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Küsse auf Eis - True Love and other Disasters

Titel: Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
Autoren: Rachel Gibson
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eingetauscht, der mit dem Schwanz nach dem Puck schlug. Spieler wurden ständig verkauft. Wenigstens hatte er nicht bis auf den letzten Drücker gewartet, das Angebot über mehr Geld und - etwas unendlich Wertvolleres als Gold - eine bessere Chance auf den Pokal anzunehmen.
    Schon länger als eine Saison war allgemein bekannt gewesen, dass er mit dem Management in Vancouver und dem Führungsstil des dortigen Trainerstabs nicht zufrieden war. Dann, kurz nach Weihnachten, wurde Seattles Kapitän, Mark Bressler, in einen schrecklichen Autounfall verwickelt, und die Mannschaft stand auf einmal ohne ihren Führungsspieler da. Daraufhin hatte die Seattler Organisation Ty ein Angebot gemacht, das er seiner Meinung nach nicht ausschlagen konnte,
und er hatte den Wechsel vollzogen. In der kanadischen Presse und ganz Kanada gab es eine Menge Leute, sein Vater eingeschlossen, die der Meinung waren, dass er sich deshalb schlecht fühlen sollte - wie ein Verräter. Doch das tat er nicht.
    Wenigstens bewarfen ihn die Fans heute Abend nicht mit Gegenständen, was im Grunde ein Schock war, wenn man bedachte, wie verraten sich die Menschen von seinem Überlaufen zum Feind 200 Kilometer weiter südlich gefühlt hatten.
    Ein Lächeln umspielte seinen Mundwinkel, als er seinen Helm überstülpte und auf Schlittschuhen zum mittleren Anspielkreis glitt, um mit seinem ehemaligen Mannschaftskameraden Markus Naslund das Spiel zu eröffnen. Sicherheitshalber lief er zwei Mal am Kreis vorbei, bevor er mittendrin stoppte.
    »Wie läuft’s denn so, Nazzy?«, fragte er.
    »Fick dich, Heiliger«, gab Markus grinsend zurück.
    Ty lachte. Er mochte Nazzy. Respektierte sein Können auf dem Eis, doch heute Abend war es seine Aufgabe, in ihm den Wunsch zu wecken, lieber zu Hause geblieben zu sein. Ty kannte die Gegner besser als die Spieler seines eigenen Teams, weil er schon viel länger mit ihnen gespielt hatte, aber in 5-gegen-5-Situationen hatten die Chinooks die beste Mannschaft in der Liga, während ihre Powerplay-Unit der Grund für ein Viertel der Tore war, wenn sie in der Überzahl waren. Wenn die Chinooks Feuer gefangen hatten, dominierten sie das Eis mit Tempo, animalischer Kraft und Eishockey-Verstand.
    Doch an jenem Abend in Vancouver lag etwas Merkwürdiges in der Luft. Ty glaubte nicht so sehr ans Verhextsein. Klar, er lief immer erst zwei Mal am mittleren Anspielkreis vorbei, bevor er ihn betrat, doch im Grunde war er nicht abergläubisch.
Er glaubte mehr an Können als an irgendein undefinierbares Pech, weshalb er auch einer der wenigen Spieler war, die sich während der Play-offs rasierten.
    Aber an diesem Spiel war wirklich irgendwas suspekt. Vom Einwurf der ersten springenden Gummischeibe an entwickelten sich die Dinge nicht zugunsten der Chinooks. Die Verteidigung hatte ihre liebe Mühe, den Puck überhaupt zum Angriff zu spielen, und wie der Rest des Teams konnte Ty keinen festen Rhythmus finden. Ty stürmte zum gegnerischen Netz, hatte jedoch Probleme, den Puck in Schussposition zu bringen.
    Schüsse prallten vom Torgestänge ab, und nach der Hälfte des zweiten Drittels war das Spiel zu Eishockey der alten Schule degeneriert. Sam Leclaire und Guard Andre Courture hockten die meiste Zeit wegen »unabsichtlichen« Beinstellens, Ellenbogenstößen, Stockschlägen und übertriebener Härte in den Spielfeldecken auf der Strafbank.
    In den letzten Spielsekunden hatte Ty endlich einen Flow und raste mit dem Puck auf der Schaufel übers Eis. Er wusste, dass der Goalie aus Vancouver mit links fing und rechts antäuschte. Das Sch-Sch seiner Schlittschuhe wurde vom Hämmern in seinem Kopf und der schreienden Menschenmenge übertönt. Er holte aus und feuerte zwischen Roberto Luongos Beine. Das Schlägerblatt knallte aufs Eis und zerbrach, und Ty musste ungläubig zusehen, wie der Puck weit neben das Tor rutschte, während der Schluss-Summer ertönte. Das Spielergebnis: Seattle-Vancouver 1:2.
    Eine halbe Stunde später saß Ty in der Kabine der Gastmannschaft und starrte mit leerem Blick auf den Teppich zwischen seinen nackten Füßen. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüfte und ein zweites um den Hals geschlungen. Seine
Mannschaftskameraden standen vor ihren Schließfächern, trockneten sich ab und zogen sich für den Heimflug an. Das einzig Gute an dem Abend war, dass Coach Nystrom die Presse aus der Kabine verbannt hatte.
    »Wir werden dieses Spiel hinter uns lassen«, verkündete Coach Nystrom entschlossen, als er hereinkam. Er schob
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