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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd
Autoren: Jack Higgins
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engagiert. Aber
was macht dieser Mensch? Geht hin und muß sich in die Politik
einmischen!«
    »Das ist gefährlich in einem Land wie diesem.«
      Er wischte sich den Schweiß von
seinem feisten Gesicht. »Er war unter den ersten, die sie heute
früh erschossen haben. So ein Pech.« Er meinte damit,
daß er selbst vom Schicksal getroffen wurde.
      Ich kümmerte mich nicht um seine
Anspielung und erwiderte: »So geht's im Leben, Mr. Janos. Er
hätte sich raushalten sollen.«
    Mir war klar, daß ich mit diesen Worten nicht
gerade besonderes Mitgefühl ausgedrückt hatte, man hatte mir
schon vor geraumer Zeit beigebracht, in ähnlichen Situationen
keine menschlichen Gefühle zu zeigen. Das alles hier ging mich
nichts an, und außerdem hatte ich die Unterhaltung satt, sie
paßte irgendwie nicht zu der Wirklichkeit. Es war heiß, ich
war müde, und ich wollte nichts als ein Bad und ein paar Stunden
Schlaf, ehe mein Zug ging.
      Ich stand wieder auf, und Janos
sagte: »Ich habe eine ziemlich wichtige Fuhre nach Huila. Kennen
Sie zufällig Huila?«
      Ich hatte natürlich schon
begriffen, worauf er hinauswollte, aber es bestand kein Anlaß
für mich, es ihm leicht zu machen. »Nein, eigentlich
nicht.«
      »Liegt 200 Meilen nördlich
von hier, Richtung amerikanische Grenze. Nur Schotterstraßen,
aber in der trockenen Zeit gar nicht schlecht.«
      Mittlerweile war ich es wirklich
leid, deshalb sagte ich ziemlich bestimmt: »Ich fahre mit dem
Halbdrei-Uhr-Zug nach Tampico.«
      »Sie könnten morgen abend
wieder hier sein«, sagte er. »Und dann können Sie
übermorgen fahren.«
      »Ich würde aber das Schiff
nach Havanna morgen abend verpassen«, entgegnete ich. »Und
sie nehmen die Fahrkarte nicht zurück. Sie verfällt dann
einfach.«
      »Wieviel hat sie gekostet?
Zweiundvierzig amerikanische Dollar?« Er zuckte mit den
Schultern. »Ich zahle Ihnen fünfhundert, Mr. Keogh.
Fünfhundert gute amerikanische Dollars. Und die sind leicht
verdient, das müssen Sie zugeben.«
      Plötzlich wurde ich wach, denn
nachdem ich meine Fahrkarte bezahlt hatte, waren mir gerade noch
zwanzig oder dreißig Dollar übriggeblieben.
      »Das ist ein Haufen Geld
für den Transport von ein paar Werkzeugen in den Norden
hinauf«, bemerkte ich vorsichtig.
    Janos entschloß sich, mir reinen Wein
einzuschenken. Sein großes glänzendes Gesicht überzog
sich mit einem schmierigen Von-Mann-zu-Mann-Lächeln. »Gut,
ich will offen sein, Mr. Keogh. Die Kisten in meinem Lastwagen
enthalten guten schottischen Whisky. Weiß Gott, das wäre
eine Entlastung für den Versorgungsengpaß hier in Mexiko!
Aber dort oben jenseits der Grenze haben sie die sogenannte
Prohibition, schon mal davon gehört? Und deshalb bekommt man dort
wesentlich mehr dafür.«
      »Einschließlich fünf Jahren Knast, wenn man mit dem Zeugs erwischt wird«, stellte ich klar.
      »Das ist ein Risiko, das ein
anderer trägt«, sagte er. »Nämlich der, der die
Fracht in Huila übernimmt. Sie, mein Freund, verstoßen gegen
überhaupt kein Gesetz. Jedenfalls nicht, solange Sie in Mexiko
sind. Der Handel mit Alkohol ist in diesem Land hier völlig
legal.«
      Das war allerdings richtig, und diese
Tatsache erhöhte den Reiz der Sache für mich
beträchtlich. Und außerdem – selbst wenn meine
Fahrkarte verfiel, würde ich noch einen ansehnlichen Schnitt
machen.
      Er sah, daß er mich schon in
der Tasche hatte und gab der Geschichte noch den letzten Stups.
»Ich sage Ihnen was, Mr. Keogh. Ich mach' es fünfhundert und
eine neue Fahrkarte dazu. Nun, Sir, ist das vielleicht nicht fair?
Sagen Sie?«
      Er spielte den Gönner, aber das
stand ihm gar nicht. Seine Augen, diese traurigen, grauen ungarischen
Augen, blieben dabei starr und hellwach. Und eben dies, glaube ich, gab
den Ausschlag für meine Entscheidung, ganz abgesehen von dem
Umstand, daß ich keineswegs sehr sicher war, ob ich ihn besonders
mochte.
    »Nein, danke«, sagte ich. »Der Preis ist zu hoch.«
      Das Lächeln verschwand auf der
Stelle aus seinem Gesicht, seine Augen wurden noch ausdrucksloser.
»Ich verstehe Sie nicht. Ich kenne doch Ihre finanzielle
Situation. Es macht keinen Sinn, wie Sie sich verhalten.«
    »Natürlich nicht«, sagte ich.
»Ich habe ja auch nicht vom Geld gesprochen, Mr. Janos. Ich
sprach von Mexiko. Mir reicht es. Sechs Monate Hitze, Fliegen, Schmutz
und Elend. Und nicht ein Tag, an dem sie nicht irgendwen erschossen
haben. Nein, Sie müssen sich einen anderen
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