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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman
Autoren: Michael A Stackpole
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Nathaniel. Dafür danke ich Euch.«
    Der Waldläufer schnaubte. »Das hättet Ihr auch ohne meine Hilfe geschafft, Kapteyn. Seid ein heller Bursche.«
    »Nicht hell genug, um diese Wahl zu treffen, fürchte ich.« Owen seufzte. »Was würdet Ihr tun?«
    »Ich wär’ jedenfalls nich’ so ein Schwachkopf, ausgerechnet mich um Rat zu fragen, wenn’s um Liebesdinge geht.« Er kniff die Augen zusammen. »Ihr liebt jemand, und Ihr liebt dieses Land. Ich liebe dieses Land und eines ander’n Mannes Gattin. Wüsst’ nicht, dass ich mich zwischen beiden entscheiden könnte. Is’ eine schwere Wahl.«
    »Ihr seid mir keine sonderliche Hilfe.«
    »Wenn ihr mir die Frage nicht übelnehmt, warum liebt Ihr Eure Gattin?«
    Diese Frage überrumpelte Owen. »Sie ist meine Gemahlin.«
    »Und ein Fisch mag das Wasser, weil er nass ist.«
    »Warum liebe ich sie?« Owen lächelte. »Für ihr Lächeln. Für die Art, wie sie mir das Gefühl gibt, geliebt zu werden und Teil von etwas zu sein. Sie liebt mich, und ich muss lächeln, wenn ich an sie denke.«

    »Is’ alles in Ordnung so, schätz’ ich. Und Ihr glaubt nich’, dass ihr Mystria gefallen wird?«
    »Sie könnte irgendwann einmal seine Schönheit erkennen.« Owen schüttelte den Kopf. »Doch das würde voraussetzen, dass sie sich hinaus ins weite Land begibt. Und das wird niemals geschehen. «
    »Vielleicht nicht. Schätze aber, Ihr solltet Euch fragen, ob sie seine Schönheit überhaupt erkennen will. Nichts gegen Eure Gemahlin, aber wenn sie die nicht sehen kann oder will, ist das ein Kampf, den Ihr nicht gewinnen könnt. Die meisten von uns Auslöslingen sind hierhergekommen, weil wir nichts zu verlieren hatten.« Nathaniel zuckte die Achseln. »Wenn sie auf der andern Seite vom Meer ’n gutes Leben hat, wird’s ihr hier nie gefallen.«
    »Ihr erteilt recht einsichtigen Rat in Liebesdingen.«
    »Red’ nur über die menschliche Natur.« Nathaniel deutete auf die Männer, die vor ihnen marschierten. »Die sind alle losgezogen und haben hier Königin Margarets Krieg geführt. Sie finden alle, dafür haben sie ein Lob und eine Belohnung verdient. Die werden sie aber nicht kriegen, weil nämlich die Königin und Lhord Rivendell ihr Leben über’m Ozean führen. Was wir sehen, sehen die nicht. Wollen es auch nicht. Ihr habt es geseh’n, und jetzt müsst Ihr Euch entscheiden, wo Euer Leben liegt.«
    Der Norillier nickte. Er wollte bleiben, und eine Scheidung kam nicht infrage. Bestenfalls konnte er Katherine heim nach Norisle schicken und sie dort besuchen, aber was für ein Leben wäre das für beide? Falls er blieb, würde er auf keinen Fall eine andere Frau heiraten. Diese Schande würde er Katherine niemals antun.
    Ein tiefer Seufzer stieg aus seiner Brust. »Ich habe mich an
Katherine gebunden, lange bevor ich nach Mystria kam. Ich werde dieses herrliche Land nur sehr ungern verlassen.«
    Nathaniel klopfte ihm auf die Schulter. »Wenigstens ist Eure Gattin fast so hübsch.«
    »Ja, das ist sie.« Wieder seufzte er. Falls sein Oheim über den Titel und die damit verbundenen Ländereien die Wahrheit gesagt hatte, würde er sich ein Gut hier in Mäßigungsbucht suchen, so nahe am Gut des Prinzen wie möglich. Er würde es als Wildpark anlegen und alle drei Jahre oder so für mehrere Monate besuchen. Katherine würde ihn sicher nicht begleiten wollen und in Norisle bleiben. Aber ich kann unsere Kinder hierher bringen, damit sie Mystria lieben lernen.
    Der Gedanke hellte seine Miene auf. Er war hierhergekommen, um Ruhm zu ernten, und hatte in Mystria eine neue Liebe entdeckt. Der schieren wilden Schönheit und Fruchtbarkeit dieses Landes hatte Norisle nichts Vergleichbares entgegenzusetzen. Die Menschen hatten ein positives Wesen. Die Hälfte der Soldaten ging barfuß und trug Kleidung, die trotz Dutzender Flicken an Knien und Ellbogen durchgescheuert war. Aber das war den Menschen hier nicht wichtig. Auf die eine oder andere Weise waren sie alle überzeugt, dass bessere Zeiten und eine leuchtende Zukunft sie erwarteten. Und sie marschierten darauf zu, mit kindlicher, weitäugiger Neugier und Staunen.
    Und selbst wenn er sich aus Mystria verabschieden musste, behagte ihm der Gedanke, dass seine Kinder und sein Erbe hier überdauern würden. Die enge, verknöcherte Alte Welt würde ihn ersticken.
    Owen atmete tief ein und füllte seine Lunge mit frischer Luft. Er bemühte sich, jede Einzelheit tief in sein Gedächtnis einzuprägen, damit er sich auch als Greis noch würde
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