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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Nudeln und reichlich (tier-)körpereigener Flüssigkeit, sprich Soße. Mmmh!
    Genau nach einem solchen kulinarischen Dreigestirn war mir jetzt. Ein feines, in Ei, Mehl und Panade getauchtes Schnitzelchen, das mindestens den halben Teller bedeckte, die andere Hälfte durch feine, zu Maulwurfshaufengröße geschichtete Nudeln verziert und von einem braunen Bratensoßesahnehäubchen gekrönt.
    Mmmmmhhhhhh!
    Leckerleckerleckerleckerleckerlecker!
    Und schon setzte bei mir der corpusimmanente, ferngesteuerte und logistisch ausgeklügelte Nahrungsmittelspeditionsmechanismus ein, initiiert von Nase und Auge in kongenialer Partnerschaft, gesteuert durch das Großhirn, importiert vom Mund, verzollt vom Gaumen, transportiert über die Speiseröhre, endgelagert im Magen und exportiert vom Gedärm.
    Doch diesmal schlug schon die Initialzündung fehl. Statt Schninuso lümmelte nur noch ein knappes halbes Dutzend Musikerforellen in einem Heißwasserkocher: geplatzte Schüblinge – geplatzte Träume! Heiße Weiße & tote Rote. In Schweineenddarm gepresstes zermatschtes Fleisch. Das Wasser im Heißwasserkessel war kalt. Die Würste demnach auch. Von Jägerschnitzel mit Spätzle und Soß’ waren nur noch Reste auf den im Raum verteilten schmutzigen Tellern zu erspähen.
    Dem Double des ›Bullen von Tölz‹, der seinen Kessel neben dem Kessel der Würste hängen hatte und sich gerade zwei Rote parallel in den Schlund schob, schien das egal zu sein. Ich versuchte, mich zu erinnern, mit welchem Instrument ich den Musikanten auf der Bühne gesehen hatte.
    Er war ein klarer Fall für Greenpeace, dachte ich mit Blick auf den gestrandeten Großsäuger. Wenn der am Strand liegt …
    »Mhnallhomn!«, presste er einen Buchstabenbrei, der wie eine Mischung zwischen Hallo und Mnamnam klang, aus der vollgestopften kauenden Öffnung seines runden Gesichts, als er mich sah.
    Er brachte die gefüllten Darmstücke auf den Transportweg Richtung Endlager und schickte einen lautstarken Knoblauchrülpser auf der Gegenfahrbahn in meine Richtung. Ich wich dem Geschoss geschickt aus, bekam nur einen säuerlichen, nach totem Aal duftenden Seitenwind ab und versuchte immer noch, das mampfende Gesicht einem der Musikanten zuzuordnen, die vor Kurzem noch die Schorle-Polka intoniert hatten.
    Was hatte dieser Wal geblasen? An die Tuba zu denken, war ein glattes Vorurteil. Die Art und Weise, wie er jetzt seine dritte, knapp blockflötenlange und ebenso dicke Bockwurst mit den Fingern beider Hände festhielt, sie fast zärtlich über die Unterlippe legte, nur mit den Oberkieferzähnen sanft das Würstchenhäutchen ritzte, und dabei mit den Fingern nicht vorhandene A-Löcher und B-Klappen öffnete und schloss, deutete eindeutig auf einen Klarinettisten hin.
    Vor meinem geistigen Auge erschien die linke (vom Publikum aus gesehen) Rotte des Orchesters, das edle Register der entflammbaren Instrumente, also Klarinetten.
    Da entdeckte ich ihn! Halbrechts, fast in der Mitte, hatte er das frontale Bühnenbild beherrscht wie ein Ozeandampfer einen Segelboothafen. Dort hatte er gesessen, mit hochrotem Kopf und ermüdendem Ansatz die letzten Algen vom Klarinettenblatt geschlotzt, während direkt hinter ihm Langfried Schieber seine letzten Züge geschoben hatte.
    Ich tue mich sehr schwer, Masse in Kilogramm auszudrücken, doch ich wage zu behaupten, dass der Mann es ohne Gewichtsprobleme mit einem zentralafrikanischen Zwergflusspferd in Größe und Gesamtvolumen unschwer aufgenommen hätte. Und mit einem Mal war mir klar geworden, woher der seemännische Ausdruck: »Wal, da bläst er!«, rührte.
    Sein Gesicht hatte Kürbisqualität, der Hals verschwand vollkommen zwischen Unterkiefer und Hemdkragen, der Oberbau wurde kaschiert von einem zeltähnlichen weißen Hemd, das Mühe hatte, seinen Platz in der sich nach unten wölbenden Hose zu behaupten. Ich war mir sicher, dass der Mann seine Klarinette im Sitzen einfach auf seinem Unterbauch auflegen konnte, um den richtigen Anblaswinkel zu erreichen.
    Ich beobachtete den geschwollenen Klarinettisten beim Essen seines Würstchens. Die Blockflöte mit Haut mutierte längentechnisch gesehen zur Glissandopfeife und schließlich zur Okarina, bis nur noch ein Zipfelchen schnullergleich zwischen den Lippen verschwand. Er kaute ungerührt weiter, ohne mir auch nur einen Griff in den Wurstkessel anzubieten. Schließlich fuhr er mit Daumen und Zeigefinger zwischen seine Zähne, zog die Wursthaut sabbernd heraus und warf sie in hohem
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