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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens
Autoren: Patricia Cornwell
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Fleck immer ein bisschen besser als er. Wie es schien, verlor Bubba ständig Geld an ihn. »Bevor die Schlangen aufwachen, würde ich sagen.« Bubba versuchte so zu klingen, als ob er sich absolut sicher wäre. »Also los, lassen wir es krachen.«
    »Geht klar, alter Kumpel«, antwortete Fleck. »Aber pass auf, ich steck dich wieder in den Sack.«

2
    Smoke war ein Kind, das besonderer Fürsorge bedurfte. Dies war bereits in der zweiten Klasse offenbar geworden, als er seiner Lehrerin das Portemonnaie stahl, eine Mitschülerin verprügelte, einen Revolver in die Schule mitbrachte, mehrere Katzen anzündete und dem Direktor mit einem Rohr den Wagen zertrümmerte.
    Seit diesen ersten Abwegen in seiner Heimatstadt Durham, North Carolina, war Smoke zweiundfünfzigmal wegen Körperverletzung, Betrug, Diebstahl, Erpressung, Erregung öffentlichen Ärgernisses, verbotenem Glücksspiel, Schulschwänzerei, Unehrlichkeit, unanständiger Kleidung, Besitz von Pornographie und wegen ordnungswidrigem Verhalten im Bus auffällig geworden.
    Sechsmal war er wegen Verbrechen, die von sexueller Nötigung bis hin zum Mord reichten, verhaftet und erst auf Bewährung, dann auf Bewährung mit strengen Auflagen wieder entlassen worden. Man versuchte es mit einem FestnahmeErsatz-Programm, dann brachte man ihn wieder ins Gefängnis, dann in ein Therapieprogramm in einem Zeltlager in der Wildnis, dann kam er in eine Bezirksklinik für Verhaltensstörungen, wo ein psychologisches Gutachten angefertigt wurde und man ihn erneut therapierte.
    Im Gegensatz zu den meisten jugendlichen Kriminellen hatte Smoke Eltern, die bei jedem seiner Gerichtsauftritte anwesend waren. Sie besuchten ihn während der Haft. Sie bezahlten Anwälte und feuerten sie, sobald Smoke sich beschwerte und irgendwas an ihnen auszusetzen hatte. Smokes Eltern schrieben ihren Sohn in vier verschiedenen Privatschulen ein und gaben jedes Mal der Schule die Schuld, wenn es wieder mal nicht klappte.
    Smokes Vater, ein hart arbeitender Banker, hatte keinen Zweifel, dass sein Sohn ungewöhnlich intelligent war und nur niemand ihn verstand. Smokes Mutter vergötterte ihren Sohn und ergriff stets Partei für ihn. Keine Sekunde zweifelte sie an seiner Unschuld. Beide Eltern waren der Meinung, ihr Sohn sei ein Opfer korrupter Polizisten, die ihn auf dem Kieker hatten und Fälle aufklären mussten. Als Smoke schließlich in die C. A. Dillon-Besserungsanstalt in Butner kam, schrieben sie beleidigende Briefe an den Bezirksstaatsanwalt, den Bürgermeister, den Generalstaatsanwalt, den Gouverneur und an einen US-Senator.
    Selbstverständlich blieb Smoke dort nicht lange, denn als er sechzehn wurde, war er nach dem Gesetz des Staates North Carolina kein Jugendlicher mehr und wurde entlassen. Seine Straftaten im Jugendstrafregister wurden gelöscht, seine Fingerabdrücke und die Fotos aus der Täterkartei entfernt - er hatte keine Vergangenheit mehr. Seine Eltern dachten, es sei klug, wenn er sich in einer anderen Stadt niederließ, in der die Polizei Strafregister für gewöhnlich nicht löschte, Smoke jedoch nicht kannte und ihn auch nicht belästigten würde. Smoke zog also nach Richmond, Virginia. Und an diesem Morgen hatte er ganz besonders niederträchtige Gedanken und war so richtig auf Ärger aus. »Wir haben noch zwanzig Minuten«, sagte er an Divinity gewandt.
    Er fuhr den Ford Escort, den sein Vater ihm zum bestandenen Führerschein geschenkt hatte, sie saß neben ihm und lehnte sich an seine Schulter. Divinity begann Smokes Kinn zu küssen und rieb ihre Hand zwischen seinen Beinen, um zu sehen, ob jemand zu Hause war.
    »Wir haben alle Zeit der Welt, Baby«, hauchte sie in sein Ohr. »Scheiß auf die Schule. Scheiß auf den kleinen Wichser, den du abholen willst.«
    »Wir haben was vor, schon vergessen?«, sagte Smoke. Er hatte Turnschuhe an, einen locker sitzenden Trainingsanzug, ein Tuch um den Kopf und eine Sonnenbrille auf. Er schlängelte sich durch die Straßen einen Block hinter der Crestar Bank an der Patterson Avenue im West End der Stadt. Dann entdeckte er an der Kensington Street ein kleines Haus in Ziegelbauweise. Kein Auto vor der Tür, keine Zeitung im Briefkasten - es schien niemand da zu sein. Er fuhr in die Einfahrt hinein.
    »Wenn doch jemand da ist, suchen wir nach der Städtischen High School«, erinnerte er sie.
    »Oh ja, wir haben uns total verfahren«, sagte Divinity und stieg aus.
    Sie läutete zweimal an der Tür, alles blieb ruhig. Smoke rutschte auf den
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