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KR114 - Ich und der Mord im Jazz

KR114 - Ich und der Mord im Jazz

Titel: KR114 - Ich und der Mord im Jazz
Autoren: Ich und der Mord im Jazz
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heißt hier also doch? Ich will nur mal nachschauen, wie das mit dem Torweg ist.«
    Wir gingen auf den Toreingang des »Haadoo«, eines berühmten Jazzkellers, zu. Er war durch eine große Eisentür verschlossen, auf der ein Schild befestigt war:
    Eingang nur für Künstler und Lieferanten.
    Ich stieß gegen einen der beiden eisernen Torflügel. Er gab nach. Wir traten ein, obwohl wir weder Künstler noch Lieferanten waren.
    Von innen konnte das Tor mit einem schweren Querriegel verschlossen werden. Dr. Koenig hatte das offenbar getan, als er hier Zuflucht gesucht hatte.
    Die Vorstellung, daß er vor vielleicht zehn Minuten noch aufatmend diesen Riegel hier vorgelegt hatte und nun möglicherweise schon ein paar Löcher im Magen sein eigen nannte, war nicht sehr erfreulich, so wenig ich ihn auch leiden mochte.
    »Er hat den Riegel vorgelegt und ist dann weitergegangen«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Was hätte er davon gehabt, hier stehenzubleiben und ›Fang mich!‹ oder ähnlich Scherzhaftes durch die Tür nach draußen zu rufen. Er wußte, daß die Burschen da draußen irgend etwas unternehmen, zumindest aber abwarten würden. Er mußte weiter, irgendwohin, wenn auch nur zu einem Telefon, um die Polizei zu rufen, oder unter Menschen, die ihm zu helfen bereit gewesen wären.«
    »Also gehen wir weiter und suchen nach einem Telefon oder Menschen«, meinte Phil. Wir betraten den Hinterhof.
    Wenig ergiebig sah das aus. Hohe Mauern, ein Lieferwagen, die graue Rückseite des »Haadoo«, der Music Hall, die das Mekka aller Jazzfreunde war.
    Wir sahen einige erleuchtete Fenster, die offenbar zu den Garderoben der Künstler gehörten.
    »Er kann hier nur auf der Feuerleiter seinen Weg fortgesetzt haben, wenn er nicht dumm und ratlos hier stehengeblieben ist«, sagte ich.
    »Irgend jemand hat das Tor geöffnet…«
    »Und bestimmt nicht er selbst…«
    »Sondern ein anderer, den Koenig am Öffnen des Tores gehindert hätte, wenn er noch hiergewesen wäre.«
    Wir kletterten die eiserne Treppe hoch, fanden ein angelehntes Fenster und stiegen ein.
    Wir standen auf einem langen schmalen Gang, der in dem nackten weißen Licht einiger Glühbirnen vor uns lag.
    »Zwei Möglichkeiten«, meinte ich. »Entweder ist er durch den Gang gerannt oder aber auf die erste beste Tür, auf die erste ihm erreichbare Tür zugestürzt und hat sie aufgerissen.«
    Phil klopfte sich eine Spinnwebe von der Hose und machte ein angewidertes Gesicht, als er mich betrachtete: »Du quatschst daher wie der berühmte Detektiv Dupin, der auch immer mit Psychologie an die Sache ranging, und du machst genauso ein wichtigtuerisches Gesicht dabei. Es ist zum Kotzen.«
    »Was ist zum Kotzen?«
    »Dein Gesicht, deine Quasselei und die ganze Geschichte.« In diesem Augenblick setzte mit weicher Präzision irgendein Jazzstück ein. Der Gang schien zur Bühne hinzuführen.
    Phil lächelte berauscht vor sich hin, zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich an das Fenster.
    Er schien restlos mit allem versöhnt zu sein.
    »Such du nur weiter«, sagte er, »wenn du dir etwas davon versprichst rauszubekommen, wohin er gelaufen ist. Erwischt haben sie ihn ja doch. Ich finde es einigermaßen sinnlos, hier herumzuschnüffeln, während Koenig in diesem Augenblick gemütlich zwischen zwei Pistolenläufen sitzt und spazierengefahren wird.«
    »Ja, ja, schon recht. Ich würde aber gern wissen, wer den Gangstern das Tor geöffnet hat.«
    »Vielleicht war es Koenig selbst.«
    »Blödsinn. Warum sollte er den Leuten, vor deren Verfolgung er sich durch das Verriegeln des Tores gesichert hat, dann eben dieses Tor wieder öffnen? Um sie in gute Stimmung zu versetzen? Das wäre eine etwas gewagte Spekulation, findest du nicht auch? Außerdem erzählte der Portier, daß die Gangster, nachdem ihnen das Tor geöffnet worden war, hineingingen und erst nach einigen Minuten mit Koenig wieder zurückkamen. Nein, die Sache war eindeutig so: Koenig läuft wie gehetzt in den Torweg hinein. Er verriegelt das Tor hinter sich. Es beherrscht ihn nur ein Gedanke: Weg, weg! Irgendwohin, wo Menschen sind, nicht Straßenpassanten, die nicht merken, wenn neben ihnen jemand umgebracht wird, sondern Menschen in einem Raum, in einem hellen Raum, denen man sagen kann: ›Sie sind hinter mir her, ich brauche Hilfe!‹ Und wenn nicht das, dann ein Telefon oder zumindest noch ein paar Türen, die man zwischen sich und die Verfolger bringen kann, irgendein Weg, der an einer anderen Stelle wieder ins Freie
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