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Krieg oder Frieden / Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens

Krieg oder Frieden / Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens

Titel: Krieg oder Frieden / Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens
Autoren: Hamed Abdel-Samad
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Meer. Nur ein Bruchteil davon ist bebaut. Bei einer effektiven, umweltfreundlichen Infrastruktur kann der Bade- und Kur-Tourismus noch um 150 Prozent wachsen. Dafür wird neue Technik zur Entsalzung des Meerwassers benötigt, die in Europa bereits vorhanden ist.
    Auch die Autoindustrie findet in Ägypten und Tunesien einen wachsenden Markt und attraktive Produktionsstandorte. Rohstoffe sind vorhanden, die Arbeitskräfte günstig, sie müssten nach deutschen Standards ausgebildet werden.
    Der Sueskanal bietet sich ebenfalls als lohnende Investition an. Bis jetzt bietet Ägypten den Schiffen, die durch den Kanal fahren, kaum Service. Lukrativ wären etwa Angebote zur Lagerung von Gütern und zur technischen Wartung der Schiffe.
    Ein ägyptisches Mammutprojekt, das seit mehreren Jahren auf seine Finanzierung wartet, ist die Erschaffung eines neuen blühenden Tals in der Wüste westlich des Niltals. Pläne sehen eine gigantische unterirdische Röhre vor, die vom Nasser-Stausee im Süden über 1000 Kilometer bis zum Mittelmeer reichen soll. Auch dieses Projekt wurde durch einen Exilägypter, den in den USA lebenden Geologen Farouk El-Baz, bereits vor 24 Jahren vorgeschlagen und von Mubarak nicht beachtet. Durch das gewaltige Projekt sollten sowohl neue urbane Zentren als auch Agrarzentren entstehen. Nach der Revolution ist dieses Projekt nicht mehr nur der Traum eines Exilägypters, sondern eine Möglichkeit zur Lösung der Nahrungskrise des Landes wie auch zur Schaffung von Beschäftigungsprogrammen. Aber auch jenseits dieses Projekts benötigt Ägypten Investitionen im Bereich der Agrar- und Bewässerungstechnologie.

Umweltforschung und Umweltschutz
    Die rückständige Forschung in der arabischen Welt und die Abhängigkeit vom Erdöl als Haupteinkommensquelle hinderte die arabischen Staaten daran, die Auswirkungen der Erderwärmung frühzeitig zu erkennen und Schritte zu unternehmen, um den dramatischen Entwicklungen entgegenwirken zu können. Obwohl die Region zu den sonnenreichsten der Erde gehört, spielen dort Solar- und andere erneuerbare Energien kaum eine Rolle. Der kontinuierliche Abbau von Grünflächen, aber auch die natürliche Erosion und das unaufhaltsame Wachstum der Wüste stört das Ökosystem massiv.
    Jahrelang galt Klimaforschung in den arabischen Staaten als Luxus, den sich nur der reiche Westen leisten kann. Kurz vor dem letzten Klimagipfel in Kopenhagen, Anfang 2010, erschien dann doch die erste ernstzunehmende arabische Studie zur Klimaveränderung im Nahen Osten. Sollten die Verfasser der Studie recht behalten, stehen der Region dürre Jahre bevor. Die Studie des arabischen Forums für Umweltforschung und Entwicklung ( AFED ), das seinen Sitz in Beirut hat, geht davon aus, dass im Zuge der Wasserknappheit große Teile des fruchtbaren Halbmondes vom Libanon bis zum Irak bis zum Ende dieses Jahrtausends verschwinden werden. Die Ergebnisse dieser Studie sagen der gesamten Region kurz- bis mittelfristig eine düstere Zukunft voraus. Heute besitzen die arabischen Staaten zehn Prozent der weltweiten Agrarflächen, verfügen jedoch nur über weniger als ein Prozent der Süßwasservorräte. Und diese werden bis 2050 deutlich schrumpfen.
    Als Ergebnis der Erderwärmung soll auch der Meeresspiegel bis zum Ende des 21. Jahrhunderts so stark ansteigen, dass große Teile der Küstengebiete der Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwaits und Katars betroffen sein werden. Auch 12 bis 50 Prozent des ägyptischen Nildeltas sollen dadurch für den Ackerbau untauglich werden, was fatale Konsequenzen für die ägyptische Wirtschaft haben wird. Die Verfasser der Studie befürchten einen deutlichen Rückgang der Lebensmittelproduktion in der gesamten arabischen Region.
    Alle diese Faktoren erfordern eine rasche Kooperation zwischen der arabischen Welt und Europa, nicht nur in der Umweltforschung, sondern auch in der Entwicklung von umweltfreundlichen Projekten, vor allem aber im Bereich der erneuerbaren Energien. Eines dieser Projekte ist gerade in der Entstehung begriffen, auch wenn viele Skeptiker es für eine undurchführbare Vision halten.

Erneuerbare Energien
    Sowohl Europa als auch die Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas werden sich in absehbarer Zeit vom Erdöl und anderen fossilen Energiequellen lösen müssen. Gleichzeitig wächst auf beiden Seiten der Energiebedarf. Gerade auf dem Weg wirtschaftlicher Umstrukturierung und zunehmender Industrialisierung werden die arabischen Länder doppelt so viel Energie
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