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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit
Autoren: Poul Anderson
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Sie bescheint, könnte diesen Planeten schlucken, und es gibt andere Sonnen, die wiederum sie schlucken könnten. Ihre Vorfahren haben das Mammut gejagt und Ozeane in Ruderbooten überquert. Ihre Zivilisation steht am Rande der Vernichtung. In Ihrem eigenen Körper wird in dieser Sekunde ein erbarmungsloser Kampf ausgefochten gegen Eindringlinge, die Sie verzehren könnten, ein Kampf gegen die Zeit als solche.« Sie deutete auf die Straße hinab, auf der Menschen ihren Beschäftigungen nachgingen. »Vor tausend Jahren waren sie klüger. Sie wußten, daß die Welt und die Götter untergehen würden und daß es keine Abwehr dagegen gab.«
    Sie schwieg sekundenlang. Als die Altstadt hinter ihnen lag und neue hohe Wohnblöcke vor ihnen aufwuchsen, fuhr sie fort: »Ich werde es kurz machen. Erinnern Sie sich daran, daß die Ukraine vor einigen Jahren gegen die sowjetische Regierung rebellierte? Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen, aber die Kämpfe dauerten lange. Und das Hauptquartier der Freiheitsbewegung lag hier in Kopenhagen.«
    Lockridge legte die Stirn in Falten. »Ja, ich bin im Bilde.«
    »Es gab so etwas wie eine Kriegskasse«, sagte sie. »Sie wurde versteckt, als der Kampf hoffnungslos wurde. Kürzlich fanden wir jemand, der das Versteck kennt.«
    Seine Muskeln spannten sich. »Wir?«
    »Die Befreiungsarmee. Nicht nur für die Ukraine, sondern für alle, die versklavt sind. Wir brauchen diesen Schatz.«
    »Einen Augenblick! Wozu brauchen Sie ihn, zum Henker?«
    »Wir bilden uns nicht ein, einem Drittel unseres Planeten über Nacht die Freiheit bringen zu können. Aber Propaganda, Unterwanderung, Fluchtwege in den Westen – diese Dinge kosten Geld. Und wir können nichts von Regierungen erwarten, die von Entspannung reden.«
    Lockridge nickte. Er brauchte Zeit, um klar denken zu können. Darum sagte er: »Sie haben recht. Ich vertrat selbst in nächtlichen Gesprächen die Ansicht, daß es aussieht, als wolle Amerika Selbstmord begehen. Wir fallen auf jedes freundliche Wort herein, auch wenn es aus dem Munde desjenigen kommt, der uns vernichten will. Wir überlassen Idioten und Demagogen ganze Kontinente. Selbst im eigenen Land verdrehen wir den Wortlaut der Verfassung, um ... ach, lassen wir das. Meine Argumente trugen jedenfalls nicht dazu bei, mich beliebt zu machen.«
    Seltsames Frohlocken erhellte ihr Gesicht, aber sie sagte mit ausdrucksloser Stimme: »Das Gold liegt in Westjütland am Ende eines Tunnels, der von den Deutschen während der Besetzung Dänemarks für ein höchst geheimes Entwicklungsprogramm gebaut wurde. Gegen Ende des Krieges unternahm die Untergrundbewegung einen Überfall auf die Anlage. Offenbar wurden alle daran Beteiligten getötet, weil die Kenntnis des Tunnels nie an die Öffentlichkeit gelangte. Die Ukrainer erfuhren von einem Mann auf dem Totenbett davon und benutzten den Tunnel als Versteck. Als ihr Aufstand niedergeschlagen war und sie sich auflösten, verblieb der Schatz dort. Die wenigen, die davon Kenntnis hatten, wollten ihre Sache nicht dadurch verraten, daß sie persönlichen Gebrauch von dem Gold machten. Heute sind die meisten von ihnen tot, wobei es keine Rolle spielt, ob sie an Altersschwäche, durch Unfall oder als Opfer bezahlter Agenten ums Leben kamen. Die letzten Überlebenden beschlossen schließlich, unserer Organisation diese Mittel zur Verfügung zu stellen. Ich habe den Auftrag, den Schatz zu bergen. Sie sind mein Helfer.«
    »Aber – warum ausgerechnet ich? Sie haben doch die Männer Ihrer eigenen Organisation.«
    »Haben Sie nie davon gehört, daß man mit Vorliebe Fremde als Kuriere benutzt? Ein Osteuropäer muß damit rechnen, beobachtet oder durchsucht zu werden. Amerikanische Touristen tauchen überall auf. Ihr Gepäck wird selten an den Grenzen kontrolliert, besonders, wenn sie nicht sehr aufwendig reisen.
    Zu Blattgold verarbeitet, können wir das Gold in unsere Kleidung, in das Futter unserer Schlafsäcke einnähen. Wir bringen es nach Genf und übergeben es dort dem Empfänger, für den es bestimmt ist.« Ihre Augen musterten ihn forschend. »Nun? Sind Sie mit von der Partie?«
    Lockridge biß sich auf die Lippen. Er konnte die Sache nicht so schnell schlucken. »Sie nehmen doch nicht an, daß man uns mit diesem Arsenal, das ich einkaufte, unbehelligt passieren läßt?«
    »Die Waffen sollen nur zu unserm Schutz dienen, bis wir alle Vorbereitungen getroffen haben. Wir lassen sie später zurück.« Storm Darroway schwieg eine Weile. »Ich
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