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KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß
Autoren: Delfried Kaufmann
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werden beim FBI ganz schön in die Mache genommen, was die sportliche Seite des Berufs angeht. Für den Rest sorgen dann unsere Kunden, dass wir nicht einrosten und nicht dem Muskelschwund anheimfallen. Ich bin bereit, jederzeit mit einem guten Halbschwergewicht über fünfzehn Runden zu gehen und werde ihm das Leben sauer machen, ohne dabei erschöpft aus den Pantinen zu kippen. Ich laufe die Meile in einer ganz ansehnlichen Zeit und bei den 110 Yards liege ich unter elf Sekunden, und meine Bestleistung im Kugelstoßen berechtigt zur Olympiateilnahme. Für einen Mann, der solche Dinge gewissermaßen nebenberuflich betreibt, sind das hübsche Ergebnisse und ich hatte mir nie die geringsten Gedanken darüber gemacht, dass ich bei den Hafenarbeitern nicht mühelos meinen Mann stehen könnte.
    Nach der ersten Stunde sah ich ein, wie irrig diese Meinung war, und welcher immense Unterschied zwischen einem frischfröhlichen Boxkampf und dem stundenlangen Wuchten von vier-Centals schweren Kisten bestand. Ich bekam Schmerzen in den Armen. Mein Rücken verwandelte sich in ein knochenhartes Brett, das ich zu jeder Biegung zähneknirschend zwingen musste, und in meinen Waden vibrierten die Sehnen wie angeschlagene Basssaiten.
    Angeschlagen war überhaupt der ganze Mann. Als Muck, der der Ladeführer meiner Gruppe war und nichts anderes tat, als die Kisten zu zählen, zur Pause pfiff, sank ich ermattet auf eine Kiste.
    Ein Mann mittleren Alters setzte sich neben mich. Ich hatte während der Arbeit gesehen, mit welcher Mühelosigkeit der fast schmächtige Kerl mit den Kisten umging.
    Er kramte Stullen aus und kaute vergnügt daran. »Hast du nichts bei dir, Kumpel?«, fragte er mit vollem Munde. »Soll ich dir was abgeben?«
    Ich dankte. Ich war zu groggy, um zu essen. Er hatte es wohl bemerkt, wie schwer mir die Arbeit fiel, und er gab mir, während er kaute, einige Tipps, wie ich die Hebelgesetze ausnutzen musste, und wie ich Kräfte sparen konnte, wenn ich die Schwere der Kisten einen Teil der Arbeit tun ließ.
    Auch die anderen Leute unserer Gruppe hatten sich irgendwo zur Ruhe hingehauen. In einer Ecke entstand Streit. Mucks Stimme giftete, sich überschlagend: »Drück die Zigarette aus, Chris! Du weißt genau, es ist verboten, in den Laderäumen zu rauchen. Soll die Gewerkschaft den Schaden bezahlen, wenn du hier Feuer machst, heh?«
    »Ach, halt die Schnauze!«, antwortete ein rothaariger Arbeiter, der auf einer Kiste lümmelte.
    Muck kreischte weiter: »Ich sag’s Lugger! Oder dem Boss! Mach’ die Zigarette aus! Ich befehle es! Ich bin der Ladeführer!«
    In dem Rothaarigen, einem Iren offenbar, flammte der ganze Jähzorn seiner Rasse auf. Er schnellte von seiner Kiste hoch.
    »Zur Hölle mit dir, verdammter Spitzel«, knurrte er. Er stieß den schmächtigen Softy vor die Brust, nicht einmal heftig, aber Muck sauste quer durch den Laderaum und landete genau in dem Spalt zwischen zwei Kistenstapeln.
    »Das hätte Chris Mamun nicht machen sollen«, sagte der Mann neben mir besorgt.
    Bevor ich ihn fragen konnte, was er damit meinte, erschien oben in der Ladeluke senkrecht über uns ein großer, breitschultriger Mann in einem eleganten Slipper-Mantel. Mit raschen, sicheren Bewegungen glitt er die Steigleiter hinunter.
    »Morning, Jungs«, sagte er, als er auf dem Unterdeck stand. Er ließ seinen Blick über unsere Gesichter gleiten. Er hatte helle, harte Augen, tiefe Kerben um den schmalen Mund und ein kantiges Kinn.
    »Die Zigarette aus, Mamun«, sagte er nicht laut, aber scharf, und der rothaarige Chris, der eben noch wegen des gleichen Themas Softy Muck eine Luftreise besorgt hatte, zerdrückte widerspruchslos die Glut zwischen seinen harten Fingern.
    Softy kam herbeigeschossen. »Morning, Donald«, liebedienerte er. Das also war Donald Kent, der Boss der Gewerkschaftssektion Europaquai. Ich wusste eine Menge über seine Laufbahn, eine Laufbahn, die immer unter dem Motto absoluter Rücksichtslosigkeit gegen alles gestanden hatte, was ihm den Weg nach oben, zu Reichtum, Luxus, Macht versperrte.
    »Schreib’ Mamun auf, Softy«, befahl er. »Zwei Dollar Abzug wegen Übertretung des Rauchverbotes.«
    Muck kritzelte eifrig. Kents helle Augen hefteten sich auf mich. Er kam auf mich zu und reichte mir die Hand. »Du bist der Neue. Ich bin der Boss hier.« Ein dünnes Grinsen erschien um seinen schmalen Lippen. »In drei Versammlungen freiwillig gewählt und von der obersten Gewerkschaftsleitung bestätigt.«
    Ich wusste, wie
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