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Krumme Gurken

Krumme Gurken

Titel: Krumme Gurken
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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der Schule, weil Sport wegen einer Lehrerkonferenz ausgefallen war. Ich konnte’s mir nicht anders erklären, als dass der bayerische Gott höchstpersönlich für mich ein Zeichen gesetzt hatte, Sport weiter zu meiden. Wo ich doch so krass motiviert war!
    Unsere Klosterwohnung gähnte sich in den Nachmittag hinein. Meine Mutter kochte noch in der Mensa lebensgefährliche Knödel für morgen, auch mein Vater werkelte in der Schule rum, so musste der Sohn selbst seinen Hunger stillen. Zum Glück warteten im Ofen ein paar Pfannkuchen-Ufos auf mich. Ich beschmierte sie dick mit Marmelade und versüßte mir so mein herbes Liebesleben. Vielleicht sollte ich mich in einen Pfannkuchen verknallen. Die waren auch süß, nur zickten sie nicht rum. Wie Anna zum Beispiel …
    Hmm … die freie Zeit füllte meine Tasche voll mit kleinen Ein-Cent-Münzen, die keiner für etwas Ekschn nehmen
wollte: Was tun? Die Mädchen noch auf ihrem Zimmer… vielleicht könnte ich Fenton zu seiner Kim treiben. Nee! Jetzt nicht! War immer noch auf das Spiel sauer, dass es sich so leicht von Mia hatte rumkriegen lassen. Die Frau hatte echt Glück beim Zocken. Wohl Unglück in der Liebe, he, he, he … Hmm … vielleicht sollte ich Mia noch mal spielen lassen, um zu erfahren, ob’s echt nur Glück war. Zuerst musste ich ihr aber im Lehrerzimmer unser neues Video zeigen. Wie hatte Rowdy es diesmal hingekriegt?
    Musik ist sowieso die beste Brücke von alten Taten zu neuen. Ich schob mir die Ohrstöpsel meines iPods bis ins Hirn, legte mich aufs Sofa in der Küche und zog mir die Neue von Therion rein. Ich höre alles, heute war melodic metal dran. Nur ab und zu machte ich die Augen auf, vielleicht pennte ich auch etwas dabei.
    Was war denn das wieder? Jede zweite Minute huschte ein Schatten an unserem Küchenfenster vorbei. Joggte Mia jetzt im Hof oder was? Hinter den Vorhängen versteckt guckte ich hinaus. Wow! Die Welt als Wille und Überraschung. Schnell! Wo war der passende Spruch? ›Zufall‹ stand leider nicht auf meiner Zitatenliste. Musste wieder das Handy zu Hilfe nehmen. Klar hatte ich mir verboten, am Handy zu surfen, aber jetzt ging’s nicht anders. Ich klickte die Netzverbindung an. Im Google tippte ich Zitat und Zufall rein. Eine Liste mit Sprüchen von Schopenhauer kam: »All unser Übel kommt davon, dass wir nicht allein sein können.« Hmm … dieser Typ hatte also auch Probleme mit den Mädels. Aber was sagten die anderen klugen Köpfe über den Zufall? Aaah, das da passte ziemlich gut! Jetzt schnell nach draußen! Meine Adidas wie immer startklar. Als der Schemen an unserem Fenster wieder vorbeihuschte, latschte ich hinaus.
    »Hallo, Benn!«, sagte Katja. »Was für ein Zufall!« Aha!
Wusste doch gleich, dass sie mit dem Zufall kommen würde. Was soll’s! Wenn sie es Zufall nannte, zehnmal an unserer Tür hin und her vorbeizulaufen, bis sie mich ›ganz zufällig‹ beim Herausgehen erwischte, dann war’s mir auch recht. Aber beruhigt hat’s mich irgendwie schon, dass nicht alle Mädchen hier so brutal direkt waren wie Anna und Emma. Katja musste den Zufall zu Hilfe nehmen. Warum aber die Mädels so hinter mir herliefen, war mir immer noch schleierhaft. Vielleicht hat eine von den süßen Prophetinnen in der Zukunft gesehen, dass ich mal in Wer wird Millionär gewinnen würde. Ha!
    »Hallihallo!«, sagte ich. »Die besten Dinge verdanken wir dem Zufall.«
    »Schopenhauer, oder?«, sagte sie.
    »Nee!«, sagte ich. »Casanova!«
    »Balzac sagt, dass wir der Wahrheit nur durch Zufall begegnen. Wie hältst du es mit der Wahrheit, Benn?«
    »Ballack?«, sagte ich. »Echt? Ist der so klug?«
    »Balzac!«
    »Ball-Sack? Ach, so … der!«
    »Nö! Balzac! Be – a – el – zet – a – und ce«
    »Ich kenne einen Balschak«, sagte ich. »Der arbeitet in Dresden auf dem Bau.«
    »Du Spinner!«, sagte Katja und gab mir einen leichten Klaps auf den Arsch. Das war hübsch. »Kommst du mit in die Natur?«
    »Voll!«, sagte ich. Katja guckte mich etwas schief an. »Du hörst dich schon wie Mia an!«
    »Reiner Zufall!«, sagte ich. Aber sie hatte voll recht. Bei unserem Weekend in Dresden hatte mich Mia voll mit ihrem ›voll‹ angesteckt. »Soll ich deinen Rucksack tragen, Katja? BOAH! So groß? Hast du drin Bärenfallen?«

    »Nur etwas, um die Natur zu zähmen.«
    Eine halbe Stunde saßen wir in einem großen Strohschober und hielten von dort Ausschau nach den Kaninchen auf der Wiese unter uns. Ein Stück weiter links lag
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