Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut
Autoren: Rachel Gibson
Vom Netzwerk:
ließen den Asphalt erbeben. Selbst um drei Uhr morgens war die Party noch voll im Gange.
    »Vielleicht sollten wir einen Krankenwagen für Ricky rufen«, meinte sie, als sie an einem betrunkenen Touristen vorbeikamen, der auf eine neonblaue Palme kotzte.
    »So schlimm verletzt ist er auch wieder nicht.« Er lief dicht an der Straße, während er in einer Seitentasche an seiner Hose wühlte.
    »Er ist immerhin bewusstlos«, gab sie zu bedenken.
    »Vielleicht ist er leicht verletzt.« Er zog ein Handy hervor, tippte ein paar Ziffern ein und sprach mit jemandem. »Meine Nummer lässt sich zurückverfolgen. Du musst für mich bei Ricky’s Rock ’n’ Roll Saloon in Miami anrufen und denen Bescheid sagen, dass vor ihrem Hintereingang ein Betrunkener liegt.« Er lachte, während er Stellas Ellbogen nahm und mit ihr um die Ecke bog. Die dominante Berührung war so flüchtig, dass sie schon vorüber war, ehe sie Zeit hatte, ihren Arm wegzuziehen, und hinterließ dennoch einen heißen Abdruck, noch nachdem er die Hand wieder hatte sinken lassen. »Ja. Ich bin mir sicher, dass er betrunken ist.« Wieder lachte er. Sie traten an den Bordstein, und er streckte den Arm aus wie eine Sicherheitsschranke, während er sich nach rechts und links umschaute. »Da fahre ich in etwa einer Stunde hin. Das sollte glattgehen.« Dann deutete er auf das Café auf der anderen Straßenseite, als führte er das Kommando. Als sei er verantwortlich. Der Boss.
    Niemand war für Stella verantwortlich. Niemand kommandierte sie mehr herum. Sie war ihr eigener Boss. Nicht dass es eine Rolle spielte. Sie würde diesem Typen zehn Minuten ihrer Zeit schenken, und danach hieße es: Auf Nimmerwiedersehen, G. I. Joe.

ZWEI
    In dem kleinen kubanischen Café, das zwischen Restaurants und Bars in Miami Beach versteckt lag, ließ Stella ihren Rucksack auf einen Stuhl aus Metall und Vinyl plumpsen. G. I. Joe rückte ihr einen Stuhl zurecht und wartete, bis sie sich hinsetzte. »Danke.« Der Mann, der Ricky gerade k. o. geschlagen hatte, war gut erzogen? Das passte einfach nicht zusammen.
    »Gern geschehen.« Als er ihr gegenüber Platz nahm, fiel ihr Blick auf seine Brust. Harte Muskeln unter einem schwarzen T-Shirt. Hier in Miami gingen Männer nicht wie Doubles aus einem Terminator-Film gekleidet in Clubs. Nicht mal zur »Back Door Betty Night«. Sie trugen Baumwoll- oder Button-Down-Hemden, die sie in Designer-Jeans steckten, die sie sich wahrscheinlich nicht leisten konnten. Doch selbst wenn sie jeden Abend Hot Dogs essen mussten, liefen sie herum wie Jetsetter und Basketball-Stars, die Geld wie Heu hatten.
    Eine Kellnerin im knappen rosafarbenen T-Shirt und mit glattem schwarzem Pferdeschwanz und großen goldenen Ohrringen legte ihnen zwei Speisekarten hin. »Schon zurück?«, fragte sie mit kaum wahrnehmbarem Akzent.
    »Ich hab mir das mit dem Flan noch mal überlegt.« Er griff nach seiner Baseballmütze und warf sie auf den Stuhl neben ihm. Als er zu der Kellnerin aufblickte, sah Stella ihn zum ersten Mal richtig. Sein Gesicht war so hart wie seine Muskeln. Wie aus Stein gemeißelt. Wie eine zum Leben erwachte Actionfigur. »Und dazu einen schwarzen Kaffee.« Captain America mit schlimm platt gedrückten Haaren.
    Die Kellnerin wandte sich an Stella. »Und für Sie, Miss?«
    »Nur einen koffeinfreien Kaffee.« Koffein war das Letzte, was ihre schwachen Nerven jetzt vertrugen. So wie die Dinge lagen, würde sie heute sowieso lange wach liegen und versuchen, die Ereignisse dieser Nacht zu verarbeiten. »Mit Milch und Zucker.«
    Joe schaute der Kellnerin hinterher und fuhr sich mit den Fingern durch den kurzen blonden Haarschopf. »Wann sind Sie denn verabredet?« Er warf einen Blick auf die große Armbanduhr an seinem Handgelenk und sah Stella über den Tisch hinweg an. »Oder war das gelogen?«
    Grau. Seine Augen waren grau. Die Farbe von Rauch und Gewitterwolken. Anna Conda hatte behauptet, er sähe aus wie Tatum Channing, doch dieser Meinung war Stella nicht. Vielleicht waren Kinn und Mund ähnlich geformt, aber G. I. Joe war älter als der Star des Films Magic Mike. Ende dreißig vielleicht, mit winzigen Falten um die Augen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er viel lächelte. Wahrscheinlich kamen sie davon, weil er immer so finster dreinsah. »Was?«
    »Sie haben zu Ihrem Chef gesagt, dass Sie verabredet sind.«
    Ach ja. »Ich wollte nur, dass er mich gehen lässt.« Ihr Amy-Beehive verrutschte, als sie den Kopf schüttelte. »Wie lange haben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher