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Kuess mich

Kuess mich

Titel: Kuess mich
Autoren: Jasmin Romana Welsch
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ausgerastet. Sam war nicht so. Sie ließ sich nicht dumm machen, nur weil der schönste Junge der Welt zufällig vor ihr aus dem Wasser gestiegen war.
    Ob er jeden Abend hier schwamm? Es war ihr egal, oder auch nicht. Sie versuchte solange nicht über ihn nachzudenken, bis sie müde wurde.
     
    Als sie zurück auf ihr Zimmer schlich, war sich Sam sicher, dass die ganze frische Luft Schuld an ihren wirren Gedanken hatte. Ihr Hirn bekam hier eindeutig zu viel Sauerstoff. Zuhause im Smog dachte sie nie über schwimmende Schönlinge nach. Dreckige Luft tat ihr gut.
    Mit eingeschalteten MP3 Player, begann Sam ihre Sachen auszupacken. In dem Wirrwarr aus Stiefmüttern, Gartenzwergen und dem Bademodenmodel, war sie bisher nicht dazu gekommen, sich hier einzurichten.
    Sie hatte nicht viel dabei, ein paar Bücher, Klamotten und das übliche Kosmetikzeug. Als sie den giftgrünen Schlafsack aus der Tasche zog, musste sie grinsen. Sam hatte ihn mitgenommen, weil sie zuhause noch nicht abschätzen konnte, wie wahnsinnig ihr Vater wirklich geworden war. Er hätte auch auf so verstörende Ideen wie Freiluftcamping kommen können, darauf wollte sie vorbereitet sein. Sam hatte schon mal in ihrem Schlafsack draußen übernachtet, damals, als Bio-Mayer wollte, dass die Klasse Raupen und Blätter in freier Wildbahn beobachtet. Sam war furchtbar froh gewesen, an diesem Ausflug teilnehmen zu dürfen, schließlich wäre sie sonst nie einer Raupe, oder einem Blatt begegnet.
    Die ganze Busfahrt lang hatte sie geschmollt, während Bastian versucht hatte, sie mit perversen Witzen, die er beim Fußballtraining aufgeschnappt hatte,  aufzuheitern. Pia hatte, einmal mehr, eindrucksvoll bewiesen, dass Mensch und Maschine sehr wohl zu einer Cyborg artigen Einheit verschmelzen konnten und hatte, alle zwanzig Sekunden, eine SMS, an den damals angesagten Idioten, in ihr Handy getippt.
    Sie waren in irgendeinen Wald gefahren und hatten dort die Zelte aufgeschlagen. Auf der Flucht vor Pia und ihren auffallend sinnlosen, nächtlichen Telefonaten, hatte sich Sam zu Bastian gelegt. Sie waren kaum dazu gekommen zu schlafen, weil sie sich die ganze Nacht über irgendeinen Schwachsinn amüsiert hatten.
    Lachen konnte sie mit Bastian unglaublich gut, reden auch. Hätte er auch so heiß ausgesehen, wenn er aus einem See gestiegen wäre? Wahrscheinlich schon, das lag an den Bauchmuskeln und dem covertauglichen Lächeln. Bastian machte kluge Mädchen auch dumm, oder machte er dumme Mädchen zu kichernden Toastbroten? Irgendetwas in dieser Art.
    Dieser Chris verfolgte sicher die selbe Taktik. Sich die ganz schönen Mädchen herauspicken, möglichst die ohne Persönlichkeit, weil sie unkomplizierter und leichter ins Bett zu bekommen waren. Jungs waren Arschlöcher. Jetzt fiel Sam wieder ein, warum sie lieber kompliziert war.
     
    Nachdem sie geduscht und sich umgezogen hatte, setzte sich Sam auf den Balkon. Der Mond leuchtete hell und rund am Himmel, so als wollte er angeben. Sie würde so schnell kein Auge zubekommen. Bei Vollmond konnte sie nie schlafen, wahrscheinlich war sie ein Werwolf, oder ein Glühwürmchen.
    Draußen gaben die Grillen ein Konzert für die Gartenzwerge. Das Surren war viel weniger beruhigend als man vermutet hätte. Angespornt von der nervigen Geräuschkulisse und dem Drang ihrem Unmut Luft zu machen, schnappte sich Sam Papier und Stift und begann ein paar Zeilen zu schreiben.
    Die Vorstellung Pia und Bastian einen Brief aus Bauernhausen zukommen zu lassen, gefiel ihr spontan. Jeder Idiot tippte eine SMS, oder verfasste Mails, aber nur richtig verzweifelte Teenager schrieben Briefe.
    Sam bemühte sich, der einzigartigen Atmosphäre ihres magisch-beschissenen Urlaubsdomizils, mit Worten gerecht zu werden.
     
    Meine lieben Zurückgebliebene n!
     
    Hier in Bauernhausen ist es malerisch! Inmitten eines naturbelassenen Grundstücks, das von - nur leicht diabolisch anmutenden - Gartenzwergen bewacht wird, steht das schönste Holzhaus, das ihr euch vorstellen könnt! Im Inneren ist alles voller Blumen, was einen ständig das Gefühl gibt, draußen in der Natur zu stehen, auch wenn diese dauerhaft vor der Haustür parkt. Meine Wohnsituation ist beneidenswert!
    M ein Vater plant, von Amors Pfeil ins Hirn getroffen, fleißig Ausflüge in die Natur, wobei noch nicht ganz klar ist, ob er die echte, oder die im Haus meint!
    We nn mich mal wieder die Sehnsucht, nach tiefgründigen Gesprächen packt, habe ich hier zum Glück eine Ansprechpartnerin!
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