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KR114 - Ich und der Mord im Jazz

KR114 - Ich und der Mord im Jazz

Titel: KR114 - Ich und der Mord im Jazz
Autoren: Ich und der Mord im Jazz
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fragte so nebenher: »Wer war diese Frau?«
    »Dorothy Mercer, unser Kassenmagnet«, sagte einer der Männer.
    »Und eine prima Frau«, fügte ein anderer hinzu. »Keine Starallüren, nichts dergleichen.«
    »Gut gebaut, was?« sagte der dritte. »Und ein Gesicht! Man könnte es stundenlang betrachten.«
    Ich nickte, und wir gingen.
    »Noch ein wenig Sherlock Holmes spielen?« fragte Phil.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte ich.
    Wir benutzten diesmal das Treppenhaus. Es erwies sich als bequemer.
    ***
    Wir saßen schweigend nebeneinander, als wir nach Hause fuhren. Auf der 32. Straße mußten wir rechts ranfahren als ein Polizeiwagen mit heulender Sirene an uns vorüberraste.
    Unmittelbar hinter ihm kam ein Krankenwagen.
    »In dem Wagen saß Captain Warren von der Mordkommission«, sagte Phil.
    Ich nickte und gab Gas.
    Sie fuhren zum Hafen.
    Wir durchfuhren eine schlecht gepflasterte Straße, ohne uns um das Durchfahrtsverbot zu kümmern. Sie führte in steiler Abfahrt auf eine Werft.
    Die Polizeiwagen hielten mit kreischenden Bremsen.
    Im Licht der Scheinwerfer sahen wir den Unterbau eines Krans, zwei Polizisten, einen Zivilisten, der aufgeregt, mit den Händen gestikulierend, auf die Kriminalbeamten einsprach, die sich nun der Gruppe genähert hatten, und dann noch einen, der durchaus keinen aufgeregten Eindruck mehr machte, sondern ruhig und gelassen auf dem Boden lag.
    Die übliche Gruppe der Neugierigen fehlte.
    Das hier war eine gottverlassene Gegend.
    Als wir näher traten, sahen wir, daß der Mann, der auf dem Boden lag, gar nichts anderes mehr konnte, als ruhig und gelassen zu sein.Er war nämlich tot.
    Die Polizisten salutierten vor Captain Warren. Einer kam auf uns zu.
    »Was haben Sie hier zu suchen? Außerdem haben Sie das Durchfahrtsverbot nicht beachtet.«
    Er war nun so nahe an uns herangetreten, daß er mich erkannte, und salutierte noch einmal.
    »Verzeihung, ich wußte nicht…«
    »Schon gut.«
    Wir traten auf die Gruppe zu.
    Captain Warren, ein in Ehren und Borniertheit ergrauter Beamter mit verbitterten Gesichtszügen, schien nicht sonderlich angenehm berührt zu sein, als er uns sah.
    »Der berühmte G-man Jerry Cotton vom FBI«, sagte er. »Na, da können wir Dummköpfe von der Stadtpolizei ja abhauen, wie?«
    »Ich halte die Vertreter der Stadtpolizei nicht für dumm«, sagte ich. »Wenigstens nichj; alle.«
    Er kniff die Lippen zusammen.
    Ein Sergeant trat mit dem aufgeregten Zivilisten auf uns zu.
    »Er weiß auch nicht viel, Captain.«
    »Sie haben die Sache beobachtet?« fragte Warren.
    Der Zivilist, ein biederer Mann, zog verlegen seine Lederjoppe glatt.
    »Jawohl, Sir. Das heißt… Also beobachtet habe ich nichts. Ich habe nichts gesehen, wenn Sie das meinen. Ich hatte die Nachtwache auf dem Bauplatz da drüben.« Er zeigte auf ein Grundstück.
    »Ich las in einem Roman, als ich ganz undeutlich so etwas klatschen hörte. Immer wieder: ,Klatsch, klatsch.« Es hörte sich so an wie in den Filmen, wenn jömand verprügelt wird. Ich hatte bisher immer geglaubt, dieses Geräusch wäre nur so gemacht in den Filmen und ich würde es gar nicht hören, wenn wirklich einer verprügelt wird, im wirklichen Leben, meine ich.
    Man hörte es aber. Und dann brüllte jemand: ›Ja, ja, ich sag’s! Ich sag’s!‹ Und dann heulte jemand, so ganz hell und schrill. Ich sag’ Ihnen, das war scheußlich!«
    Er zögerte, bevor er fortfuhr: »Nun hätt’ ich ja dem Mann helfen können. Aber wissen Sie, ich bin… Na ja, besonders mutig bin ich nicht, und solange auf meinem Grundstück nichts passiert ,..«
    »In diesem Augenblick haben Sie sich schon strafbar gemacht, Mann«, sagte Warren mit harter Stimme. »Feigheit ist eine Sauerei, aber leider nicht strafbar. Wenn sie aber zur Duldung eines Verbrechens führt, dann ist das unterlassene…« Mir platzte der Kragen.
    »Der Captain redet Blödsinn«, sagte ich. »Niemand kann Sie zur Verantwortung ziehen, weil Sie sich zurückgehalten haben. Ich würde sagen, daß Sie vernünftig waren. Sie hätten diesem Mann nicht helfen können und wären wahrscheinlich selbst getötet worden.«
    Der Nachtwächter wandte sich mit seinem weiteren Bericht nun an mich, eine Tatsache, die Captain Warren offensichtlich noch wütender machte als meine Einmischung.
    »Das dachte ich mir eben auch. Ich lauschte also noch eine Zeitlang, weil ich mir noch nicht klar war, ob ich die Polizei anrufen sollte. Es konnte ja eine harmlose Schlägerei sein. Fast schien es so. Ich nahm
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