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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Autoren: Iain Banks
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verwehrte. Überall loderten Flammen, und Funken tanzten durch die Luft, zahlreich wie Blätter während des ersten Herbststurms. Der Schock war fast physischer Natur; die von den vielen Flammen ausgehende Hitze traf Lededjes Gesicht so hart wie die Tropensonne. Sie lief langsamer, ohne sich dessen bewusst zu sein.
    Dann schüttelte sie die Betroffenheit ab und sah sich um.
    Für einen Moment befürchtete sie, Veppers verloren zu haben, doch dann sah sie ihn: Er lief und humpelte in Richtung des Wasserlabyrinths. Seine Silhouette zeichnete sich kurz vor den Flammen ab, und Lededje zielte auf ihn und hätte fast abgedrückt, entschied dann aber, dass er zu weit entfernt war. Ihre Waffe eignete sich nur für geringe Entfernungen, und sie selbst war alles andere als eine gute Schützin. Noch acht Schuss übrig.
    Veppers rutschte ein grasbewachsenes Ufer hinab und stieß gegen einen Maschendrahtzaun, der vom Haupthaus aus nicht zu sehen war. Er lief über den Weg, der daran entlang zum Tor führte, durch das man die vielen Kanäle des Labyrinths erreichen konnte. Und wenn das verdammte Tor geschlossen war? Plötzlich sah er weiter vorn etwas, das im Licht der Flammen glänzte, und als er näher kam, erkannte er einen notgelandeten Flieger, einen der kleinen Flitzer des Anwesens: Das Ding hatte seinen Bug in den Boden gebohrt und eine tiefe Furche gegraben, die bis zum Zaun reichte. An der betreffenden Stelle war der Zaun eingedrückt und lag vor dem zerknautschten Bug flach auf dem Boden. Veppers kletterte auf den vorderen Stummelflügel des Fliegers, sprang vom geborstenen Bug, erreichte das Labyrinth und hastete über den inneren Weg, vorbei an den Türmen und unter den Brücken hinweg. Die Schuppen mit den Schlachtschiffen befanden sich auf der anderen Seite, weit entfernt vom Haupthaus, bei den Bäumen.
    Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn. Auf was hatte er sich eingelassen? Die verdammten Schuppen waren bestimmt verschlossen.
    Aber vielleicht auch nicht. Dort hielten sich oft Techniker auf, und er hatte in wenigen Tagen einen Schlachtschiff-Wettkampf geplant, also war vermutlich an den Schiffen gearbeitet worden, um sie vorzubereiten, und ohne all den verdammten Rauch wäre es noch hell gewesen und nicht so verdammt dunkel wie mitten in der Nacht. Veppers glaubte sich daran zu erinnern, dass es später Nachmittag war, oder vielleicht früher Abend. Bestimmt hatten sich Leute bei den Schuppen aufgehalten, und wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass sie alles sorgfältig aufgeräumt und abgeschlossen hatten, als das ganze verdammte Chaos losgebrochen war? Sie tendierte gegen null!
    Na bitte. Die Umstände bestätigten, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Es war richtig gewesen, diesen Ort aufzusuchen; er konnte sich noch immer auf seinen Instinkt verlassen.
    Er würde dies überleben, nicht die verrückte Schlampe, die ihn mit einer Minikanone verfolgte. Er würde gewinnen und am Leben bleiben.
    Er war der Sieger; er hatte viele Erfolge hinter sich und wusste, wie man sich durchsetzte und triumphierte. Und wenn es wirklich Y’breq war, verdammt… Er hatte sie schon einmal getötet. Welche Schlüsse ließen sich daraus ziehen?
    Ein brennender Baum, mehrere Stockwerke hoch und bereits halb entwurzelt, kippte etwa dreißig Meter weiter vorn. Er stürzte langsam, wie in Zeitlupe, donnerte in den Zaun, wirbelte Funken auf, stieß gegen einen Pfeiler und rollte mit lautem Zischen in einen der Kanäle. Der Pfeiler geriet ebenfalls in Bewegung, kippte wie zuvor der große Baum und sackte in einem Durcheinander aus Stein und Wasser in sich zusammen. Dampf wogte.
    Der Weg voraus war blockiert. Veppers lief zum Wat-Weg, der zur ersten Insel führte. Vor dem inneren Auge sah er die Anordnung von Teichen und Kanälen– er hatte das Labyrinth oft von oben beobachtet und kannte es besser als sonst jemand. Die Wat-Wege bestanden aus mit Netzen ausgelegten Steinplatten dicht unter der Wasseroberfläche; sie führten zu den Inseln und von dort aus auch zum gegenüberliegenden Teil des Labyrinths, bis hin zum Wartungsbereich mit den Schuppen. Veppers konnte auf ihnen durchs schlammige Wasser waten und den Rest des Weges schwimmen, wenn es sein musste.
    Lededje beobachtete, wie Veppers vom Bug des abgestürzten Fliegers ins Labyrinth sprang, und sie sah auch, wie der große Baum fiel. Sie folgte dem Mann, den sie umbringen wollte, sprang wie er von der eingedrückten Nase des Fliegers und schloss zu ihm auf, als er durchs
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