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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg)
Autoren: Tatort Eifel 3
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Zapfsäule im Autohaus. Alle anderen Meisburger fanden es eher lästig, aber man raunte sich auf Moselfränkisch zu: »Frischfleisch für den Mörder, besser die als wir.«
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    Fly me to the moon
.
    Es war zwei Uhr nachts, und Doris Day sang ihm ins Ohr. Also, nicht sie persönlich, sondern sein Handyklingelton.
    »Was?«, meldete sich Kommissar Hetzges ungnädig. Er schlief in Zimmer 8 des
Hotels Schafbrück
. Und in Zimmer 8 schlief es sich enorm gut.
    »Ein weiterer Toter. In der Schneidemühle.«
    Hetzges zog sich an und fuhr hin. Kaffeelos war er nicht zu genießen. Seine Laune besserte sich auch nicht, als er zum Mühlrad kam. »Schauen Sie immer mitten in der Nacht nach Ihrer Mühle?«, fragte er den Müller, der eigentlich Schreiner war.
    »Wir sind aufgewacht, weil es plötzlich so still wurde.«
    Der Kommissar, geborener Wittlicher mit wenig Kenntnis von Mühlen, erfuhr, dass
die klappernde Mühle am rauschenden Bach
nicht nur eine Liedzeile war. »Die Mühle klappert immer. Und wenn sie es plötzlich nicht mehr tut, dann fällt einem das auf. Auch im Schlaf«, erklärte der Müller, der, wie gesagt, eigentlich Schreiner war.
    Sie gingen gemeinsam den abschüssigen Weg vom Parkplatz am Wohnhaus vorbei zur Mühle hinunter. Und dort, im großen Mühlrad mit einem Durchmesser von an die sieben Metern, steckte die Leiche. Und hatte sich verhakt, weshalb sich das Mühlrad trotz steten Wasserzuflusses nicht mehr drehen konnte.
    Drüben, am Teich, quakten die Frösche. Die Hunde bellten. Die Kamerunschafe hetzten über ihre Wiese. In der Ferne grunzte ein Schwein. Es roch nach Parfüm.
    Die Schneidemühle, die einzige noch erhaltene wasser-kraftbetriebene Sägemühle, wurde 1812 zum ersten Mal erwähnt, war aber sicher noch älter. Dennoch war Georgina Beyerle die Erste, die in den über zweihundert Mühljahren dort einen unnatürlichen Tod gefunden hatte. Und auch die erste weibliche Leiche in der Meisburger Massenmordserie. Ein unrühmlicher Rekord für eine >Stadtbekannte< aus Hillesheim.
    Hetzges seufzte.
    »Vermutlich ist der Serientäter gesellschaftspolitisch motiviert«, erklärte er Oma Zülpe am Frühstückstisch. »Ein Gesinnungsmörder! Alle Toten haben Dreck am Stecken. Der Mörder sieht sich als Rächer im Auftrag des Guten. Denken Sie an meine Worte!«
    Oma Zülpe, die an diesem Morgen zart nach Patschuli zu duften schien, versprach es.
    Bodycount: 8 1/2
    »Verdächtig ist grundsätzlich jeder«, hieß die Devise, und Streifenbeamte patrouillierten von nun an rund um die Uhr in Meisburg.
    Die Soko schob Überstunden. Es ließ sich aber beim besten Willen keine Verbindung zwischen den mittlerweile sieben Toten feststellen.
    Und auch der achte Tote fiel völlig aus dem Raster. Es war ein Marathonläufer aus Manderscheid. Man fand ihn vor dem Eingangsportal der Meisburger
Pfarrkirche St. Bartholomäus
, direkt unter dem Wappen der Äbtissin Maria Theresia von Meuthen, der Erbauerin der Kirche. Das Herz des Toten war mit einer Armbrust durchbohrt worden. Dem Opfer ließ sich charakterlich nichts nachweisen, außer man hätte etwas gegen extremsportelnde Veganer.
    Die Polizei kontrollierte von da an jeden Wagen, sogar die riesige Limousine mit den getönten Scheiben, in der sich ein Mitglied des norwegischen Königshauses befand, auf dem Weg zu den Jagdgründen des Arenbergschen Privatwaldes vor den Toren Meisburgs. Der Blaublüter hatte allerdings keine Armbrust im Kofferraum und wurde auch sonst als Verdächtiger ausgeschlossen.
    »Der Mörder ist immer der Gärtner«, lästerte ein Meisburger an der
Schafbrück
-Theke und hob sein Bitburgerglas, um dem anwesenden Gärtner zuzuprosten.
    Der Kommissar saß bei einem schönen Teller Kappestiertisch, also mit Sauerkraut verstampften Kartoffeln und Kassler, am Ecktisch hinten links. Ihm gegenüber der einzige weitere Gast des
Schafbrück
, die alte Oma Zülpe, am Revers des Alcantara-Kostüms in Taubenblau die beiden Orden ihres heimischen Bogenschützenvereins.
    »Das ist kein Einzeltäter«, erklärte Hetzges mit vollem Mund.
    Oma Zülpe wischte sich einen halbzerkauten Kasslerbissen von der Kostümjacke.
    »Der
Modus Operandi
ist jedes Mal ein anderer», führ der Kommissar fort. »Das ist eine ganze Gruppe. Da hat ein charismatischer Mörder wie Charles Manson eine ganze Mörderbande um sich geschart!«
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Nein, Moment ... ’tschuldigung, immer noch 8 1/2
    »Der lebt noch!«, rief der Ersthelfer. Bis zum Eintreffen des
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