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Kuessen Auf Eigene Gefahr

Kuessen Auf Eigene Gefahr

Titel: Kuessen Auf Eigene Gefahr
Autoren: Stephanie Rowe
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weiteren Tag unter der Herrschaft der blonden Despotin zu überstehen, war das jedes Mal ein kleiner Sieg. Nigel hatte Glück, dass sie für ihn die Malerei ausgesucht hatte, denn dem Schlaffi machte das tatsächlich Spaß.
    Für Blaines gequälten Geist boten Kreuzstichstickereien nicht gerade eine Zuflucht.
    Sein Team bestand aus den letzten vier Überlebenden einer Gruppe von dreißig Jungen, die vor einhundertfünfzig Jahren verschleppt und in das Reich der Hexe gebracht worden waren. Die meisten von ihnen waren gestorben. Einige wenige waren gerettet worden. Auch Jarvis und Nigel hatten einige Zeit auf Rettung gehofft, doch Blaine hatte sich nie mit Gedanken daran aufgehalten.
    Schon als Vierjähriger hatte er gewusst, dass niemand kommen würde, um ihn zu holen. Er hatte mit angehört, wie seine eigenen Eltern den Handel mit der Zauberin abgeschlossen hatten. Er konnte sich immer noch daran erinnern, wie er mit dem Wolf in der Hand, den er gerade für seine Mutter zum Geburtstag geschnitzt hatte, auf der oberen Treppenstufe gesessen hatte. An das Geräusch, als das Tier auf den Holzboden aufschlug, an das Knacken, als ein Bein abbrach. Wie er dort gesessen hatte, betäubt und sprachlos, und zugehört hatte, wie seine eigene Mutter seine Seele dem Teufel übergab.
    Als Angelica gekommen war, um ihn zu holen, hatte er ihr nichts entgegenzusetzen gehabt. Die breite Narbe, die sich über seinen Arm erstreckte, war der Beweis dafür. Er rieb mit seiner Hand über das Mal, das von der letzten Verletzung zeugte, die er sich zugezogen hatte, bevor er ihr Spielzeug geworden war und die Fähigkeit entwickelt hatte, sich zu heilen.
    Diese Narbe sollte ihn daran erinnern, keiner Seele etwas anzuvertrauen, was für ihn von Bedeutung war. Der Tag, an dem sie ihn in diesem Keller fertiggemacht hatte, war der Tag gewesen, an dem er beschlossen hatte, sich selbst zu retten. Manchmal war sein Dürsten nach Freiheit das Einzige gewesen, was ihn aufrecht gehalten hatte. Als er dort gelegen hatte, die Hexe thronend über ihm, und mit seinem Blut auch das Leben aus ihm herausgeflossen war ... seine strikte Weigerung, als Gefangener zu sterben, war oft genug die einzige Kraft gewesen, die ihn vom Rand des Todes zurückholen konnte.
    Diese Widerstandsfähigkeit hatte ihn zu einem von Angelicas Lieblingsspielzeugen gemacht.
    Und jetzt würde er gewinnen. Rock on.
    «Ich hasse Stricken. Für dieses ganze zwei links, zwei rechts sind meine Hände verdammt noch mal zu riesig.» Jarvis positionierte sich neben Blaine und dehnte seine Finger. Sie standen in enger Formation, Schulter an Schulter an Schulter. Die Hexe hatte versucht, sie mit weiblichen Tugenden zu entmannen, um sie so kontrollieren zu können. Aber sie hatte sie damit auch zu stahlharten Kriegern gemacht.
    Sie hatte ja keine Ahnung, wie stahlhart sie inzwischen waren.
    Aber heute war ihr Glückstag. Nicht mehr lange und sie würde es herausfinden.
    «Stricken hat etwas mit Finesse zu tun und nicht damit, wie groß deine Hände sind.» Aus Nigels Handflächen stieg dicker, schwarzer Qualm auf. «Mir scheint, du bist da irgendwie geistig blockiert.»
    «Da hat Nigel nicht unrecht, Jarvis.» Blaine konzentrierte seine ganze Energie auf seine Brust. Der Piratenschädel begann zu brennen und er öffnete sich dem Schmerz. Komm schon. «In der Zone hab ich dich schon sehr schöne, detaillierte Sachen mit deinen Stricknadeln machen sehen.»
    Die Flammen, die aus seiner Brust leckten, waren orange. Nicht heiß genug. Er dachte daran, wie er das letzte Mal mit Angelica allein gewesen war, und daran, was sie ihm angetan hatte. Die Wut stieg kraftvoll in ihm auf und die Flammen wurden blau-weiß. Schon besser.
    Dann erschien ihr Gegner. Der erste Schnudel kam mit gefletschten Zähnen und angelegten Ohren um die Ecke und fing an, wie wahnsinnig zu kläffen. Blaine straffte sich. Mist . Er hätte sich so gerne geirrt.
    Sie hätte die Dämonen schicken können.
    Oder die Grubenottern.
    Aber nein. Sie hatte die Schnudel geschickt.
    Ihre Chance, es in die Freiheit zu schaffen, war gerade zum Teufel gegangen.
    «Noch sieben Tage und du bist das Morden los!»
    «Ja ja, beschrei es auch noch, das macht es viel spannender», spöttelte Trinity Harpswell zurück (okay, vielleicht mischte sich zu dem Spott auch noch ein klein wenig Ernst oder doch eher Panik). Sie hob ihr Wasserglas und stieß damit gegen das Weinglas von Reina Fleming, ihrer besten Freundin. Dass sie hier ihren Sieg über den
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