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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung
Autoren: L. E. Modesitt
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selbst auf die Zunge biss, während er die Ordnungs-Klinge wieder auf sein Ziel ausrichtete und mit letzter Kraft versuchte, die Weißen Magier mittels der Ordnung zu fesseln und mit Hilfe des Gleichgewichts von Ordnung und Chaos für immer auszuschalten.
    Doch auch er selbst wurde dadurch gefangen. Justen konnte spüren, wie Ordnung und Chaos sich umeinander wanden und durch das Tal brandeten wie die Hitze einer zweiten Sonne. Die noch lebenden Weißen Magier – jene, die versucht hatten, die volle Gewalt des Chaos gegen Justens Licht-Klinge zu entfesseln – wurden tief zwischen die Schilde gezogen, die sie selbst errichtet hatten, hinunter zu einem fernen Ort, von wo ihre Seelen zu rufen schienen, als steckten sie in einem tiefen Verlies.
    Langsam, als hingen seine Gedanken in zähem Sirup fest, verdrehte Justen die gewaltigen Kräfte der Ordnung, die im Feuerauge gebündelt wurden, bis sie sich anfühlten wie ein Schlüssel, den er im Schloss herumdrehen konnte, um die Magier hinter ihrem eigenen Schild einzusperren – für immer und ewig.
    Gesichter blitzten vor ihm auf: geschwärzte Gesichter, breite Gesichter und ein gehetztes, schmales Gesicht, das beinahe an einen Engel erinnerte, die Augen voller Leiden. Aber er fuhr fort, das Chaos mit der Ordnung einzuschließen.
    Justen, du musst … du musst das Gleichgewicht herstellen. Sogar Dayalas Gedanken waren jetzt schwach und schienen im Rauch unterzugehen.
    Mit lautem Krachen explodierte das Feuerauge und auf einmal war es ganz still. Schwaches Sonnenlicht drang durch die Dunkelheit, die sich über das Tal von Fairhaven gesenkt hatte. Aschewolken brodelten über dem Tal und die Schlacke fiel wie Regen.
    Ein lautes Donnergrollen ging von den hohen, dunklen Wolken aus, die sich nun wieder vor die Sonne schoben.
    Der Ballon schlingerte wie wild und sank tiefer und tiefer. In weiten Pendelbewegungen ging es hinunter zum Hügel, wobei der Ballon immer wieder von dem gespannten Seil mit einem Ruck zurückgehalten wurde.
    Justen blickte zum Boden. Seine Augen brannten, Blut rann ihm aus dem Mundwinkel, Arme und Beine waren zerschunden und bleischwer. Was konnte er noch tun? Und wie? Seine Sinne waren wie betäubt und es fiel ihm schon schwer, überhaupt die Arme zu heben.
    Dann schlug er auf dem Boden auf, es wurde schwarz um ihn und all seine Gedanken zerstreuten sich.
    Die ganze Landschaft bebte. Rauch stieg zum Himmel hoch und senkte sich wieder, weiße Messer schienen ihm das Fleisch von den Knochen zu schaben … die ganze Zeit über dröhnten Trommeln am Himmel und jeder Trommelwirbel schien seine geschundenen Knochen endgültig zu Pulver zu zermalmen.
    Ein lautes Klatschen riss ihn in die Gegenwart zurück. Die Geräusche gingen offenbar von heftigen Ohrfeigen aus, die irgendjemand ihm versetzte. Zögernd versuchte er zu schlucken, obwohl die Kehle ausgetrocknet und die Zunge geschwollen und blutig war. Schließlich öffnete er die Augen.
    Er lag auf der schlaffen Seidenhülle des Ballons; dicke Hagelkörner und Schneeflocken fielen vom Himmel und klatschten ihm ins Gesicht. Der ganze Hügel hatte bereits einen weißen Überzug bekommen.
    Dayala …
    Ein zerbrechlicher Faden der Ordnung war ihm geblieben, wenngleich so schwach, dass Justen ihn kaum spüren konnte. Er setzte sich auf. Das linke Bein pochte, die Schmerzen zuckten als weiße Blitze durch seinen Kopf. Der Rücken und die Rippen taten bei jedem Atemzug weh.
    Als er sich auf die Seite rollte und aufzustehen versuchte, glitten die zitternden Hände auf einem Haufen Hagelkörner aus, die sich neben dem zerstörten Ballon aufgetürmt hatten.
    Er zog sich am Weidengeflecht des Ballonkorbs hoch.
    Auch die Weidengerten waren schon halb von Eis überkrustet. Mühsam kam er hoch und schlurfte den Hügel hinunter. Das schlimme Bein zog er nach. Er hatte nicht genug Ordnungs-Kraft in sich, um die Verletzung zu heilen.
    Nach weniger als einem Dutzend Schritten blieb Justen schon wieder stehen. Abgerissen ging sein Atem, als er das junge Gesicht auf dem Boden betrachtete, das halb von Schnee bedeckt war. Dunkle Flecken waren auf der Wange zu sehen und breiteten sich bis fast zu den blicklosen Augen aus.
    Martan lag neben einem verkohlten Haufen, der einmal ein Pferd gewesen war. Die linke Seite seines Körpers war geschwärzt, ein verkohlter Arm lag über der Brust. Die tiefen, schwarzen Brandwunden gingen nahtlos in die schwarze Uniform über, auf die er so stolz gewesen war.
    Justens Augen wurden feucht.
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