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KORNAPFELGRUEN

KORNAPFELGRUEN

Titel: KORNAPFELGRUEN
Autoren: Jeanette Sanders
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umdrehten!
    Camilla selbst hielt ihr eigenes und damit Ruths Schritttempo möglichst niedrig, um das munter plaudernde Pärchen nicht etwa einzuholen. Eine Szene im offenen Park zwischen den drei älteren Herrschaften war das letzte, was Camilla derzeit miterleben wollte.
    „Stell dir vor, der Mann ist mitnichten siebzig, wie er auch dir gegenüber behauptet hat, sondern bereits fünfundsiebzig!“  Ruths Stimme war nur noch ein Flüstern.
    „Mir war sein Reisepaß in die Hände gefallen neulich. Aus reinem Zufall. Na, da habe ich ihn natürlich sofort zur Rede gestellt. Er hat auch gleich alles zugegeben. Und mich dann sofort wieder mit seinem verdammten Charme umgarnt. Er hat mit dem treuherzigsten Blick der Welt behauptet, er hätte mich durch diese kleine Unwahrheit nur schonen wollen. Weil es schließlich nicht schön sei für eine tolle Frau wie mich in meinen besten Jahren, irgendwo zugeben zu müssen, dass mein Lebensgefährte bereits so alt sei. `Mein Lebensgefährte` hat er tatsächlich gesagt, stell dir vor, Camilla! Also, ich habe das irgendwie als einen versteckten Antrag aufgefasst! So kann man es doch auch sehen, nicht? Und ich habe Fritzi daraufhin sofort verziehen. Ach, ich war richtig gerührt! Der Mann denkt wirklich an mich, ihm liegt tatsächlich mein Wohlergehen am Herzen, habe ich noch gedacht. Das habe ich auch wirklich gespürt, tief im Herzen! Und die kleine Lüge habe ich deshalb dann auch gar nicht mehr als solche im eigentlichen Sinne aufgefasst. Verstehst du, was ich meine, Camilla?“
    Camilla nickte. Dennoch biss sie sich unwillkürlich in die Unterlippe, um  ja nicht etwa ein wenig zu lachen. Es hätte die Freundin zu sehr verletzt. Aber Camilla spürte den Lachreiz, er kitzelte sie in der Kehle.
    Dieser Fritzi war wirklich ein Filou, Donnerwetter aber auch!
    In diesem Moment fing Ruth wieder zu schniefen an: „Und heute rennt er mit diesem Weibsbild da vorne im Park spazieren. Die scheint sogar noch jünger zu sein als ich! Das ist wirklich die Höhe!“
    „Ich schlage vor, wir gehen jetzt zurück. Du wirst Fritzi ja in spätestens zwei Stunden ohnehin sehen. Dann fragst du ihn einfach nach seiner Begleitung. Das ist dein gutes Recht, und er wird dir sicher eine ehrliche Antwort geben. Ich vermute ja ohnehin, dass es total harmlos ist. Ein kleiner sonntäglicher Spaziergang mit einer Kollegin. Kein Grund für dich, sich jetzt und hier vorschnell aufzuregen“, sagte Camilla und zog die sichtlich um Fassung ringende Ruth am Arm in die entgegengesetzte Richtung davon.
     
    Sabina hatte die Gläser bereits auf dem Tisch plaziert. Neben dem Sektkühler. Die zugehörige Flasche wartete im Kühlschrank darauf, geköpft zu werden.
    Das Rennen war vor wenigen Minuten gestartet.
    Ein Kameraschwenk zu Beginn und man hatte gerade vorher noch tatsächlich auf dem Bildschirm gesehen, wie Raoul (zumindest hatte Sabina behauptet, es handele sich bei der schlanken Gestalt in der engen Rennmontur um Raoul!) sich in seine Rennkiste geschwungen und ihm ein Helfer einen Gegenstand durch das offene Autodach gereicht hatte.
    „Das ist Teddy Homer!“ 
    Sabina hatte mit weit aufgerissenen Augen die Szene mitverfolgt und gab nun ihren Kommentar dazu.
    „Raoul war die letzten Tage schon ganz aus dem Häuschen. Er hat behauptet, mit Teddy Homer als Maskottchen im Wagen müsse er einfach siegen. Das wäre dann für ihn auch der endgültige Durchbruch. Und für mich und die Mimi eine Riesenstory, inklusive kleinem Ausflug nach Kalifornien. Schließlich sollen die Kids drüben detailgetreu mitkriegen, was ihr Teddy so alles erleben durfte auf seinem Trip durch Europa. Ja, geliebtes Schwesterherz! Und das alles bloß, weil du zufällig in einer netten Bar in San Francisco einen lauschigen Abend verbracht hast.“
    Camilla wurde es flau.
    Die Erinnerung hatte sie prompt eben wieder eingeholt, noch während Sabina ihren Monolog absonderte.
    Immerhin hatte dieser Barbesuch noch einige andere weitreichende Folgen gehabt!
    Kaum zu glauben, dass dies alles wieder einmal nur dem bloßen Zufall zuzuschreiben sein sollte. Obwohl es tatsächlich danach aussah.
    Auf dem Bildschirm rasten die Rennwagen wie kleine Spielzeugautos um die Runden.
    Vor Camillas Augen begann es zu flimmern, sie musste den Blick abwenden. Für Autorennen hatte sie sich ohnehin noch nie begeistern können.
    Nur kurze Zeit später hörte sie Sabina entsetzt aufschreien, und Camillas Augen kehrten automatisch zurück zum Fernseher.
    Das
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