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Kriegerin der Nacht

Kriegerin der Nacht

Titel: Kriegerin der Nacht
Autoren: Lisa J. Smith
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begleiten. Ich kann nicht. Ich kann ihn nicht noch einmal ansehen.« Er kauerte sich zusammen und wiegte sich hin und her.
    Kelly ließ ihn allein. Als sie drei Stufen hinuntergegangen war, sprang sie wieder nach oben und packte ihn noch einmal am Hemd.
    »Dieser Telefonanruf von Ilianas Mutter - hat er wirklich das Baby?« Sie musste es wissen, falls es zu Verhandlungen kommen sollte.
    »Ich weiß es nicht«, stöhnte Brett mit schwacher Stimme. Er hielt sich den Bauch, als sei er verletzt. »Es gab keinen Telefonanruf, aber ich weiß nicht, was er getan hat.« Er warf ihr einen verzweifelten Blick zu und flüsterte heiser: »Was ist er?«
    Kelly ließ ihn fallen. »Das willst du gar nicht wissen«, antwortete sie und ließ ihn allein.
    Sie ging die Treppe sehr leise, aber sehr schnell hinunter. Ihre Sinne waren offen, geschärft, aber je weiter sie herunterkam, umso weniger nützten sie ihr. Sie wurden überschwemmt von einem überwältigenden, Übelkeit erregenden Geruch und von einem Rauschen, das ihren Kopf auszufüllen schien.
    Als sie die letzte Stufe erreichte, stellte sich ihr Fell auf und ihr Herz hämmerte. Ihr Schwanz ragte steif hinter ihr in die Höhe und ihre Pupillen waren geweitet.
    Es war sehr dunkel, aber langsam konnte sie Einzelheiten des Raums ausmachen. Es handelte sich um einen großen, möblierten Kellerraum oder zumindest war er das einmal gewesen. Jetzt schien jedes Möbelstück zerbrochen und auf einen Haufen in der Ecke geworfen worden zu sein. In einer Betonwand befand sich ein unregelmäßiges Loch, das in einen schwarzen Tunnel führte. Und der widerwärtige süßliche Geruch kam von verschiedenen Dunghaufen.
    Diese lagen überall auf dem gefliesten Boden herum, der von massiven Kratzern zerfurcht war. Der ganze Raum ähnelte nichts mehr als einem riesigen Tierpferch.
    Sie konnte nichts Lebendiges spüren.
    Kelly bewegte sich auf den Tunnel zu, schnell, aber lautlos. Vorwärtsschieben, erstarren. Vorwärtsschieben, erstarren. Leoparden konnten sich auf diese Weise über ebenes Grasland bewegen, ohne gesehen zu werden. Aber nichts sprang aus dem Loch, um sie anzugreifen.
    Die Öffnung des Tunnels war nass, die Erde dahinter bröckelig. Kelly kroch hinein, wobei sie sich immer noch sehr vorsichtig bewegte. Das ganze Ding sah so aus, als könnte es jeden Moment einstürzen.
    Er musste diesen Tunnel gegraben haben. Der Drache. Weiß die Göttin, wie; vielleicht mit seinen Klauen. Jedenfalls ist er nicht allzu wählerisch vorgegangen; der Tunnel ist ein Provisorium, stellte Kelly fest.
    Der Geruch war hier drin noch genauso machtvoll und das Rauschen noch klarer. Hier musste ganz in der Nähe ein unterirdischer Fluss entlangfließen - oder vielleicht waren es einfach Wasserrohre.
    Komm schon, worauf wartest du? Du bist ein Agent, es ist dein Job, dich zu bewegen! Steh nicht herum und versuch nachzudenken!
    Es kostete sie große Überwindung, tiefer und tiefer in diesen feuchten, engen Tunnel hineinzukriechen. Ihre Sinne waren allesamt nutzlos, selbst ihre Sehkraft, weil der Tunnel in Schlangenlinien dahinführte, sodass sie niemals weiter als dreißig Zentimeter sehen konnte. Blind und taub begab sie sich in etwas hinein, wovon sie nicht wusste, was es war. Jeden Augenblick konnte sie aus irgendeinem Schacht oder einem Nebentunnel heraus von irgendetwas angegriffen werden.
    Und das Gefühl der Erde über ihr war geradezu erdrückend.
    Sie kroch weiter.
    Bitte lass sie am Leben sein. Er braucht sie doch nicht gleich zu töten. Er sollte zuerst versuchen, sie zu überreden, dass sie sich ihm anschließt. Bitte, bitte lass nicht zu, dass er sie getötet hat.
    Nach einiger Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, bemerkte sie, dass der Winkel des Tunnels sich veränderte. Sie bewegte sich wieder aufwärts. Dann erreichte sie ein Luftstrom, der unter dem kräftigen Drachengeruch kaum zu wittern war - ein frischer Luftstrom.
    Nachtluft. Irgendwo vor ihr. Das Ende des Tunnels.
    Eine neue Welle der Panik schlug über ihr zusammen.
    Bitte mach, dass sie nicht fliehen konnten.
    Sie ließ alle Vorsicht fahren und sprintete los.
    Hinauf, hinauf - und jetzt konnte sie es deutlich riechen. Kalte, unverdorbene Luft. Hinauf, hinauf - und sie konnte Geräusche hören. Ein Brüllen, das plötzlich abbrach. Die Stimme klang wie ...
    Galen!, dachte sie und es zerriss ihr das Herz.
    Dann sah sie Licht. Mondlicht. Sie straffte die Muskeln und sprang.
    Sie kletterte aus dem Eingang des Tunnels.
    Und dort, im
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