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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens
Autoren: Patricia Cornwell
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Rhythmus kommen«, antwortete Brazil, der mühelos neben ihr mithielt. Er trug ein dunkelblaues Sweatshirt mit der Aufschrift Charlotte Police Department und Turnschuhe, die leicht quietschten, wenn sie auf den roten Tartanbelag trafen. »Du solltest endlich diese Charlotte-Scheiße ausziehen«, brabbelte sie weiter. »Es ist auch so schon schlimm genug. Sollen uns die Cops hier noch mehr hassen?«
    »Ich glaub nicht, dass sie uns hassen.« Brazil versuchte es positiv zu sehen, dass die Richmond-Cops so unfreundlich und abweisend gewesen waren.
    »Klar hassen sie uns.«
    »Niemand mag Veränderungen«, erinnerte sie Brazil. »Aber du schon«, sagte sie.
    Dies war eine Anspielung auf ein Gerücht, das West knapp eine Woche, nachdem sie hier angekommen waren, zu Ohren gekommen war. Brazil hatte irgendwas mit seiner Vermieterin laufen, einer reichen alleinstehenden Dame, die in Church Hill wohnte. West hatte nicht weiter gefragt. Sie hatte auch nicht versucht, was herauszubekommen. Sie wollte es gar nicht wissen. Sie hatte sich geweigert, bei Brazil vorbeizufahren, geschweige denn, ihn zu besuchen.
    »Ich denke, ich mag Veränderungen, wenn sie gut sind«, sagte Brazil.
    »Genau.«
    »Und du wärst lieber in Charlotte geblieben?« »Absolut.«
    Brazil erhöhte ein wenig die Geschwindigkeit, gerade genug, um ihr seine Rückseite zu zeigen. Sie würde es ihm nie verzeihen, dass er sie gebeten hatte, mit ihm nach Richmond zu kommen, dass er sie schon wieder zu etwas überredet hatte, weil man ihm nie widerstehen konnte, weil er Worte mit Klarheit und Überzeugung äußerte. Er hatte sie auf den Schwingungen von Gefühlen hinweggetragen, die er eindeutig nicht mehr empfand. Er hatte seine Liebe kunstvoll in Poesie gekleidet, die er jetzt, verdammt noch mal, einer anderen vortrug.
    »Hier gibt es nichts für mich«, sagte West, die Wörter aneinander reihte, wie sie Türen und Gatter einhängte oder Zäune reparierte. »Ich meine, sind wir doch ehrlich.« Sie wollte nichts schönmalen, bevor sie nicht bei den nackten Tatsachen war. »Das alles stinkt mir ganz gewaltig.« Sie ächzte. »Gott sei Dank ist es nur für ein Jahr.« Er antwortete, indem er beschleunigte.
    »Als ob wir so was wie 'ne M*A*S*H-Truppe für die Police Departments wären«, fügte sie hinzu. »Wir machen uns zu Idioten. Was für eine Zeitverschwendung. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viel Zeit vergeudet zu haben.«
    Brazil sah auf seine Uhr. Er schien ihr gar nicht zuzuhören, und sie wünschte, sie könnte ihn überholen, mit seinen breiten Schultern und seinem hübschen Profil. Die Morgensonne sprenkelte Gold über sein Haar. Die beiden Collegemädchen stürmten vorbei, verschwitzt, und ohne ein Gramm Fett am Körper, ihre muskulösen Beine vibrierten, wie Brazil zu sehen glaubte. West war deprimiert, sie fühlte sich alt. Plötzlich blieb sie stehen, den Oberkörper nach vorne gebeugt, die Hände auf den Knien.
    »Genug!«, rief sie und atmete schwer.
    »Noch sechsundvierzig Sekunden.« Brazil lief auf der Stelle, als ob er Wassertreten würde, und sah zu ihr zurück. »Lauf weiter.«
    »Meinst du wirklich?«
    »Flieg wie der Wind.«
    Sie machte eine unmissverständliche Handbewegung. »Mist«, keuchte sie, als ihr Handy am Bund ihrer Shorts vibrierte. Sie ging von der Laufbahn rüber zur Zuschauertribüne und den gestählten Körpern, die ihr Komplexe machten, aus dem Weg.
    »West«, sagte sie.
    »Virginia? Ich bin's...« Hammers Stimme klang undeutlich. »Chief Hammer?«, fragte West laut. »Hallo?«
    »Virginia. sind Sie da?« Hammers Stimme war kaum noch zu verstehen.
    West presste eine Hand über ihr anderes Ohr und versuchte etwas zu hören.
    ». das ist doch Blödsinn.«, tönte plötzlich eine männliche Stimme dazwischen.
    West ging ein paar Schritte, um aus dem Funkloch rauszukommen.
    »Virginia.?«, kratzte Hammers Stimme. ». kann ich jederzeit machen. nach den üblichen Regeln.«. Die männliche Stimme war wieder da.
    Der Mann hatte einen südlichen Akzent, war offensichtlich Südstaatler. West empfand sofort Abneigung.
    ». Zeit genug. töten. muss. Rechnung.« Der Südstaatler sprach in verzerrten Bruchstücken. ». eine schäbige Hündin, sie ist es nicht wert. zu erschießen.« Plötzlich sprach ein zweiter Südstaatler. »Wie viel.?«
    »Kommt darauf an. vielleicht ein paar Hundert.«
    ». nur wir zwei.«
    »Wenn. mand. findet.«
    ». nicht eingeladen.«
    »Was?« Hammers Stimme war weg.
    ». benutze eine. kalte Stupsnase.
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