Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Kurt Geisler
Vom Netzwerk:
die sofortige Abschaltung der
letzten Atommeiler – Demonstration mit wenigen Zwischenfällen – Neuer Energiegipfel
in Berlin? Auch der Berichterstattung konnte er entnehmen, dass keine Randale stattgefunden
hatten. Keine richtige Demo also, urteilte Stuhr und schlief ermattet wieder ein.
    Erst spät
am Vormittag wachte er gerädert wieder auf. Heute musste er endlich in die Puschen
kommen. Ungewaschen begann er, Löcher in die Wände zu bohren, um die restlichen
Lampen und Bilder aufzuhängen und die letzten Regale zu setzen.
    Die Kaffeemaschine
hatte viel Arbeit, aber als Stuhr am Nachmittag den Staubsauger abstellte, war die
Wohnung nicht mehr wiederzuerkennen. Die pastellfarbenen Bücher hatten ihren festen
Platz gefunden, und das warme Licht hielt endlich das schlechte Wetter vom Fenster
fern. Stuhr fühlte sich nach langer Zeit allein endlich wieder einmal wohl.
    Er duschte
gründlich, holte die Zeitung aus dem Schlafzimmer und wollte seine Lektüre auf der
Couch mit dem Sportteil fortsetzen, als ihn die Türklingel unterbrach.
    Olli meldete
sich in der Türsprechanlage. Als Stuhr ihm die Wohnungstür öffnete, musste er ungewollt
losprusten, denn Olli war völlig derangiert. Sein Kopf war von zahlreichen Schürfwunden
und Beulen übersät, und seine ungerade Körperhaltung ließ darauf schließen, dass
er auch dort einige Blessuren abbekommen haben musste.
    Stuhr bat
ihn herein und bot ihm das Sofa an. Vorsichtig ließ sich Olli hernieder, aber sonderlich
bequem schien er nicht zu sitzen.
    Stuhr zeigte
sich einfühlsam. »Es geht dir nicht gut, oder?«
    Olli zeigte
stumm zum Fenster. Stuhr erhob sich und schaute hinaus. Ein weißes Chrysler-Cabrio
stand direkt vor seiner Haustür.
    »Gehört
der Schlitten deiner Rumänin?«
    Olli nickte.
Er wirkte gequält.
    Stuhr hakte
nach. »Aber sie hat dich nicht malträtiert, oder?«
    Olli schüttelte
vorsichtig seinen Kopf. »Nein, die Verletzungen stammen von gestern. Ich war nur
ein wenig näher an die Absperrungen herangegangen, als der Schwarze Block mit den
Bullen plötzlich eine Schlägerei angefangen hat. Auf einmal haben beide Parteien
wie wild auf mich eingeprügelt.«
     
    Stuhr konnte sich ein Lächeln nicht
verkneifen. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um, sagte seine Mutter immer,
während sie seinen Vater losschickte, um die Kohlen aus dem Feuer zu holen.
    Stuhr konnte
sich lebhaft vorstellen, was Olli in Brokdorf geschehen war. Der Schwarze Block
hatte ihn für einen Polizeispitzel gehalten, und die Polizei wird ihn für einen
Autonomen gehalten haben, der sie verarschen wollte. Natürlich werden beide Parteien
tüchtig auf ihn eingedroschen haben.
     
    Das Telefon klingelte, die Nummer
war unterdrückt. Stuhr nahm das Gespräch an. Ein lautes Niesen ließ ihn das Telefon
erst einmal weit entfernt vom Ohr halten. Es war Kommissar Hansen, der sich für
seine fiese Erkältung entschuldigte. Dann übergab er den Hörer an seine Ehefrau,
weil seine Stimme versagte.
    Sie begrüßte
ihn mit sonorer Stimme, aber schnell ging es ans Eingemachte. »Herr Stuhr, mein
Mann hat mir von allem berichtet. Seit Ihrem gemeinsamen Marsch gestern kränkelt
er wie ein kleiner Junge. Die Aufgaben, die Sie an ihn stellen, überfordern seine
Kräfte. Warum können Sie ihn nicht in Ruhe lassen? Ich muss ihn nun mühsam wieder
hochpäppeln. Nehmen Sie doch bitte mehr Rücksicht.«
    Dann legte
sie auf.
     
    Stuhr überlegte ernsthaft, ob er
Hansen nicht aus dieser unwürdigen Ehenummer herausholen und in ein ordentliches
Krankenhaus überführen sollte. Da Kommissar Hansen vermutlich nie auf seine Frau
großartig Rücksicht genommen hatte, rächte sie sich offenbar auf ihre Art.
     
    Olli wälzte sich unruhig auf dem
Sofa hin und her.
    Stuhr hatte
keine Ahnung, was ihn bedrückte. »Dir geht es nicht gut, richtig? Könnte das etwas
mit der weißen Nuttenkutsche da unten zu tun haben?«
    Olli zuckte
zusammen. »Was kennst du nur für unflätige Ausdrücke? Reiß dich zusammen. Die Nobelkarosse
ist cool, und Jelena ist eine einzigartige Frau.«
    »Aber?«
Stuhr wusste genau, dass das noch nicht Ollis letztes Wort gewesen sein konnte.
Irgendetwas wollte er.
    »Aber sie
weiß genau, was sie will. Vor allem einen deutschen Mann. Da lässt sie nicht locker.«
    Stuhr konnte
sich seine Bemerkung nicht verkneifen. »Aber du bist doch ein deutscher Mann, Olli.«
    Der winkte
ab. »Stuhr, du willst mich nicht verstehen. Sie würde jeden deutschen Mann nehmen.
Selbst dich.«
    Stuhr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher