Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
will Ihre Intelligenz nicht beleidigen«, sagte sie dann leise. »Darum gebe ich lieber gleich zu, daß gewisse Gesetzesübertretungen unvermeidlich sein werden. Sollte es zu einem Kampf kommen, so besteht sogar die Gefahr schwerwiegender Verstöße gegen das Gesetz. Ich brauche einen Mann, der dieses Risiko auf sich nimmt, der mit Schwierigkeiten fertig wird, der hart sein kann, wenn es die Situation erfordert, aber er darf kein Verbrecher sein, der durch die Gelegenheit zu persönlicher Bereicherung in Versuchung geführt werden könnte. Sie schienen der richtige Mann. Wenn ich mich irrte, so sagen Sie es jetzt bitte.«
    Lockridge fand langsam seinen Humor wieder. »Wenn Sie einen James Bond erwarteten, waren Sie bestimmt im Irrtum.«
    Sie sah ihn verständnislos an. »Wen?«
    »Schon gut«, winkte er ab, sein eigenes Erstaunen verbergend.
    »Sie waren offen, ich will es auch sein. Woher weiß ich, daß Sie sind, was Sie von sich sagen? Könnte es sich nicht ebensogut um einen gewöhnlichen Schmuggelring handeln, oder um eine betrügerische Manipulation oder sonst etwas? Woher soll ich wissen, woran ich wirklich bin?«
    Die Stadt blieb schnell hinter ihnen zurück. Die Straße war breit und verlief schnurgerade, so daß sie ihm einen langen Blick schenken konnte. »Ich kann Ihnen nicht mehr verraten als bisher«, sagte sie. »Es würde auch zu Ihrer Aufgabe gehören, Vertrauen zu mir zu haben.«
    Er sah ihr in die Augen. »Okay«, rief er aus. »Hier haben Sie Ihren Schmuggler.«
    Sie legte ihm die rechte Hand auf seine Linke. »Danke«, sagte sie, und es bedurfte keiner weiteren Worte.
    Schweigend fuhren sie weiter durch die grüne Landschaft, durch kleine Ortschaften mit rotbedachten Häusern. Sie näherten sich Roskilde, als er endlich sagte: »Wäre es nicht besser, mich in die Einzelheiten einzuweihen?«
    »Später«, sagte sie. »Dieser Tag ist zu schön.«
    Er entdeckte einen weichen Zug um ihren Mund. Ja, dachte er, in einem Leben, wie du es führst, muß man alles Schöne mitnehmen, solange man es kann. Die große Kathedrale wuchs vor ihnen auf, und Storm überraschte ihn mit ihren Kenntnissen über die Geschichte des eindrucksvollen Bauwerkes.
    »Sie scheinen sich gut in der Geschichte Dänemarks auszukennen«, sagte er. »Wollten Sie darum, daß ich mich mit seiner Vergangenheit befasse?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir brauchen eine Tarnung für den Fall, daß wir beobachtet werden. Archäologische Neugier ist eine gute Entschuldigung, wenn man in einem so alten Land wie diesem seine Nase in alle möglichen Winkel steckt. Aber ich sagte, daß ich jetzt nicht über diese Dinge sprechen wollte.«
    »Entschuldigen Sie.«
    Wieder überraschte sie ihn durch ihren Stimmungsumschwung. »Armer Malcolm«, sagte sie mit leisem Spott. »Fällt es Ihnen so schwer, müßig zu sein? Kommen Sie, wir sind zwei Touristen, die im Freien übernachten, ihren Hunger und Durst in den Bauerngasthöfen stillen, sich durch verlassene Dörfer und auf vergessenen Wegen nach der Schweiz durchschlagen. Fangen wir an, unsere Tarnung in die Tat umzusetzen.«
    »Oh, ich habe gelernt, wie ein Landstreicher zu leben«, sagte er.
    »Sind Sie außer auf Ihren Studienreisen viel herumgekommen?«
    »Soweit sich Gelegenheit dazu bot. Als Anhalter, solange ich Zivilist war. Später, mit einem Urlaubsschein in der Tasche, zog mich das Landesinnere von Okinawa magisch an. In Japan verbrachte ich einen Urlaub und ...«
    Er war klug genug, das Geschick zu bewundern, mit dem sie ihn dazu brachte, über sich selbst zu sprechen. Prahlerei lag ihm nicht, aber es tat gut, das Interesse zu beobachten, mit dem sie ihm zuhörte.
    Der Wagen schnurrte über die Insel, über Ringsted, Sorp, Slagelse bis Korsor am Belt. Dort mußten sie die Fähre nehmen. Storm – sie hatte vorgeschlagen, sich mit den Vornamen anzureden – führte ihn in das Restaurant an Bord. »Hier ist die Gelegenheit für einen guten Lunch«, sagte sie. »Besonders im Hinblick darauf, daß Alkoholika in internationalen Gewässern zollfrei sind.«
    »Meinen Sie diesen Kanal damit?«
    »Ja. Um 1900 kamen England, Frankreich und Deutschland auf einer Konferenz zu rührender Übereinstimmung in ihren Ansichten, daß die Wasserstraßen durch Mitteldänemark als Teil der großen Meere zu betrachten seien.«
    Sie bestellten Bier und Aquavit. »Sie kennen sich gründlich in diesem Land aus«, sagte Lockridge. »Sind Sie Dänin?«
    »Nein, ich habe einen amerikanischen Paß.«
    »Aber Ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher