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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt
Autoren: Gmeiner-Verlag
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bin Privatdetektiv«, führte ich noch geschäftstüchtig ergänzend an.
    »Können wir uns treffen, in meinem Zimmer?«, schnickerte das Rotkehlchen in ihr und hielt noch immer meine Hand umklammert, als würde sie bei einer falschen Antwort mit der Folter beginnen. Ich überlegte daher nicht lang.
    »Gern«, log ich.
    »Gut«, sang sie. »Wir wohnen alle im ›Goldenen Geier‹. Ich habe Zimmer 106«, schnurrte der Ziegenmelker. Hatte es etwas Verruchtes, wie sie die ›6‹ aussprach, oder bildete ich mir das nur ein?
    »Ich erwarte Sie zum ersten Akt in einer Stunde, vielleicht habe ich einen Auftrag für Sie«, hörte ich noch, ehe ich mich ihrem Klammergriff entwand und das Weite suchte.

Wal, da bläst er!
    Das Wort ›Akt‹ klang noch negativ besetzt in meinem Ohr, als sich mein Magen wie ein angeketteter Hofhund zu Wort meldete: Er knurrte. Verzweifelt dachte ich an die verspielte Gelegenheit, mir in der Konzertpause ein Leberkäsweckle zu besorgen. Hätte der Mörder nicht erst im zweiten Teil zuschlagen können? Das hätte den dreifachen Vorteil gehabt, dass Publikum und Orchester den Tathergang gesättigt erlebt hätten, der Veranstalter nicht auf seinen LKWs sitzengeblieben, und der Pudel in mir nicht zum angeketteten Hofhund mutiert wäre.
    Aber logische Überlegungen scheinen solchen Menschen fremd zu sein und ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass der Täter ebenfalls Hunger leiden musste. Auch die Musiker, die noch immer in kleinen Gruppen auf der Bühne saßen und standen, machten einen ausgehungerten Eindruck, als ich das Ende des schwarzen Backstagevorhangs erreichte und dem echten Kommissar direkt in die Arme lief. Die Worte, mit denen er mich empfing, sprühten nicht gerade vor Heiterkeit.
    »Da find Fie ja, Tfufall. Waf bilden Fie fich eigentlich ein? Warum haben Fie daf Licht aufmachen laffen?«
    Ich erklärte ihm meine Beweggründe und führte ihm vor Augen, auf welche Weise der Pfeil den Weg in das Nackenstück seines Opfers gefunden hatte.
    »Fo?«, zischte er, »Fie miffen fich alfo in die Arbeit der Politfei ein! Halten Fie fich da rauf! Und jettft verffwinden Fie! Und wenn ich Fie noch einmal fehe, laffe ich Fie wegen Behinderung der Ermittlungen verhaften. Verftanden?!«
    Ich nickte und täuschte den Betroffenen vor. Wenn ich – was ich hoffte – von der Klammersängerin den offiziellen Auftrag bekam, mich des Falles anzunehmen, konnte dem Privatdetektiv kein Kommissar der Welt verbieten, zu ermitteln – ha!
    Das weiße Schild mit dem Pfeil und der schwarzen Aufschrift ›Catering‹ leuchtete neben der Tür, die zu den Garderoben führte, und schien mich zu hypnotisieren. Der LKW tauchte wieder vor meinem geistigen Auge auf, diesmal nicht als Pizzafleischkäse, dafür in einer Größe, die ihn rings um das Brötchen zwei Zentimeter breit heraushängen ließ, während ABS heraustroff. Ich nahm den Anblick in mir auf, wurde aber kein bisschen satt davon.
    Im Gegenteil.
    Der Pudel in mir erschnüffelte den Geruch von totem Tier. Ein weiterer Cateringpfeil wies mir den Weg. Ich folgte dem schmalen Gang entlang der offenstehenden Garderoben bis zum Ende des Korridors. Dort hing an einer geschlossenen Tür ein weiteres Schild, diesmal ohne Pfeil. Ich war am Ziel! Der Cateringraum der Plasma-Bläser!
    Bei der Leibesfülle der meisten Musikanten, die ich noch vor einer halben Stunde auf der Bühne hatte sitzen sehen, machte ich mir nicht allzu viel Hoffnung, dass vom Catering noch etwas übrig war, außer vielleicht Trauben oder Gurkenscheibchen.
    Und doch, der Totestierduft schien mich förmlich in den Raum zu saugen, aufdringlich zwängte er sich unter dem Spalt der Tür hindurch in meinen guten Riecher, der mich in dieser Beziehung noch nie im Stich gelassen hat.
    Wo es was zu essen gibt, rieche ich das. Zumindest wenn es sich um analoges Essen handelt, am liebsten totes Tier der Gattung PDF: Paarhufer, Drecksäue, Federvieh. Am allerliebsten klein gehackt und durch Nudelteig getarnt. Beim Gedanken an Maultaschen lief mir das Wasser im Mund zusammen. Das genau war der Duft, der mich jetzt in jenen kleinen gekachelten Raum führte, in dem die Musikanten der Plasmaband vor Beginn des Konzerts ihr Abendessen eingenommen hatten.
    Schwäbisches Musikantenmenü, prognostizierte ich. LSD: Lebendfutter, Soße und Doigwara. Manche Abbreviationen funktionieren nur im Dialekt. Doigwara heißt Teigwaren, damit das auch nördlich der Mainlinie klar ist. Schninuso meint dasselbe: Schnitzel mit
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