich.« Setstyin dachte
angestrengt nach. »Wenn es aber so ein… äh… so
ein Wurmloch-Ding in der Nähe von Nasqueron gibt, wem
gehört es dann? Wer kontrolliert es? Und wo, so fragt man sich
unwillkürlich, befindet es sich genau? Sind solche
Wurmloch-Portale nicht sehr groß und auffällig?«
    »Man kann sie ziemlich klein machen. Aber es stimmt,
eigentlich hätte man sie längst entdecken
müssen.«
    »Richtig.«
    »Und ich schätze, sie werden von einem Club oder einer
Bruderschaft betrieben, von einer Organisation wie der, die sich um
die Planetenverteidigung kümmert.«
    »Hmmm. Das wäre wohl… nahe liegend.«
    »Und deshalb komme ich zu dir, Setstyin«, sagte Fassin.
»Vielleicht hast du ja etwas von der Sache gehört, von
einer Gruppe von Dwellern, die
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