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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi
Autoren: emons Verlag
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Holzwürmer, die Fenster hatten nur eine Einfachverglasung, und die altertümlichen Lichtschalter ließen auf eine vorsintflutliche Elektroinstallation schließen. Und das Dach musste ich mir auch genauer ansehen.
    »Du hast hier nichts zu suchen, Katharina«, sagte ich betont in die Stille hinein und erwartete beinahe eine Antwort auf mein Selbstgespräch: Umkehren. Ich nickte. »Das ist alles sowieso nur eine Schnapsidee. In der Theorie hört sich das alles immer sehr einfach, aufregend und im Endergebnis befriedigend an. In der Praxis zieht es hier wie Hechtsuppe.«
    Meine Stimme klang hohl. Einsam. Für einen Moment hatte ich die schreckliche Vorstellung, in diesem Haus festgehalten und alt zu werden, ohne einen meiner Freunde jemals wiederzusehen.
    »Jetzt übertreibst du aber, Katharina«, sagte ich streng und rief mich zur Ordnung.
    Diese Selbstgespräche führte ich immer, wenn das reine Denken mir zu unübersichtlich wurde, weil zu viele Gedanken in meinem Kopf gleichzeitig um meine Aufmerksamkeit buhlten, oder wenn ich zu einem endgültigen Entschluss gelangen musste. So wie jetzt. Ich hatte bisher nichts, aber auch wirklich nichts gefunden, was auch nur annähernd meiner Vorstellung von einem harmonischen Leben auf dem Lande entsprach. Ich musste mir eingestehen, selbst der naiven Illusion aufgesessen zu sein, die wir unter den Lesern unserer Zeitschrift so gern verbreiteten.
    Also: Kater und Sachen wieder über die Pfützenlandschaft zum Auto manövrieren, Kleinhaulmbach den Rücken kehren und Dr. Habschick darüber informieren, dass er doch bitte einen landbegeisterten Verrückten finden solle, der mir das Ganze für eine erträgliche Summe abkaufen würde.
    Herr Hoppenstedt randalierte unten in seinem Gefängnis. Etwas knackte, gefolgt von einem Scheppern. Ich rannte aus dem Zimmer und sah gerade noch einen schwarzen Katzenschwanz um die Ecke des unteren Treppenaufgangs huschen. Die Transportkiste lag quer auf der Seite, das Gitter war herausgebrochen. Die dicke Papierhandtuchschicht, mit der ich in weiser Voraussicht den Boden ausgelegt hatte, lag zerknüllt in der hintersten Ecke und zeigte deutliche Anzeichen der autobedingten Inkontinenz des Katers.
    »Herr Hoppenstedt?« Ich hastete die Treppe herunter, riss die Tür, die den kleinen Vorflur von der eigentlichen Wohnetage trennte, auf und schaute mich suchend um.
    Mist! Die Kellertür stand offen. »Herr Hoppenstedt?«, gurrte ich erneut und lauschte hinunter, in der Hoffnung, ihn zu hören. Aber alles blieb still. Langsam betrat ich die Treppe. Das Betätigen des Lichtschalters blieb ohne Erfolg, und so musste ich mich mit dem Schein in meinem Rücken und dem Licht zufriedengeben, das durch die schmutzig braune Scheibe des Kellerfensters in den Treppenschacht fiel. Vorsichtig tastete ich mich nach unten.
    An der rechten Seite der Treppe befand sich ein Absatz, auf dem Marion alles Mögliche abgestellt hatte. Einen Behälter mit gesammelten Plastiktüten, Kanister, an deren Böden noch Reste von bunten Flüssigkeiten schwappten, ein Fischkescher, mit den Jahren matt gewordene Einmachgläser.
    »Herr Hoppenstedt?« Ich gab meiner Stimme nun einen strengeren Klang, obwohl mir klar war, dass das im Endeffekt auch nichts brachte. Wenn der Kater nicht wollte, dann half alles nichts außer seinen Lieblingsleckerchen, und die hatte ich, wie mir gerade auffiel, vergessen. Ich blieb stehen, lauschte erneut.
    Der nächste Schalter funktionierte, und ich konnte endlich mehr als nur die Umrisse von allem erkennen. Vier Türen gab es hier unten, drei davon waren verschlossen. Die vierte führte in eine Art Werkzeuglager. Alte Holzkisten mit noch älteren Werkzeugen stapelten sich in Regalen übereinander. Drei Fahrräder unterschiedlicher Größe rosteten ihrem Schicksal entgegen. Hinter mir explodierte die Welt. Es krachte und schepperte. Ich fuhr herum. »Hoppenstedt!«
    Ein Schraubendreher rollte vor meine Füße und blieb liegen. Der Kater hatte eine komplette Kiste aus dem Regal geschoben. Vermutlich bei dem Versuch, sich dahinter zu verstecken, was ihm aufgrund seiner Leibesfülle aber nicht gelungen war. Er kauerte sich für eine Sekunde zusammen und schoss, als ich mit ausgestreckter Hand auf ihn zuschlich, durch den Türspalt nach draußen und die Treppe wieder hinauf.
    Ich stolperte über Kater und Stufen und griff nach allem, was mir Halt versprach. Ohne Erfolg. Oben stieß ich gegen einen schweren Garderobenständer aus Eisen. Er krachte gegen die
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