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Kuess mich, und ich bin verloren

Kuess mich, und ich bin verloren

Titel: Kuess mich, und ich bin verloren
Autoren: Tessa Radley
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helfen würde.
    Es war nun beinahe drei Wochen her, seit Brand das erste Mal wieder ihr gemeinsames Haus betreten hatte. Aber noch immer freute er sich jeden Abend darauf, Clea wiederzusehen.
    An diesem Abend kam er später als sonst, wegen eines Treffens mit einem etwas zwielichtigen ehemaligen Oberst des Special Air Service. Curtis war schon gegangen, und Clea war weder auf der Terrasse noch hatte sie es sich auf dem Chesterfield-Sofa in der Bibliothek bequem gemacht. Brand eilte mit wenigen Sprüngen die Treppe nach oben.
    Er fand sie im Kinderzimmer, wie sie ein Mobile mit gelben Entenküken über dem Bett anbrachte, das sie vor einigen Tagen gemeinsam ausgesucht hatten. Sie hatte ihn nicht kommen gehört, einen kurzen Moment betrachtete Brand sie unbemerkt von der Tür aus. Das Bild brannte sich für immer in ihn ein, wie sie dastand mit bloßen Füßen, in ausgewaschenen Jeans und einem weißen T-Shirt.
    In den vergangenen Wochen war er insgeheim einigen Fragen nachgegangen, die ihm keine Ruhe ließen. Noch war nicht alles geklärt, und jetzt fürchtete er sich davor, schlafende Monster aufzuwecken. Monster, über die er dann keine Kontrolle haben würde.
    Doch er brauchte Antworten. Nur dann konnte er den inneren Frieden wiedererlangen, nach dem er sich sehnte. Nur dann konnte er weiterhin mit Clea leben.
    Er regte sich, und Clea wirbelte herum, das Gesicht von einem Freudestrahl erhellt.
    „Brand! Ich hatte dich schon erwartet.“
    Angesichts ihrer Freude wurde ihm warm ums Herz, ein Gefühl, das die kalte Leere in ihm vertrieb.
    Er ging zu ihr, nahm sie in die Arme und vergrub sein Gesicht in ihrer weichen Halsbeuge.
    Sie kicherte. „Das kitzelt.“ Sie hakte die Hände im Bund seiner Anzugshose ein. „Ich habe etwas für dich.“
    „Du bist alles, was ich brauche.“ Das war die Wahrheit. Sie war sein Sonnenschein … seine Geliebte … sein Alles. Und seine größte Angst war es, dass die Antworten auf seine Fragen ihr wehtun würden.
    Zögernd ließ er sie los. Sie lief schnell durch die Tür hinaus, und er folgte ihr die Treppe hinunter bis in die Bibliothek.
    Als er hereinkam, wartete sie schon neben dem kunstvollen Tisch. Er liebte den matten Glanz des Rosenholzes, aber jetzt fiel sein Blick auf ein kleines schwarzes Kästchen, das auf dem Tisch stand.
    „Was ist das?“
    „Öffne es.“
    Er nahm das Kästchen und hob vorsichtig den Deckel. Stumm betrachtete er den Inhalt. Sein Ehering.
    Ihre Augen strahlten tief von innen. „Ich dachte, du würdest ihn vielleicht gerne wieder tragen.“
    „Ja, das will ich.“
    Ja, ich will  – damit hatte er ihr einst das Eheversprechen gegeben, ein Moment, den er nie vergessen würde.
    „Komm …“ – Clea griff nach dem Ring – „… gib mir deine Hand.“
    Brand musste schlucken, als sie ihm den goldenen Ring über den Finger streifte.
    „Und dass du ihn nie wieder abnimmst!“
    Er sah ihr in die Augen. „Niemals.“
    Damals hatte man ihm den Ring mit Gewalt entrissen, erst als er geschlagen worden war, hatte er seinen Widerstand aufgegeben.
    Clea ließ seine Hand los. „Du ahnst nicht, wie verzweifelt ich war, als man mir den Ring gab.“
    In Brands Kopf begann ein Gedanke Form anzunehmen. Er lehnte sich an den Schreibtisch und fragte: „Wie ist er zu dir gelangt?“
    „Ein Pfandleiher hat ihn den Ermittlern gegen eine Belohnung überlassen. In einem Wüstendorf unweit von Bagdad. Dort, wo der Unfall war, bei dem du angeblich gestorben bist. Er muss den Ring schon Jahre gehabt haben. Es war das reine Glück, dass er ihn noch nicht verkauft hatte.“
    Eine Sache interessierte Brand besonders. „Wo ich den Unfall gehabt habe?“
    „Ja. Mit dem gemieteten Geländewagen.“
    „Clea, ich hatte nie einen Unfall.“ Brand dachte daran, wie man ihn entführt hatte. Vier Bewaffnete hatten ihn auf den Straßen von Bagdad überwältigt. Nicht in der Wüste. Der Abgrund, der sich vor ihm auftat, wurde immer finsterer.
    „Aber nach dem Bericht der Ermittler hast du in Kuwait einen Wagen gemietet, um nach Bagdad zu fahren“, meinte Clea mit verstörter Miene.
    „Ja, ich habe einen Wagen gemietet“, entgegnete er ruhig, „nur hatte ich ganz bestimmt keinen Unfall.“
    „Aber …“ Clea verstummte, dann fuhr sie fort: „Das verstehe ich nicht.“
    Auch Brand verstand es nicht. Und obwohl er sah, wie aufgeregt Clea war, musste er doch alles bis ins letzte Detail erfahren. Sonst würde er nie durchschauen, was damals wirklich geschehen war – und
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