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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel
Autoren: Gavin Smith
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Außerdem hatte ich den Befehl abgeblockt, seinen Avatar in bekleideter Form darzustellen.
    »Du hast meinen Liebhaber getötet«, sagte ich in freundlichem Tonfall.
    »Das tut mir leid«, stammelte er.
    »Nein, du hast Angst, und das ist etwas ganz anderes. Du hast ihn aus einer Laune heraus getötet, weil du ein beschissener kleiner Junge voller Furcht und mit einem Kopf voller schlechter Ideen bist. Ich habe gesehen, wie so etwas endet. Ich sollte dich töten, meinst du nicht auch? Nicht aus Rache, sondern wegen des Schadens, den du anrichten würdest, wegen der Schmerzen, die du anderen zufügen würdest.«
    »Ich werde mich ändern …«, begann er.
    »Nein, das ist ebenfalls gelogen. Es ist wieder nur deine Angst, die aus dir spricht.«
    Ich wedelte mit den Händen vor seinem Gesicht herum. Es war vielleicht etwas theatralisch, aber dadurch ließ ich seine kristallinen Insektenaugen verschwinden. Darunter kamen ziemlich grüne Augen zum Vorschein. Jetzt wirkte er noch nackter und ängstlicher, auf eine Weise, wie es nur Männer können.
    »Du musst eine Möglichkeit finden, frei von Angst zu leben. Vielleicht machst du mit diesem Schwachsinn weiter, wenn du das schaffst, aber das bezweifle ich. Da draußen gibt es viele schlimme Dinge, vor denen du vielleicht Angst haben solltest, aber das ist in Ordnung, weil es da draußen Menschen gibt, die dir helfen werden, die dich beschützen, die dir helfen, dir selbst zu helfen. Aber das Wichtigste ist, dass sie dich akzeptieren werden. Also werden wir mal schauen, wie wir die schlimmen Dinge ausmerzen können, wie wir sie allen zeigen können. Dann werden wir sehen, und auch du wirst sehen, dass sie gar nicht so angsteinflößend sind.«
    Er sah mich verständnislos und immer noch voller Furcht an. Vermutlich war er davon überzeugt, dass eine Verrückte zu ihm sprach. Vielleicht stimmte das sogar.
    »Insbesondere brauchen wir neue und bessere Ideen für alle möglichen Probleme. Deine Ideen sind allerdings schon sehr alt, ziemlich schlecht und nicht einmal originell. Du musst lernen, selber zu denken.«
    Er nickte, obwohl er es immer noch nicht kapierte. Er zuckte zurück, als ich ihm über das Gesicht strich. »Alles wird gut«, versprach ich ihm und meinte es auch so.
    Ich stand auf und ging zur Wand. Ich griff nach den Blumen, die aus der Wand wuchsen, doch dann hielt ich inne und blickte mich noch einmal zu ihm um. »Weißt du, warum du noch am Leben bist?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Weil du trotz der Angst, die du zweifellos hattest, gemeinsam mit der Vagabundenarmee gekämpft hast. Irgendwo tief drinnen musst du den Wunsch nach einer besseren Welt verspürt haben.«
    Er starrte mich nur an.
    »Versuche nicht, einfach nur zu reagieren. Versuche, über das nachzudenken, was ich dir gesagt habe. Ich lasse die Blumen für dich da. Sie sind sehr hübsch.«
    Damit ging ich durch die Wand.
    Fiona kam nicht so glimpflich davon. Ich spürte sie in einem teuren Nachtclub in Edinburgh auf. Die Türsteher wollten vier abgerissene Gestalten wie uns nicht hineinlassen. Eigentlich nur drei, denn Merle hatte sich ordentlich herausgeputzt. Rannu und Mudge überzeugten die Jungs schließlich. Aber sie taten ihnen nicht allzu sehr weh. Das war einer der Vorteile, wenn man sich mit knallharten Kerlen umgab.
    Ich hatte die Bilder analysiert, die die gemeine Zicke im Netz gepostet hatte, und herausgefunden, wo sie war, und wo ich sie finden würde. Sie saß in einer Gruppe aus ein paar Kolleginnen und Schlägern. Rannu und Mudge kümmerten sich um Letztere. Merle nahm einfach Platz und bestellte sich einen Drink. Weil das alles nichts mit ihm zu tun hatte, wie er sagte.
    Irgendein kleiner Wichser namens Alasdair versuchte sich einzumischen. Ich schüchterte ihn so sehr ein, dass er sich in die Hose machte. Dann verpasste ich ihr eine ordentliche Tracht Prügel. Man kann ein Mädchen aus Dundee rausholen, aber nicht …
    Schließlich hocken wir auf einem Hügelabhang in den Highlands. Es regnet, es weht, es ist wunderschön. Wir blicken auf Loch Carron hinab. Und trinken Whisky. Glenmorangie. Jakobs Lieblingsdrink. Jeder Schluck fühlt sich an, als könnte ich ihn wieder schmecken.
    Rannu ist bei mir. Die vier Striemen in seinem Gesicht sind noch nicht verheilt. Mudge ist auch da, natürlich. Er raucht einen Joint, aber er ist einigermaßen klar im Kopf und kann seine Emotionen recht gut kontrollieren. Merle ist dabei, und seine Arme stecken in MedGel-Verbänden. Es ist mir egal,
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