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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg)
Autoren: Tatort Eifel 3
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warm pulsierend hätte trotzen können.
    Passierende Wanderer, so es denn um diese Jahreszeit welche gegeben hätte, hätten irgendwann unter dem Schnee nicht mehr ausmachen können, was da lag. Es war einfach ein großer, weißer Haufen.
    Doch Hund Justus mit jugendlicher Begeisterung und feiner Spürnase fand sie auf seiner frühmorgendlichen Runde sofort: die Leiche. In ihrer Brust steckte ein Pfeil.
    Die Soko
Meisburg
, deren Hauptquartier noch im Laufe des Vormittags im Saal des ersten Stocks des Bürgerhauses eingerichtet wurde, weswegen das Kirchenchorfest abgesagt werden musste [sic!], ermittelte unter den Westernreitern der Region und im Sportschützenverein. Aber eine heiße Spur gab es in diesen kalten Spätwintertagen nicht.
    Anhand der Fingerabdrücke wurde der Tote schon bald als Bernhard Küppersbusch aus Euskirchen identifiziert, notorischer Kellner und stadtbekannter Frauenherzbrecher. Oder andersherum. Jedenfalls ein »liederliches Früchtchen«, wie ihm seine Chefin Maria, danach befragt, attestierte.
    Der leitende Ermittler Rudi Hetzges erklärte in einer ersten Stellungnahme: »Wir ermitteln im persönlichen Umfeld des Toten. Es handelt sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit um eine Beziehungstat. Meisburg kann ruhig schlafen.«
    Und man schlief ruhig in Meisburg.
    Noch ...
    Bodycount: 2
    Eine Woche später. Aufkeimende Frühlingsgefühle nach einem außergewöhnlich sonnigen Samstag. An diesem frühen Sonntagmorgen war am Potsdamer Platz nur einer unterwegs, der Herr Pfarrer. Er war es dann auch, der die grausige Entdeckung machte.
    Es gibt, was nur wenige wissen, zwei Potsdamer Plätze in Deutschland. Den bedeutenden dort, an der lichten Kreuzung von fünf Waldwegen, und diesen anderen in Berlin.
    Mitten auf dem Potsdamer Platz in Meisburg lag an diesem Morgen ein nackter Mann. Totgefahren. Flundergleich plattgewalzt. Mit fetten Offroadreifen. Der Herr Pfarrer sprach ein Gebet.
    Die Fingerabdrücke des Toten waren nicht gespeichert, aber anhand des Phantombildes erkannte ihn seine Ex-Frau. Es handelte sich um Ludger Schmüller, einen dubiosen Gebrauchtwagenhändler aus Aachen.
    Natürlich war es furchtbar, dass innerhalb von zwei Wochen zwei Tote gefunden wurden, aber es waren ja keine Meisburger, mithin war es nicht ganz so schlimm. Höchstens ärgerlich, dass irgendwelche gestörten Großstadtmörder extra anreisten, um in dieser Idylle ihrem Trieb zu frönen.
    Als am Sonntagnachmittag Wochenendgast Gertrud Zülpe (72), Witwe eines Schweizer Industriellen, mit ihrem Geländewagen gerade vom Parkplatz des Hotel Schafbrück fuhr, um einen Sack leicht fleckiger Altkleider zu einem geeigneten Sammelcontainer zu bringen, parkte Kommissar Hetzges zeitgleich seinen klapprigen VW Passat vor dem Gebäude und quartierte sich ebenfalls dauerhaft ein, damit er nicht mehr ständig pendeln musste. Er war ohnehin geschieden, und wo er abends seinen müden Ermittlerschädel bettete, war im Grunde egal.
    Kurz darauf ließ er an der Theke bei einem Feierabendbier im Kreis der Stammgäste - und Oma Zülpe, die nun strickend am hinteren, linken Ecktisch saß - mit vielsagendem Augenbrauenwackeln durchblicken: »Eindeutig ein Sexualstraftäter. Dass er seine Opfer immer nackig macht, verrät ihn. Ein Perverser. Den haben wir schon so gut wie im Sack.«
    Bodycount: 3
    Am Sonntag darauf wurde ein dritter Toter gefunden, was den
Tierischen Volksfeind
, pardon, den
Trierischen Volksfreund
zu der reißerischen Schlagzeile
Mephistophelisches Massenschlachten in Meisburg
veranlasste und die Zeitung hochrechnen ließ, dass Meisburg binnen fünfeinhalb Jahren zur Gänze entvölkert sein würde, wenn es in diesem Tempo weiterginge - was aber Unsinn war, denn auch der dritte Tote stammte von außerhalb und wirkte sich folglich nicht nachteilig auf die Gesamtbevölkerungszahl aus.
    Dieses Mal wurde an der Köhlerstelle am Hellenberg eine schwarz verkohlte Leiche gefunden. Hellenberg, das kommt von Hölle. Noch dazu Südhang. Kein Wunder, wenn es da heiß hergeht, spottete mancher.
    Der Tote war dieses Mal voll bekleidet, wiewohl die Kleidung natürlich verbrannt war. Es handelte sich um Jacques Brues, einen belgischen Kleinkriminellen.
    Sämtliche Anwohner wurden befragt, aber außer einem Ehepaar mittleren Alters, Marianne und Erwin Reuter, die eine gebeugte Gestalt unbestimmten Geschlechts gegen Mitternacht an ihrem Haus vorbei in Richtung Schneidemühle hatten gehen sehen, konnte niemand einen sachdienlichen Hinweis
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