Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopf hoch, Freddie

Kopf hoch, Freddie

Titel: Kopf hoch, Freddie
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
erzählen.«
    »Muß das sein? Jonathan hat mich in groben Zügen eingeweiht.« Angela wollte die ganze Affäre nur im leichtesten Ton behandeln oder, wenn möglich, überhaupt alle Diskussionen darüber vermeiden.
    »Aber ich möchte es, und du sollst das Ganze Stephen auch erzählen. Niemandem sonst natürlich... Angela, ich bin weggelaufen.«
    »Oh, das kann ich gut verstehen. Wenn ich einen Freund so hätte daliegen sehen, offenbar tot, und das durch mein Verschulden, wäre ich auch auf und davon.«
    »Nein, du hättest das bestimmt nicht getan. Du hättest dich nicht wie ein Feigling benommen. Ich aber werde mir immer bewußt bleiben, daß ich feig bin.«
    Angela sagte leise: »Nun, vielleicht ist es gut, daß du entdeckt hast, daß jeder, auch der Tapferste, schwache Momente hat. Du wirst mit diesem Wissen eine umso bessere Krankenschwester sein.«
    Das bedeutete einen Ansporn und tröstete Freddie mehr als alles, was Jonathan gesagt hatte. Und als sie auch das Übermaß an Whisky eingestand, nahm es Angela wieder von der heiteren Seite. Sie lachte aus vollem Hals und meinte: »Hochmut kommt vor dem Fall! Maurice wird diese Geschichte amüsieren, wenn er wieder gesund ist. Nimm mir nicht übel, daß ich lache. Aber woher hättest du über Whisky Bescheid wissen sollen? Das wissen doch nur verkommene Frauen wie ich. Guter Gott, wie gern hätte ich dich gesehen, sternhagelvoll, aber ganz würdevoll, und dazu die Gesichter all dieser Menschen. Jetzt aber Kopf hoch! Es hat keinen Zweck, sich Vorwürfe zu machen, wenn alles vorbei ist. Denken wir lieber daran, daß es Maurice gut geht, und denk auch an die lustige Zeit, die du mit dem armen Jungen erlebt hast.«
    »Ja, das war schön — die Farm und unsere Vergnügungsfahrten, meine ich. Aber ich möchte dir noch etwas von Mutter erzählen. Sie hat etwas gesagt, und daran mußte ich denken, als ich mich in Tainui so elend fühlte, als ich glaubte, ich hätte Maurice getötet und müßte wegen Totschlags ins Zuchthaus.«
    »Aber das hast du doch nicht wirklich geglaubt?«
    »Doch, denn diese Männer hätten ausgesagt, daß ich betrunken war, und der Unfall war wirklich meine Schuld. Und ich dachte dauernd daran, daß mich danach kein Krankenhaus mehr als Schwester aufnehmen würde. Niemand mehr würde mich haben wollen, außer vielleicht du und Stephen... Mutter habe ich versprechen müssen, zu ihr zu kommen, wenn ich in Schwierigkeiten steckte. Ich sollte nur telegrafieren, und sie würde mir dann das Geld für den Flug schicken. Daran mußte ich in Tainui denken, denn ihr war es ernst damit gewesen. Sie hat es wirklich ernst gemeint, Angela.«
    Angela saß wortlos da. Freddies Worte klangen überzeugend. Ihrer Mutter war es ernst gewesen! »Und dafür«, sagte sie sich, »für dieses eine Beispiel echter Zuneigung, verzeihe ich ihr alles — all diese verdammten Jahre.« Mit einem ihr neuen Gefühl der Erleichterung zog sie einen Schlußstrich. Der letzte Tropfen Bitterkeit war verschwunden, und sie war frei.
    Aber nun fragte Freddie: »Was macht eigentlich Mrs. Gresham? Sie muß doch fast übergeschnappt sein, als sie von dem Unfall hörte.«
    Angela war auf der Hut. Um nichts in der Welt hätte sie Freddie erzählen mögen, was Pat ihr gesagt hatte, als es ihr glückte, einen Augenblick ungestört am Telefon zu sprechen. »Wir machen mit Mutter eine schlimme Zeit durch. Man möchte meinen, Freddie habe den Unfall verursacht oder gar versucht, Maurice zu töten. Vater hat ihr gesagt, er habe Derartiges schon längst auf Maurice zukommen sehen. Er hat sie zu beruhigen versucht, aber sie benimmt sich wie eine Irre. Ich habe es satt bis obenhin. Jetzt muß ich aufhören, weil sie kommt. Ja, wir fahren in fünf Minuten los...«
    Stattdessen sagte Angela nur: »Ja, sie belagert sein Bett, fällt ihm wahrscheinlich sehr auf die Nerven und ödet ihn so an, daß er sich womöglich zu einem Rückfall entschließt. Übrigens hat Jonathan gesagt, wir könnten Maurice morgen besuchen. Möchtest du mitkommen?«
    »Sehr gern. Aber wird er mich auch sehen wollen?«
    »Natürlich, Freddie. Er möchte, daß du ihn besuchst, wenn du wieder gesund bist ... Er gibt dir nicht die Schuld. Maurice mag seine Fehler haben, aber er ist durch und durch anständig und erzählt allen, er sei zu schnell gefahren, und dadurch sei der Wagen ins Schleudern geraten.«
    »Das ist wahr... Aber habe ich mich Maurice gegenüber nicht falsch benommen? Ich meine, habe ich nicht das getan, was man einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher