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KORNAPFELGRUEN

KORNAPFELGRUEN

Titel: KORNAPFELGRUEN
Autoren: Jeanette Sanders
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erste, was ihr auffiel, war der einsame Autoreifen, der gerade gegen den unteren Rand des Bildschirms raste.
    Anschließend bemerkte sie den nunmehr dreirädrigen Rennwagen, der in eine Sandbahn hineingeschlittert war und in diesem Moment seitlich in einen dort aufgebauten Altreifenhügel knallte.
    Sabina schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte laut und ein bisschen theatralisch: „Oh nein! Raoul, was machst du denn!“
    Camilla beobachtete, wie sich die Fahrertür des Rennschlittens öffnete und eine Gestalt in rotem Anzug mit weißen Seitenstreifen und rotem Helm auf dem Kopf aus dem Auto hechtete. Keinen Augenblick zu früh, denn zwei oder drei Sekunden später gab es plötzlich eine Stichflamme und Auto und Reifenhügel brannten gleichermaßen lichterloh.
    „Verdammte Scheiße!“ kreischte Sabina wenig damenhaft. „Teddy Homer! Raoul, du verdammter Verlierer! Der Teddy steckt noch da drinnen, hörst du mich?“
    Der Unglücksfahrer stand regungslos und mit hängenden Armen neben dem Flammenmeer, während die erste Rettungsmannschaft mit lautem Trara anrückte und das Feuer zu löschen begann. Die Stimme des Stadionsprechers drang jetzt aus dem Fernseher. Sie gab Startnummer und Namen des ausgeschiedenen Fahrers bekannt. Es handelte sich tatsächlich um Raoul.
    „Himmel aber auch!“ – Camilla fasste sich an den Kopf, „du solltest wirklich froh sein, dass deinem Lover nichts weiter passiert ist, Sabina. Er ist gerade noch rechtzeitig herausgekommen, kannst du das nicht sehen? Meiner Meinung nach hat er unwahrscheinliches Glück gehabt. Ich mag gar nicht daran denken, durch welche Hölle die arme Ruth gerade eben noch gegangen sein muss.“
    „Sicher, sicher. Andererseits ist Teddy Homer jetzt Asche, soviel steht ja wohl fest. Wie willst du das den Kids drüben in Amerika erklären, Camilla, hm?“
    „Ich werde Donald einen langen Brief schreiben und darin die ganze Geschichte erzählen. Schließlich trage ich gewissermaßen die Verantwortung für den Teddy. Mach du dir deswegen mal gar keine Sorgen.“
    „Und meine Titelstory? Die ist jetzt und hiermit  auch im Eimer. Raoul hätte wirklich dieses Mal besonders konzentriert fahren müssen! Er wusste schließlich genau, was auch für mich auf dem Spiel stand.“
    Darauf gab Camilla keine Antwort mehr. Es war zwecklos, sie kannte ihren Zwilling lange genug. Außerdem hatte sie jetzt wahrhaftig Wichtigeres zu tun.
    Sie angelte sich bereits Sabinas Telefon von deren Schreibtisch und fing dann an, Ruths Nummer einzutippen.
    „Danke, mein Mädchen, es geht mir bestens, wirklich! Mach dir keine Sorgen. Raoul ist ja unverletzt geblieben, das ist doch die Hauptsache!“  Ruths Stimme klang gelöst, beinahe fröhlich.
    Camilla hörte im Hintergrund eine Tür klappen.
    Sie warf einen Blick auf Sabina, die mit finsterem Gesichtsausdruck und untergeschlagenen Beinen auf ihrer Couch vor sich hinbrütete. (Der arme Raoul! Der würde zum Ausscheiden aus dem Rennen auch noch eine deutliche Abreibung kriegen, darauf konnte man jede Wette eingehen.)
    Ruths Stimme raunte aus dem Hörer: „Fritzi ist gerade aus dem Zimmer gegangen. Da kann ich dir ja gleich das Neueste berichten! Also, ich habe ihn vorhin, als er hier auftauchte, natürlich gleich zur Rede gestellt. Er hat auch sofort zugegeben, mit besagter Elly tatsächlich mal was gehabt zu haben. Das war allerdings vor meiner Zeit. Als er mich kennenlernte, hat er sofort mit ihr Schluss gemacht! Jetzt sind sie nur noch gute Freunde. Und Kollegen in der Senior-Model-Agentur, wie du mir ja schon gesagt hattest, Camilla. Fritzi hat dieser Elly wohl sogar den Job dort besorgt, weil sie ihre Stelle als Sekretärin in einer Unternehmensberatung verloren hatte und dringend was suchte. Jetzt wirbt sie mit ihrem langweiligen Hausmütterchen-Gesicht für eine Zahnprothesenhaftcreme, die arme Haut! Sie kann einem eigentlich Leid tun ...“ – Ruth unterbrach für einen Moment ihren Redefluss. Vermutlich vergewisserte sie sich, dass Fritzi nicht gerade zurückkam und mithörte.
    Camilla nutzte die eingetretene Pause, um darüber nachzusinnen, wie hoch wohl der prozentuale Anteil an Wahrheit in Fritzis Version der Story liegen mochte!
    „Hallo, Camilla, bist du noch dran? Ja, also, und dann hat mir Fritzi doch tatsächlich vorgeschlagen, bald in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Er sagte, er will in Zukunft jeden Abend an meiner Seite einschlafen und jeden Morgen dort auch wieder aufwachen. Solange ihm der liebe Gott dies
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