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Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut
Autoren: Rachel Gibson
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»Ihre Schwester.«
    Gleichermaßen erleichtert und belustigt verzog sie die Lippen zu einem Lächeln und lachte in sich hinein. »Da haben Sie die Falsche erwischt.« Er hatte mit Dragqueens abgehangen, bis um halb drei morgens auf einem Parkplatz gewartet und Ricky k. o. geschlagen. Und das alles umsonst. »Ich habe keine Schwester. Massenhaft Cousinen, aber keine Schwester.« Beim Gedanken an Anna Conda und ihr Interesse an G. I. Joes sexueller Aura brach Stella in helles Lachen aus. Sie stellte die Ellbogen auf den Tisch und faltete die Hände unter dem Kinn. »Vielleicht sollten Sie sich einen anderen Beruf suchen.«
    Während er noch einen Schluck Kaffee trank, fixierte er sie mit seinen grauen Augen über den Tisch hinweg. Sein Gesicht ließ keinerlei Regung erkennen, als wäre der bloße Gedanke, er könnte sich geirrt haben, so absurd, dass er nicht die Mühe wert war, auch nur ein einziges Wort oder einen Blick daran zu verschwenden.
    »Wer auch immer Sie bezahlt hat, wird sein Geld zurückwollen. Ich hoffe, es war nicht viel.« Sie musste los. Es war nicht ihre Art, Fremden Honig ums Maul zu schmieren. Das musste sie schon bei der Arbeit genug und ersparte es sich in ihrer Freizeit lieber. Hier hielt sie jetzt nichts mehr, außer das perverse Verlangen herauszufinden, ob sie Mr Eiskalt irgendeine Reaktion entlocken konnte. »Diese Nummer als Geheimagent, der in der Dunkelheit lauert, funktioniert nicht.« Und um besonders zuvorkommend zu sein, fügte sie noch hinzu: »Ich weiß nicht, was man Ihnen bei der Security-Ausbildung beigebracht hat, aber wenn Sie nächstes Mal verdeckt bei einem Dragqueen-Wettbewerb ermitteln, sollten Sie sich überlegen, ob Sie sich nicht lieber optisch anpassen. Vielleicht Lederchaps tragen oder wenigstens … Pastellfarben.« Bei der Vorstellung, ihn in ledernen Beinkleidern ohne Gesäßbesatz oder einem rosa Hemd, vielleicht sogar mit einem Tuch darin, zu sehen, schmiss sie sich vor Lachen weg.
    Jammerschade, dass er keinen Humor hatte. »Ich ermittele nicht verdeckt, und Ihr Name ist Stella Leon. Korrekt?« Ohne auch nur eine Miene zu verziehen, nahm er seinen Löffel und schob sich ein Stück Flan in den Mund.
    Er wusste ihren Namen. Sie wusste seinen zwar nicht, fragte aber auch nicht danach. Erstens weil es ihr egal war. Und zweitens glaubte er vielleicht, sie umbringen zu müssen, wenn er ihn ihr sagte. Sie versuchte vergeblich, sich wieder einzukriegen. Gott, was war sie manchmal zum Schreien! Vielleicht sollte sie es mal mit Stand-up-Comedy versuchen. Fast alles andere hatte sie ja schon ausprobiert. »Ganz genau.«
    »Ihre Schwester, Sadie Hollowell, sucht nach Ihnen.«
    Ihr Gelächter erstarb, und alles in ihr stand still. Machte dicht und schaltete ab. Ihr Herz. Ihre Atmung. Das Blut in ihren Adern. Sie ließ die Hände auf den Tisch sinken. »Sadie?« Der Name klang seltsam aus ihrem Mund. Sie sprach nicht mehr über Sadie. Versuchte, nicht an sie zu denken, was ihr meist auch gelang. Sie drückte Handflächen und Fingerspitzen auf die harte Tischplatte, als könnte sie sich an der glatten Oberfläche festhalten, während ihre Welt auf den Kopf gestellt wurde. »Sie kennen sie?«
    Er schüttelte den Kopf und sagte kauend: »Hab sie nie kennengelernt. Ich kenne ihren Verlobten Vince. Er hat mich kontaktiert.«
    »Warum …« Ihre Stimme brach, und sie räusperte sich. Offensichtlich war Sadie genau wie ihr Vater. Heuerte Leute an, die seine Probleme für ihn lösten. »Warum hat sie Sie nicht kontaktiert?«
    »Keine Ahnung. Sie hat sicher ihre Gründe.«
    Ihr Herz pochte schmerzlich, und in ihrem Kopf erhob sich ein schrilles Summen, das zu ihren Ohren wanderte. Stella kannte Sadies Gründe. Die Hollowells hatten schon immer Leute angeheuert, die sich um die Drecksarbeit kümmern mussten. Um sie. »Was will sie?«
    Er trank einen Schluck Kaffee und sah sie über den schweren Becher hinweg an. Seine grauen Augen taxierten sie, während er den Kaffee langsam wieder auf den Tisch stellte. »Werden Sie ohnmächtig?«
    »Nein.« Vielleicht. Aber wenn sie richtig zu atmen vergaß, bekäme sie höchstwahrscheinlich eine Panikattacke. Sie sog Luft in ihre Lunge und stieß sie langsam wieder aus, wie man es ihr beigebracht hatte, und widerstand dem natürlichen Drang ihres Körpers, hastig und flach zu atmen, als wäre sie am Ertrinken. »Was will sie?«
    »Mit Ihnen reden.«
    »Worüber?« Bestimmt wollte sie sichergehen, dass Stella sich von ihr fernhielt. Fern von der
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