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Küsse und andere Katastrophen

Küsse und andere Katastrophen

Titel: Küsse und andere Katastrophen
Autoren: Jill Shalvis
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tun.”
    Allerdings kam er trotzdem näher und lehnte sich mit der Hüfte gegen das Geländer. Seine Brust berührte Taylors Schulter. Er musterte Taylor eindringlich, während sie so tat, als hätte sie noch nie etwas so Interessantes wie die Blumen in diesem Garten gesehen.
    “Ich wollte schon weg, bevor ich überhaupt hier ankam”, erklärte er.
    “Was hält Sie dann noch hier?” Nein, dachte sie, ich sehe ihn nicht an. Mir ist es gleich, wie groß und kräftig er ist. Sie konnte die Hitze seines Körpers spüren und sehnte sich danach, mehr davon zu fühlen, obwohl es hier draußen heiß genug war.
    Allein diese Sehnsucht trieb ihr wieder die Tränen in die Augen, und ein paar Tränen liefen ihr über die Wangen. Taylor hielt noch die Luft an, doch dann schniefte sie laut.
    “Oh nein.” Mac legte ihr die Hände auf die Arme und drehte Taylor zu sich herum, sodass sie seinem Blick nicht länger ausweichen konnte. “Was ist denn los?”
    Was los war? Nichts. Alles.
    “Prinzessin?”
    In diesem tiefen weichen Tonfall klang das verhasste Wort wie ein Kosename. Diesen samtweichen Ton hätte Taylor niemals von Mac erwartet. Sie brachte keinen Ton heraus, und so schüttelte sie nur schweigend den Kopf.
    Mit einem Daumen strich er ihre eine Träne von der Wange. Taylor wusste, dass ihr Gesicht mittlerweile dem eines Waschbären glich, doch im Moment machte sie sich in erster Linie Sorgen darüber, was Macs Berührung in ihr auslöste. Sein Daumen beschrieb kleine Kreise auf ihrer Wange, und mit den anderen Fingern fuhr er ihr ins Haar. Taylor stand nur reglos da und kämpfte gegen den Drang an, einfach loszuschluchzen und ihren Kummer rauszulassen.
    Schweigend wartete Mac ab. Er drängte sie nicht und wirkte auch nicht so, als wäre es ihm peinlich, dass sie weinte. Er tat nichts, außer geduldig darauf zu warten, dass sie sich wieder beruhigte.
    Und auf einmal wollte Taylor sich gar nicht mehr zusammenreißen. “Alles, was sie gesagt haben, stimmt”, stieß sie flüsternd aus. “Ich bin als verwöhnte Göre aufgewachsen.” Sie wartete auf irgendeine Zurückweisung, doch Mac massierte ihr nur sanft die Schläfen. “Meine Familie … wir standen uns alle nie sehr nahe. Dank Großvaters Vermögen habe ich eine erstklassige Ausbildung erhalten. Alle paar Jahre hat er mich besucht, um zu sehen, ob sich seine Investition auch auszahlte, aber darüber hinaus hatte ich zu ihm keinen Kontakt. Ich hatte immer den Eindruck, er wäre von mir enttäuscht.”
    “Taylor …”
    “Nein, schon gut.” Sie wollte sein Mitleid nicht. Die Stille hier draußen machte diesen Moment zu etwas sehr Intimem. Taylor schmiegte sich an Macs großen kräftigen Körper. “Mein Großvater ist gestorben”, erklärte sie. “Und sein Testament war … ziemlich überraschend.”
    “Inwiefern?”
    “Tja, zum einen hat er mir das Haus hinterlassen, das du gerade renovierst.”
    “Ein wahres Prachtstück.”
    “Allerdings. Vorausgesetzt, man richtet es wieder her. Und das kostet eine Unmenge Geld.”
    Mac nickte.
    “Mein Großvater hat den Fonds, aus dem er mich finanziert hat, komplett meiner Mutter übertragen. In dem Wissen, dass sie niemals mit jemandem teilen würde.” Taylor schloss die Augen, bevor sie die Wahrheit gestand: “Dadurch bin ich praktisch pleite.”
    “Wieso gibt deine Mutter dir nichts ab?”
    “Sie spart schon ihr ganzes Leben lang für schlechte Zeiten.” Taylor stieß ein kurzes Lachen aus. “Sie ist der reichste Geizhals, den man sich denken kann.”
    “Und was ist mit deinem Vater?”
    “Er ist wieder verheiratet und lebt in Europa. Ich sehe ihn nur sehr selten.”
    “Die Frauen dort drinnen haben über deine Mutter gesprochen, als wäre sie heute Abend auch hier.”
    “Das ist sie auch. Du kennst doch sicher Isabel Craftsman.”
    Ungläubig riss Mac die Augen auf. “Deine Mutter ist die Bürgermeisterin?”
    “Genau die.” Normalerweise führten solche Unterhaltungen immer in eine von zwei möglichen Richtungen. Entweder wurde Taylor bewundernd angestarrt, weil ihre Mutter trotz ihrer Unterkühltheit viel für die Stadt getan hatte, oder die Reaktion war verächtlich, denn Taylors Mutter hatte sich auf dem Weg nach oben keine Freunde gemacht.
    Mac hingegen wirkte weder bewundernd noch verächtlich. “Und du kannst dich wirklich nicht an sie wenden, wenn du Hilfe brauchst?”
    “Doch, das könnte ich, aber …”
    “Du willst es nicht”, beendete er den Satz für sie, und Taylor las Respekt in
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