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Kuessen Auf Eigene Gefahr

Kuessen Auf Eigene Gefahr

Titel: Kuessen Auf Eigene Gefahr
Autoren: Stephanie Rowe
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Augenblick hatte sie ihr Herz an ihn verloren. Eine Stunde später hatte er dann an sie sein Leben verloren. «Ja, mir ist klar, dass er auch schlechte Eigenschaften hatte, aber unter dieser Oberfläche war er ein fürsorglicher und sensibler Mann. Als ich ihn getötet habe, wusste ich nicht, dass er der Würger ist. Ich habe ihn kaltgestellt, weil er ein netter Kerl war –»
    «Und wenn der Rest der Welt der Auffassung ist, dass du ihn getötet hast, weil er sich in dein Schlafzimmer geschlichen hat, um dich zu foltern und zu erwürgen, dann solltest du es dabei belassen.» Reina rollte mit den Augen. «Du musst damit aufhören, ihn zu verteidigen. Ich meine, er hatte es verdient, zu sterben. Er hat all diese Menschen ermordet –»
    «Dann verdient es also jeder, der unschuldige Menschen ermordet, zu sterben? Ich auch?»
    In Reinas Augen blitzte es. «Ach, komm schon. Fang nicht so an. Du weißt, dass es bei dir etwas anderes ist. Du handelst unter Zwang.»
    «Genau wie er. Bei ihm war es zwar kein Fluch, dafür aber eine Zwangsstörung. Inwiefern bin ich besser als er?» Ihre Eltern hatten ihr immer versichert, sie wäre kein schlechter Mensch, dass es nicht ihre Schuld war – aber woher wollten sie das wissen? Nur sie allein spürte diese pulsierende Befriedigung, wenn sie neben der Leiche des Mannes stand, den sie liebte. Gut, meistens weinte sie dann auch und hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen, aber tief in ihrem Inneren empfand sie auch Stolz. Vielleicht war das der Fluch, vielleicht war es aber auch ihr wahres Ich.
    Sie musste herausbekommen, was von beidem wirklich zutraf.
    «Du bist ein guter Mensch!», widersprach Reina. «Du –»
    «Begreifst du denn nicht, was für eine Angst ich davor habe, wie Barry zu sein? Dass es besser wäre, mich zu töten, um den Rest der Menschheit vor mir zu schützen?» Trinity nestelte an ihrem Armband mit den Herzanhängern. Auf jedem Herz stand «Glaube!» eingraviert. «Ich muss sicher sein, dass ich anders bin. Ich muss wissen, dass ich mehr bin. Und der einzige Weg, wie ich mir das beweisen kann, ist, wenn ich mich dem Fluch stelle und dann genug Güte in meiner Seele finden kann, um mein Verlangen zu morden damit zu übertrumpfen.»
    Reina seufzte. «Ich hasse es, wenn du es schaffst, Irrsinn logisch erscheinen zu lassen.»
    Trinity stieß den Atem aus. «Wirst du mir helfen, diese Woche zu überstehen? Ich werde mich nicht verkriechen. Ich muss mich der Sache stellen.»
    Reina schüttelte resigniert den Kopf. «Gut. Ich helfe dir, aber ich bin immer noch der Meinung, dass wir einen Mädelstrip zur Ferienhütte unternehmen sollten. Warum möchtest du nur, um dir etwas zu beweisen, ewige Verdammnis riskieren?»
    «Das ist nicht so einfach.»
    «Ich weiß. Ich werde dich unterstützen, aber ich werde auch weiterhin versuchen, es dir auszureden.» Reina nahm Trinity ihr Weinglas, das sie noch nicht einmal angerührt hatte, wieder weg.
    Als ob jetzt der richtige Zeitpunkt für die enthemmende Wirkung von Alkohol gewesen wäre. Also bitte.
    Reina trank einen Schluck von ihrem Wein und stellte dann das Glas auf den Tisch. «Okay, also eigentlich wollte ich dich damit überraschen, aber ich habe das Gefühl, als könntest du sofort ein bisschen Inspiration gebrauchen. Das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels. Einen Tritt in den Hintern, damit du endlich aufhörst, so weinerlich zu sein und griesgrämig damit zu hadern, wie schlecht du doch bist.»
    «Ich bin nicht weinerlich. Ich bin realistisch. Das ist was anderes.»
    Trinity nahm sich ein Brötchen und fing an, es zu zerpflücken. Es dampfte und sie atmete den Duft des frischgebackenen Teiges ein. Reina hatte für ihr Treffen auf das schönste Restaurant in ganz Boston bestanden und allein wegen der Brötchen war es schon einen Besuch wert. «Und deine Überraschungen machen mir Angst. Erinnerst du dich noch daran, als du für meinen einundzwanzigsten Geburtstag den Tod als Stripper engagiert hast, und meine Mutter geglaubt hat, er wäre gekommen, um mich zu holen?» Sie verdrehte die Augen. «Bis dahin hatte ich nicht gewusst, dass meine Mum einen Baseball mit so viel Wucht werfen kann. Sie hat ihn glatt ausgeknockt.»
    Reina zuckte zusammen. «Okay, das war nicht meine beste Nummer, aber dieses Mal ist es eine gute Überraschung.» Sie hielt Trinity ihr iPhone hin, auf dessen Display die Silhouette eines Mannes zu sehen war, der an einem Telefonmast lehnte. Das Bild war sehr dunkel und Trinity konnte
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