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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge
Autoren: Barnes John
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möglich herbei. Sie achteten sehr darauf, den überdachten Teil des Weges nicht zu verlassen. Dadurch waren sie aus der Luft nicht zu sehen, was gewährleistete, dass sich das Gefecht mit den Randallanern so lange wie möglich verzögerte. Sie nutzten die Deckung aus gutem Grund – beim letzten Mal hatten sie zwei Ordensbrüder des Thomas von Aquin verloren und außerdem zwei dringend benötigte Leonardaner.
    Wie üblich hatten Bruder Gideon und Bruder Joshua die Station schon vor Hauskyld erreicht.
    »Die Maske runter, Bruder«, ermahnte ihn Gideon mit sanftem Lächeln.
    Hauskyld zog sich die Schutzmaske vom Gesicht, arretierte sie und straffte den Kinnriemen, bevor er sich zu dem Bolzenmagazin umdrehte und seine Lagemeldung abgab.
    »Zweiunddreißig Stück«, berichtete er.
    Joshua, der an der Schwenkvorrichtung saß, blickte zu ihm hoch.
    »Bruder, wenn wir hier fertig sind, solltest du den Apparat vielleicht einmal abschmieren«, schlug er vor. »Für heute wird es noch reichen, denke ich.«
    »Hol das Ölkännchen und mach es selber«, ordnete Gideon huldvoll an. »Wir wollen doch keinen Klemmer riskieren, oder?«
    Maulend kam Joshua dem Befehl nach.
    »Hey, Hauskyld. Wie hieß das noch mal?«
    »Hataha ji'zjak pha«, sagte Hauskyld.
    »Klasse! Und was soll das bedeuten?« Der junge Mann kontrollierte den Ölstand, nickte zufrieden und stellte das Ölkännchen wieder an seinen Platz.
    »Ins Unreine übersetzt heißt es so viel wie ›deine Mutter ist eine Nutte, die es mit Tieren treibt‹«, erklärte Hauskyld zum ungefähr zehnten Mal. »Aber die können dich sowieso nicht hören!«
    »Hataha ji'zhak pa«, versuchte es Joshua.
    »Ji'zjak pha. Was du gesagt hast, bedeutet ›Bevor deine Mutter einen neuen Job bekommt, ist sie längst eine alte Frau‹.«
    »Ji'zjak pha.«
    »Richtig.« Hauskyld grinste Gideon breit an. Aquinische Brüder hatten im Allgemeinen den Ruf, nicht mit Klugheit gesegnet zu sein. Und Joshua gab sich redlich Mühe, diesem Vorurteil gerecht zu werden.
    Aus den Lautsprechern quäkte jemand: »Laut Radarsichtung nähert sich das Gate dem Landeplatz. Ausschau halten auf 7.241, es wird auf 51 vertikal sichtbar, in drei Minuten.«
    Unten waren die Kavalleriesoldaten damit beschäftigt, ihre Pferde in den gerade frisch mit Wasser bespritzten Innenhof zu führen. Man hatte den Boden befeuchtet, um die Bildung verräterischer Staubwolken zu unterbinden. Auf diese Weise würden die Kämpfer vielleicht etwas Zeit gewinnen, bevor sich die ersten Greife auf sie stürzten. Falls alles gut lief, brauchten sie nur auf dem Rückweg mit ihnen zu kämpfen.
    Sie mussten um jeden Preis vermeiden, dass die Randallaner schon von ihrem Plan erfuhren, bevor sich das Gate öffnete. Ansonsten würde es gar nicht erst zu einer richtigen Schlacht kommen. Schließlich war damit zu rechnen, dass sie die Gelegenheit ausnutzen würden, indem sie ihre ganze Nachhut an Greifen auf einen Schlag mobilisierten.
    »Wir hätten es wesentlich einfacher, wenn die Strecke bis zum Landeplatz vier Kilometer kürzer wäre«, sagte Gideon und sprach damit Hauskylds Gedanken aus. »Dann könnten wir unseren Leuten von hier aus Deckung geben. Diese Festung müsste weiter unten liegen. Ehrlich gesagt, manchmal wundere ich mich über den Alten!«
    Hauskyld wollte gerade etwas zur Verteidigung von Pater Sherman vorbringen, als ein Späher neben ihn trat und Meldung erstattete.
    »Sie kommen bei der Abflugschneise rein!«
    Gideon war mit einem Satz am Geschütz und kletterte auf den Schützensitz. Hektisch trampelte er auf den Pedalen herum, um zu überprüfen, ob sich die Waffe ausrichten ließ.
    »Bolzen!«, befahl er knapp.
    Hauskyld griff nach einem Bolzen: eine Stahlstange von zwei Zentimetern Durchmesser und einem Meter Länge, die früher einmal vermutlich als Stütze oder Querstrebe gedient hatte. Der junge Mann trat um das Geschütz herum und schob den Bolzen ins Rohr.
    »Geladen!«, meldete er.
    »Seht mal! Dort Brüder, es geht los!«, rief Joshua und deutete zum Horizont.
    Weit über den Rotsandsteinhügeln wurde ein kreisender, kleiner schwarzer Punkt sichtbar. Plötzlich flammte er grell auf und wirkte fast wie ein weit entfernter Stern. Kein Zweifel, die auf ihren Greifen reitenden Randallaner hatten zum Angriff geblasen.
    In der Zwischenzeit hatten sich die Kavalleriesoldaten im großen Innenhof zum Kampf gerüstet. Das Haupttor schwang auf, die Zugbrücke bewegte sich auf Schienen rund 50 Meter in das Minenfeld hinein.
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