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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Descher
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Jahrhunderts an die Stelle der älteren Bezeichnung »Wilzen«.) Vermutlich hat Erzbischof Giselher, der 984 mit dem Polenherzog noch zu Heinrich dem Zänker stand, dies Bündnis arrangiert.
    Bereits 985 überfällt ein sächsisches Heer mit Beteiligung Mieszkos das Liutizenland und verwüstet es. Auch zwei weitere Kriegszüge der Deutschen, 986 und 987, gelten den Liutizen sowie Boleslav von Böhmen, der sich weigert, die 984 an ihn verlorene (und im nächsten Jahr zurückeroberte) Mark Meißen herauszugeben. Auch diese Attacken unterstützt Mieszko von Polen, ja, den Zug des Jahres 986 begleitet der sechsjährige König, der offenbar zur »Anfeuerung« der immer müder oder gar renitent werdenden Krieger dient. Vermutlich ist, auch wenn nicht direkt bezeugt, bei beiden Heerfahrten Erzbischof Giselher mit von der Partie. Ringsum entsetzliche Verwüstungen, sechsundvierzig feste Plätze werden vernichtet, doch allenfalls Tributentrichtungen erzwungen, keine verlorenen Gebiete wieder gewonnen.
    990 erfolgt gleich ein zweimaliger Einfall in den Elbslawenraum, den Thietmar von Merseburg vom Teufel beherrscht sieht. Im ausbrechenden Konflikt zwischen Polen und Böhmen rücken deutsche Truppen unter Erzbischof Giselher und Markgraf Ekkehard von Meißen zur Entlastung der Polen an. Boleslav trickst aber die Deutschen, die im Morgengrauen noch die Messe gehört, aus und läßt Bischof und Graf entwaffnen, bis sie eidlich Frieden schwören.
    991 beschließt man, wohl während des hl. Osterfestes in Quedlinburg, mit Mieszko von Polen einen gemeinsamen weiteren Krieg. Otto selbst erobert und verliert noch im selben Jahr mit einem großen sächsischen Aufgebot das viel- und wechselvoll umkämpfte Brandenburg, die Hauptstadt der Heveller, eines Wilzenverbandes, den man seit 983 den Liutizen zuzählt. Wieder dabei ist Erzbischof Giselher. Besonders verdient macht sich Bischof Milo von Minden mit seinen Westsachsen, hier erstmals in einem Gefecht gegen die Liutizen nachweisbar.
    992 bricht man erneut zweimal (im Juni und August) ins Liutizenland ein, wobei die frommen Polen in all diesen Kämpfen beispringen. Und zum zweiten Angriff kommt mit einem ungewöhnlich großen Heer nicht nur Otto III. selbst, sondern erstmals auch der christliche Boleslav von Böhmen. So nimmt dieser neue verlustreiche Vorstoß, bei dem der Klerus an der Spitze kämpft und der Fahnenträger Diethard, ein Diakon der Verdener Kirche, fällt, geradezu den »Charakter eines Glaubenskrieges« an (M. Uhlirz).
    Dennoch scheint man nicht mehr als Tribute erpreßt zu haben, wenn überhaupt, und in den eigenen Reihen äußert sich sogar Verdruß über die fortgesetzten unergiebigen Züge. Freilich versucht die Vormundschaftsregierung durch Schenkungen an Adel und Klöster in den Grenzgebieten die Kampfbereitschaft zu heben, zumal man nun auch die Böhmen auf seiner Seite hatte. (So erhielt beispielsweise das Stift Quedlinburg 993 umfangreichen Besitz im Havelland, die Orte Potsdam und Geltow sowie eine nicht näher bezeichnete Insel.)
    Schon 993 werden gleich drei neue Offensiven der Sachsen gegen die Slawen gemeldet, worauf der König die Bischöfe Hildibald von Worms und Giselher von Magdeburg für besondere Verdienste mit großen Schenkungen belohnt. Schließlich hatte der Magdeburger, wie die Forschung vermutet, bei all jenen Kriegen kaum gefehlt, hatte er gerade in den frühen neunziger Jahren intensive Beziehungen zum Hof Ottos III. unterhalten und galt überhaupt als »Träger der deutschen Ostpolitik« (Claude).
    995 erfolgte ein weit und breit das Land verheerender Vergeltungszug Ottos für einen Großaufstand aller Liutizen und Obodriten im Jahr zuvor. Mit stritten auch diesmal die christlichen Polen und Böhmen, unter ihnen der älteste Sohn Slavniks, Sobebor, ein Bruder des hl. Bischofs Adalbert von Prag. Und in hohem Grade zeichneten sich anscheinend die Mannschaften des Bistums Meißen aus, das nun Ottos besondere Gunst erfuhr.
    997 kämpft, brandschatzt, plündert man weiter im Gebiet der Heveller, meist unter kaiserlichem Oberbefehl, einige Wochen auch, in einem Teilbereich, unter dem Giselhers, der dabei etliche seiner Mannen einbüßt und dann seinem Nachfolger im Kommando die Schuld geben ließ, selbst allerdings sofort die Flucht ergriffen hatte, ohne Ottos Sympathie zu verlieren.
    Der Kaiser hatte seinerzeit dem Erzbischof die Arneburg (links der Elbe bei Stendal) zur Sicherung anvertraut. Da aber lockten diesen die Slawen unter dem Vorwand
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