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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume
Autoren: Michelle Beattie
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bereitwillig mit Nate geteilt. Er konnte sich nicht vorstellen, weshalb Claire dorthin zurückkehren wollte, wo das Waisenhaus gewesen war, und wo so viele furchtbare Erinnerungen auf sie warteten. Wollte sie ihren Ehemann sehen? Würde er ihr weh tun?
    »Dort ist Claire, du Riesentölpel.«
    Nate verschluckte sich an seinem Rum. Nur Vincent hatte ihn je so genannt.
    »Ich dachte, das wäre angemessen. Ich bin mir sicher, genau das würde Vincent sagen.« Blake lächelte und warf einen kurzen Blick nach oben.
    Nate verzog spöttisch das Gesicht.
    »Vermutlich tut er das gerade«, stimmte er zu und fühlte sich ein wenig leichter, weil Blake Vincent zurück in den Raum gebracht hatte, und sei es auch bloß mit Worten.
    »Er würde auch wollen, dass du hingehst. Ich will, dass du gehst.«
    »Die Ehe hat dich sentimental werden lassen«, sagte Nate, bevor er trank.
    »Vielleicht, aber sie ließ mich auch erkennen, wie wichtig es ist, keine Zeit zu verlieren. Ich habe Monate mit Alicia verloren, Monate von ihrer ersten Schwangerschaft, die ich nicht wieder zurückholen kann. Würdest du dasselbe machen?«
    Dieses Mal verschluckte sich Nate wirklich. Er wischte sich den Rum mit dem Unterarm vom Kinn.
    »Claire ist aber nicht schwanger.«
    »Das habe ich zwar nicht gemeint, obwohl das witzig war. Warum willst du nicht zu ihr gehen?«
    Er strich sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Du kennst Claire nicht. Sie ist unabhängig, sie will sich nicht auf mich verlassen und glaubt nicht, dass ich zu ihr stehen würde.« Er zuckte mit den Achseln und wollte den Schmerz vertreiben.
    »Sie will es mich einfach nicht noch einmal versuchen lassen.«
    »Dann beweise ihr, dass sie falsch liegt.«
    »Sie ist gegangen, Nate. Das sagt mir alles, was ich wissen muss.«
    »So, wie es das beim letzten Mal getan hat? Du hast gedacht, sie hätte dich einst einfach aufgegeben, doch das hat sie nicht getan. Ihr ist bloß die Zeit ausgegangen. Du hast sie gehen lassen, hast sie ihre Geheimnisse für sich behalten lassen. Du hast ihr bewiesen, dass sie recht hatte, Nate, als du all diese Dinge getan hast.« Blake beugte sich vor.
    »Warum versuchst du es dieses Mal nicht auf einem anderen Weg?«
    Nate schluckte sein Getränk zusammen mit Blakes Worten hinunter. Er wusste, Blake hatte recht. Er hatte ihr bewiesen, dass sie recht hatte. Aber er hatte auch gehofft, dass sie von alleine einlenken würde, dass ihr klar werden würde, was sie aneinander hatten, und was er für sie empfand. Er hatte sie doch gebeten, sein Haus mit ihm zu teilen, oder etwa nicht?
    Ja, das hatte er, aber als er seine Augen schloss, wurde ihm klar, dass er ihr nie erklärt hatte, weshalb er das Haus gebaut hatte. Er hatte ihr nie gesagt, dass er sie liebte oder hatte ihr einen anständigen Heiratsantrag gemacht. Er war ebenso zurückhaltend gewesen, wie sie es gewesen war.
    »Irgendjemand muss den ersten Schritt machen«, sagte Blake und platzte in Nates Überlegungen hinein.
    »Das kannst genauso gut du sein.«
     
    Als sie das verlassene Waisenhaus betrat, fühlte sich Claire wieder wie ein junges Mädchen. Sie fühlte die Angst, die Verzweiflung. Sie hörte ihre eigenen Worte in ihrem Kopf widerhallen:
    »Geh nicht, Vater. Lass mich mit dir kommen.«
    Die Antwort ihres Vaters hatte gelautet:
    »Mein süßes Mädchen. Ich werde zu dir zurückkommen. Vertrau mir.«
    Das hatte sie. Und er war es nicht.
    Claire hatte die Erinnerungen verdrängt, während sie ihre Finger durch die klebrigen Spinnweben schob, die die meisten Türeingänge ausgefüllt hatten. Die Fenster waren zerbrochen worden, wahrscheinlich von den Kindern, die man ohne nachzudenken und ohne dass es jemanden kümmerte, herausgeworfen hatte. Staub und Elend hatten schwer in der Luft gehangen. Die Wände, ein dumpfes, hässliches Grau, hatten auch keine Erleichterung geboten.
    Nun gut, dachte Claire, als sie nun durch den Eingang trat, jetzt waren die Wände nicht länger dumpf.
    Sie hatte geholfen, sie in einem fröhlichen Gelb anzustreichen, und die Vorhänge, die sie in Auftrag geben hatte, hingen nun frisch gestärkt vor den neu reparierten und glänzenden Fenstern. Stühle waren im Empfangszimmer zusammengetragen worden, und sie standen an den Wänden entlang und warteten auf die Gäste, die Claire für den Abend eingeladen hatte. Ein kleines Podest war in einer Ecke aufgebaut worden, um den Musikern Platz zu bieten, die flotte Musik spielen würden.
    Der neue Fußboden unter ihren Füßen war
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