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Kuesse niemals deinen Chef

Kuesse niemals deinen Chef

Titel: Kuesse niemals deinen Chef
Autoren: Caitlin Crews
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Sprache verschlagen konnte.
    Die ebenfalls illuminierte Fassade des Haupthauses vermittelte den Eindruck eines gotischen Märchenschlosses und lud die Gäste ein, mit sanftem Schaudern und Gruseln näherzutreten und sich gegenseitig Tragödien und Schauergeschichten zuzuraunen, die seit Jahrhunderten untrennbar mit der Wolfe-Familie verbunden waren.
    Mit meiner Familie, dachte Lucas und verspürte zum ersten Mal keinen Widerwillen und keine Bitterkeit bei dieser Vorstellung. Seite an Seite standen Jacob und er am Ufer des Sees und beerdigten stumm die Geister der Vergangenheit. Der Spuk war vorbei. Vielleicht konnten sie eines Tages sogar wieder Freunde sein.
    „Wir sehen uns auf der Gala“, sagte Jacob irgendwann.
    „Auf jeden Fall“, bestätigte Lucas. „Aber nicht erschrecken, ich muss natürlich die Rolle von Lucas Wolfe, Englands begehrtestem Playboy spielen. Darin bin ich wirklich perfekt. Du wirst sehen, noch vor Ende des Abends wird mehr als die Hälfte der weiblichen Gäste unrettbar in mich verschossen sein.“
    Jacob lachte. „Das ist doch nichts Neues.“
    Fasziniert stellte Lucas fest, dass er seinen großen Bruder noch nie so locker und entspannt erlebt hatte wie in diesem Moment. Als Jacob ihm dann auch noch kameradschaftlich auf die Schulter klopfte, war er wie paralysiert und schaute ihm lange auf seinem Weg in Richtung Partyzelt hinterher.
    Selbst in ihren besten Zeiten, wenn es die überhaupt gegeben hatte, waren die Wolfes keine Familie gewesen, in der man Gefühle zeigte. Zumindest keine positiven! Daher wusste Lucas die Geste besonders hoch einzuschätzen. Es war mehr als ein kleiner Olivenzweig – eher eine Brücke, über die sie beide gehen und sich in der Mitte treffen konnten, um einen gemeinsamen Weg in die Zukunft zu starten.
    „Jacob!“
    Der Angerufene drehte sich um.
    „Willkommen zu Hause!“
    Lucas schüttelte brav jede Hand, posierte bereitwillig für jedes Foto und bezauberte jeden Gast, der das Glück hatte, in seine Nähe zu gelangen.
    Das Festzelt erstrahlte im Glanz der üppigen Kristalllüster und Hunderten von Kerzen, deren Schein sich in den mit glänzenden Seidentapeten dekorierten Wänden widerspiegelte. Das Gästeaufgebot, die gesellschaftliche Crème de la Crème Europas, setzte sich aus Vertretern der Aristokratie, des Wirtschafts- und Geldadels sowie zahlreichen Berühmtheiten aus der Kunst-, Film- und Musikszene zusammen.
    Allen war eines gemeinsam: die Neugierde auf die ungewöhnliche Symbiose zwischen dem eher konservativen, traditionsreichen Londoner Luxuskaufhaus und einer der bekanntesten Familien Englands, um die sich seit Jahrhunderten zahlreiche Legenden rankten.
    Dass bei dem Mega-Event neben Lucas Wolfe, dem erklärten Liebling der Klatschpresse, auch noch andere Familienmitglieder zugegen waren, erhöhte den Reiz des Ganzen nur noch und entfachte die Fantasie der Gäste.
    Da gab es zum einen Jacob Wolfe, den geheimnisumwitterten, lange verschollenen Erben von Wolfe Manor, der so plötzlich wieder aufgetaucht war, wie er damals nach dem mysteriösen Tod seines Vaters verschwunden war. Und außerdem Nathaniel Wolfe, Hollywoods ungekrönter Herrscher, der den diesjährigen Sapphire Award als bester Hauptdarsteller bekommen hatte und mit seiner Verlobten am Arm erschien. Sogar Annabelle, die sonst eher das Licht der Öffentlichkeit scheute, ließ es sich nicht nehmen, ihrer Leidenschaft als professionelle Fotografin zu frönen und die Gala in Bildern festzuhalten.
    Lucas aber himmelten die Pressevertreter so vorbehaltlos an, dass es sie nicht einmal zu stören schien, von ihm nach Lust und Laune manipuliert zu werden.
    „Keine weiteren Fotos!“, verlangte er gerade mit strahlendem Lächeln von dem Journalisten, den er am wenigsten leiden konnte. „Haben Sie für diese Woche nicht bereits genug Schaden angerichtet?“ Am liebsten hätte er den dreisten Kerl, der die Kussfotos von Grace und ihm in der Bar geschossen hatte, seine Fäuste spüren lassen. Doch es war wohl besser, die Journaille nicht zu verstimmen und in jeder Situation die Kontrolle in der Hand zu behalten.
    Ohne die Reaktion des Bildreporters abzuwarten, schlenderte Lucas davon, lächelte nach rechts und links und hielt Ausschau nach Grace. Charlie Winthrop grüßte ihn jovial mit erhobenem Champagnerglas und wirkte zufrieden wie ein feister Kater vor einem vollen Sahnetopf.
    Aber Grace war nirgendwo zu sehen.
    Als er einige Mitglieder ihres Teams in einer Ecke plaudernd zusammenstehen
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