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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens
Autoren: Patricia Cornwell
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Artikel über den geplanten Internet-Einstieg vom Kaffeetisch und las ihn noch mal durch.
    ... In der vergangenen Woche haben Kinder unserer Stadt mindestens siebzehn kaltblütige Verbrechen begangen; darunter Vergewaltigung, bewaffneter Raub und schwere Körperverletzung. In elf dieser scheinbar unzusammenhängenden Gewalttaten hatte der Täter sein fünfzehntes Lebensjahr noch nicht vollendet. Von wem also lernen Kinder zu hassen und anderen Schaden zuzufügen? Nicht nur aus Filmen und Video-Spielen, sondern von anderen und von einander. Wir haben ein Bandenproblem, und - erkennen wir es klar - Kinder, die ausgewachsene Verbrechen begehen, sind keine Kinder mehr.
    »Vermutlich ist meine Popularität gerade wieder mal im Keller«, sagte Hammer zu Popeye. »Du brauchst ein Bad. Ein bisschen von der guten Cremespülung?«
    Popeyes schwarzweißes Fell erinnerte ein bisschen an einen Smoking. Aber ihre Haare waren sehr kurz, und die gefleckte, rosafarbene, äußerst sensible Haut wurde leicht trocken und gereizt.
    Popeye liebte es, wenn ihre Herrin sie jede Woche einmal in ein Schaff mit warmem Wasser stellte, sie mit einem medizinischen Shampoo gegen Lichtempfindlichkeit einschäumte und ihr anschließend exakt sieben Minuten lang die wohltuende Haferflocken- und Pramoxinspülung gegen Juckreiz ins Fell massierte - genau nach Gebrauchsanweisung. Popeye liebte ihre Herrin. Sie stand auf ihren Hinterbeinen und schleckte ihr die Knie.
    »Aber das Bad muss heute warten, fürchte ich, sonst komme ich zu spät.« Popeyes Besitzerin seufzte, beugte sich zu ihr nieder. »Ich hätte wohl besser nicht davon sprechen sollen, nicht wahr?«
    Popeye leckte ihrer Besitzerin das Gesicht und empfand Mitleid. Sie wusste, dass ihre Herrin den Schmerz, die Mitschuld und die Trauer über den plötzlichen Tod ihres Mannes leugnete. Nicht, dass Popeye Seth gekannt hätte, aber sie hatte Gespräche über ihn belauscht und Fotos gesehen. Popeye konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Besitzerin mit einem faulen, reichen, dicken, weinerlichen Fettwanst verheiratet gewesen war, der nichts tat außer essen, ein bisschen im Garten arbeiten und fernsehen.
    Popeye war froh, dass es Seth nicht mehr gab. Popeye verehrte ihre Besitzerin. Popeye wünschte, sie könnte mehr für diese mutige, gutherzige Dame tun, die Popeye vor einem Schicksal als Waise bewahrt hatte oder davor, von irgendeiner unglücklichen Familie mit grausamen Kindern adoptiert zu werden.
    »Nun gut.« Ihre Besitzerin erhob sich wieder. »Ich muss mich fertig machen.«
    Hammer nahm rasch eine Dusche, dann warf sie sich einen Bademantel über, stand in ihrem mit Zedernholz ausgeschlagenen begehbaren Kleiderschrank und überlegte, was sie anziehen sollte. Hammer verstand etwas von der geheimen Macht der Kleidung. Alles war wichtig: Auto, Bürodekor, Schmuck, und was sie bei Geschäftsessen aß, mittags oder abends. An manchen Tagen waren Perlen und Röcke angesagt, andere Tage verlangten nach distanzierenden Anzügen. Farben, Stile, Stoffe, Kragen oder keine, gemustert oder uni, Taschen oder Plissee, Uhren, Ohrringe und Parfüms, Fisch oder Huhn, alles spielte eine Rolle.
    Sie schob Kleider hin und her, überlegte, wog ab, stellte sich vor, und schließlich entschied sie sich für einen marineblauen Hosenanzug mit Taschen und Aufschlägen. Dazu wählte sie schwarze Schnürschuhe mit flachen Absätzen und einen dazu passenden Gürtel sowie ein weißblau gestreiftes Hemd aus Baumwolle mit französischen Manschetten. Aus ihrer Schmuckschatulle holte sie sich einfache goldene Ohrringe und ihre Breitling-Armbanduhr aus rostfreiem Stahl. Die Manschettenknöpfe bestanden aus Gold und Lapislazuli; sie hatten Seth gehört. Es dauerte eine Zeit, bis sie sie in die Knopflöcher gefummelt hatte, und sie erinnerte sich an die Zeiten, als Seth zu den seltenen Gelegenheiten, da er sich fein gemacht hatte, ihr durchs ganze Haus gefolgt war, wie Popeye, unfähig, sich die Knöpfe festzumachen, die Taschenklappen zu richten, die passenden Socken oder eine Krawatte auszuwählen.
    Es wäre eine Überlegung wert gewesen, die Schmuckstücke, Brieftaschen, Portemonnaies und anderen männlichen Accessoires zwischen ihren Söhnen aufzuteilen, doch Hammer sträubte sich, sie wegzugeben. Immer wenn sie etwas von Seth trug, hatte sie das unheimliche Gefühl, dass er wollte, dass sie der Mann war, der er niemals gewesen war. Er wollte, dass sie stark war. Vielleicht wollte er ihr helfen, denn nun konnte er es. Er
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