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Küsse auf Eis - True Love and other Disasters

Titel: Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
Autoren: Rachel Gibson
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sterben. Sie hatte ihn angefleht durchzuhalten, doch er hatte es nicht geschafft.
    Es war alles so schnell gegangen. Bis die Sanitäter endlich kamen, war Virgil tot. Und seine Familie hatte sie nur noch mehr gehasst, weil sie am Ende bei ihm gewesen war, statt dankbar dafür zu sein, dass er nicht allein gestorben war.
    Faith lief ins Schlafzimmer und schnappte sich den Louis-Vuitton-Koffer, in den sie ein paar Sachen zum Wechseln und den Schmuck gepackt hatte, den Virgil ihr während ihrer fünfjährigen Ehe gekauft hatte.
    »Ich muss das durchsuchen«, verkündete Landons Anwalt und betrat den Raum.
    Faith hatte ihre eigenen Anwälte. »Dazu brauchen Sie einen Durchsuchungsbeschluss«, protestierte sie und drängelte sich brüsk an ihm vorbei. Er machte keine Anstalten, sie aufzuhalten. Faith war schon mit zu vielen wirklich Furcht einflößenden Männern zusammen gewesen, um sich von Landons Rüpeln einschüchtern zu lassen. Auf dem Weg aus dem Wohnzimmer schnappte sie sich ihren schwarzen Valentino-Mantel. Sie steckte Virgils Exemplar von David Copperfield in ihre Hermès-Tasche und lief zielstrebig zum vorderen Teil des Hauses. Sie hätte auch durch den Hinterausgang hinausgehen
können, über die Dienstbotentreppe, und sich damit erspart, Virgils Familie in die Arme zu laufen, aber das hatte sie nicht vor. Sie hatte nicht die Absicht, sich davonzustehlen, als hätte sie etwas falsch gemacht. Oben auf der Treppe schlüpfte sie in ihren Mantel und musste bei dem Gedanken an ihre ständigen Diskussionen mit Virgil lächeln. Er hatte immer gewollt, dass sie einen Nerz oder einen Silberfuchs trug, aber sie hatte sich in einem Pelz nicht wohlgefühlt. Nicht einmal nachdem er sie darauf hingewiesen hatte, dass sie eine Scheinheilige war, weil sie Leder trug. Was stimmte. Sie liebte Leder. Obwohl sie in letzter Zeit Geschmack und Mäßigung walten ließ. Etwas, das ihre Mutter erst noch lernen musste.
    Als sie die lange Wendeltreppe hinabstieg, setzte sie ein gezwungenes Lächeln auf. Sie verabschiedete sich bei ein paar von Virgils Freunden, die nett zu ihr gewesen waren, und ging durch den Haupteingang hinaus.
    Die Zukunft lag vor ihr. Sie war dreißig Jahre alt und konnte tun und lassen, was sie wollte. Sie konnte sich weiterbilden oder sich eine einjährige Auszeit nehmen und irgendwo an einem warmen Strand faulenzen.
    Sie blickte zurück zu der zweistöckigen Backsteinvilla, in der sie während ihrer fünfjährigen Ehe mit Virgil gewohnt hatte. Ihr Leben mit Virgil war schön gewesen. Er hatte auf sie aufgepasst, und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie nicht auf sich selbst aufpassen müssen. Sich entspannen können. Durchatmen und Spaß haben können und nicht ums Überleben kämpfen müssen.
    »Auf Wiedersehen«, flüsterte sie und richtete die Spitzen ihrer roten Lederpumps entschlossen in die Zukunft. Auf dem Weg zu ihrem Bentley Continental GT klapperten ihre Absätze die Stufen hinab und zur Garage hinter dem Haus.
Virgil hatte ihr den Wagen zu ihrem dreißigsten Geburtstag vergangenen September geschenkt. Sie warf den Koffer in den Kofferraum, sprang ins Auto und verließ das Anwesen. Wenn sie sich sputete, könnte sie gerade noch die Fähre um halb sieben nach Seattle erwischen.
    Als sie durch die Tore fuhr, fragte sie sich erneut, was sie aus ihrem Leben machen sollte. Abgesehen von den paar Wohltätigkeitsvereinen, in denen sie gelegentlich den Vorsitz übernahm, gab es niemanden, der sie brauchte. Auch wenn es stimmte, dass Virgil sich um sie gekümmert hatte, hatte sie sich auch um ihn gekümmert.
    Sie zog ihre Sonnenbrille aus der Handtasche und schob sie sich auf die Nase.
    Und was um alles in der Welt sollte sie mit seinem Eishockeyteam und den vielen knallharten, brutalen Spielern anstellen? Ein paar von ihnen hatte sie bei den alljährlichen Weihnachtspartys kennengelernt, die sie mit Virgil besuchte. Sie erinnerte sich vor allem an den großen, schweren Russen, Vlad, den jungen Schweden, Daniel, und den Kerl mit dem ständig geprellten Gesicht, Sam, doch sie zu kennen wäre zu viel gesagt. Für sie gehörten sie nur zu den gut zwanzig Mann, die, soweit sie es beurteilen konnte, sich gerne prügelten und viel in die Gegend spuckten.
    Es war das Beste, wenn sie die Mannschaft verkaufte. Das war es wirklich. Sie wusste, was sie von ihr hielten. Schließlich war sie nicht dumm. Sie hielten sie für ein Betthäschen. Ein Trophäenweibchen. Virgils schmückende Begleiterin. Wahrscheinlich reichten
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