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Küsse und andere Katastrophen

Küsse und andere Katastrophen

Titel: Küsse und andere Katastrophen
Autoren: Jill Shalvis
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tätigen wollen, als seine Exfrau ihn sich geangelt hatte. Sie hatte bei seinem Namen gleich das große Geld gewittert und nicht damit gerechnet, dass ihm seine Unabhängigkeit mehr bedeutete als ein Leben im Reichtum, das seine Familie ihm ermöglichen konnte.
    Auch heute noch fand Mac es beschämend, wie leicht es ihr gefallen war, ihn zu ködern. Sie musste nur lächeln und sich ein paar Mal durch das perfekt frisierte Haar streichen, und schon war er ihr verfallen.
    Diese verdammten Erinnerungen!
    Er verdrängte die Gedanken an die Vergangenheit, setzte ein Lächeln auf und kämpfte sich weiter durch die Menge. Er hatte den festen Vorsatz, nett zu sein und sich unter die Menge zu mischen.
    Eine Stunde später war Mac davon überzeugt, seine Pflicht erfüllt zu haben. Er hatte mit den wichtigsten Entscheidungsträgern geplaudert. Beispielsweise mit der Bürgermeisterin Isabel W. Craftsman, die für ihren rücksichtslosen Ehrgeiz bekannt war. Dennoch waren sich alle einig, dass sie für die Stadt mehr erreicht hatte als jeder andere Bürgermeister zuvor. Auch mit dem Stadtrat Daniel Oberman, der früher einmal selbst ein Bauunternehmen geleitet hatte, jetzt aber mit vollem Einsatz die Renovierungsprojekte vorantrieb, hatte Mac gesprochen und mit verschiedenen anderen.
    Kein Wunder, dass er jetzt Kopfschmerzen hatte. In dieser Woche hatte er schwer gearbeitet, und deshalb beschloss er, in ein paar Minuten mit einem höflichen Lächeln zu verschwinden.
    Und das hätte er bestimmt getan, wenn er Taylor Wellington nicht gesehen hätte, die Frau, die ihm im Moment das Leben zur Hölle machte.
    Sie trug ein glänzendes hellblaues Kleid mit Spaghettiträgern, das ihre Schenkel nur halb bedeckte. Ihre nackten Beine waren gebräunt und noch länger, als Mac sie in Erinnerung hatte. Im Augenblick wurde Taylor von einer Gruppe von Frauen umringt, die alle aussahen, als wäre es ihr höchstes Ziel im Leben, sich für solche Anlässe zurechtzumachen. Jede von diesen Frauen hätte auf das Titelbild einer Zeitschrift gepasst, doch in Macs Augen sahen sie alle wie Plastikpüppchen aus, Taylor eingeschlossen.
    Dann hob sie den Kopf und blickte ihm in die Augen. Und innerhalb eines Wimpernschlags bekam ihr kühler Blick einen Ausdruck, den man nur als leidenschaftlich bezeichnen konnte. Das passierte so schnell, dass Mac schon glaubte, er hätte es sich bloß eingebildet.
    Dieser Blick traf ihn mitten ins Herz. Es war gleichzeitig quälend und unglaublich schön. Aber wie kam sie dazu, ihn so anzusehen?
    Taylor blickte ihm weiter in die Augen, obwohl die Leute um sie herum mit ihr sprachen, sie anlächelten und ihr im Vorbeigehen zunickten. Sie schien völlig unberührt von dem, was um sie herum vorging. Doch dann war der Moment vorbei, und ihr Blick wurde wieder so kühl, als wäre nichts geschehen.
    Ihre Gedanken und Gefühle verbergen, das kann sie wirklich gut, dachte Mac. Mir soll’s recht sein. Ich will nämlich gar nichts Näheres darüber wissen.
    Doch sie blickte immer wieder zu ihm hinüber, und Mac konnte gar nicht anders, er ging langsam auf sie zu. Er fühlte sich wie an einem Bungee-Sprungseil, das an Taylor befestigt war. Und das, obwohl er sich gerade eben erst vorgenommen hatte, von hier zu verschwinden.
    Als er Taylor erreicht hatte, wich seine Benommenheit langsam, und er nahm seine Umgebung wieder wahr. Er spürte die kühle Luft und hörte die aufgetakelte rothaarige Frau links von Taylor sagen: “Es überrascht mich, dich hier zu sehen, Taylor. Eigentlich hatten wir gehört, dass du – wie soll man es ausdrücken? –, dass du auf der sozialen Leiter ein paar Sprossen nach unten gerutscht seist.”
    “Ganz nach unten”, fügte die perfekt frisierte Frau zu Taylors Rechten hinzu. “Bis zur untersten Sprosse.”
    Einige der Frauen lachten, so als würden sie sich alle über den Scherz amüsieren. Doch im Grunde bestand kein Zweifel, dass sie sich alle über Taylor lustig machten.
    Sie wandte sich wieder den Frauen zu und wirkte dabei so kühl und abweisend, als könnte ihr der Spott der anderen überhaupt nichts anhaben.
    “Wir haben von dem Testament gehört.” Die Frau, die das sagte, schaffte es nicht ganz, einen überzeugend mitfühlenden Blick aufzusetzen. Ihre Häme ließ sich nicht überspielen. “Hat dein Großvater wirklich sein ganzes Geld deiner Mutter vermacht und dir keinen Cent hinterlassen?”
    Unbeeindruckt erwiderte Taylor ihren Blick. “Was spielt das für eine Rolle? Ich brauche kein
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