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Kopf hoch, Freddie

Kopf hoch, Freddie

Titel: Kopf hoch, Freddie
Autoren: Mary Scott
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sie bereits fest und traumlos.
     
     

18
     
    »Am besten, du betrachtest die Geschichte endgültig als abgeschlossen, Freddie! Denk daran, daß jeder manchmal Dinge tut, die seinem Charakter eigentlich zuwiderlaufen«, sagte Jonathan am nächsten Morgen.
    »Aber warum hat der Whisky bei mir diese starke Wirkung gehabt? Maurice schien er nie etwas auszumachen.«
    »Es gibt so etwas wie Gewöhnung, meine Liebe. Whisky ist ja kein Wasser, das man gleich halbliterweise trinken dürfte. Im Ernst — du hast es, milde ausgedrückt, ein wenig zu arg getrieben. Partys, Nachtlokale, lange Abende, ein Leben, das für manche Mädchen ganz natürlich sein mag — aber nicht für dich... Doch jetzt spreche ich wohl wie ein salbungsvoller Onkel!«
    »Aber es war so viel Spaß dabei.«
    »Zu viel Spaß auf einmal. Und dann hast du Maurice daliegen sehen und geglaubt, er sei tot. So ein Schock hätte ausgereicht, um die meisten Mädchen in Panik zu versetzen.«
    »Ich habe mich — so allein gefühlt. Und du hast dich nur kurz umgesehen. Dein Blick wirkte gleichgültig, und sonst war niemand da. Weit und breit niemand.«
    »Das ist vorbei. Ich bin da und werde immer da sein... Aber jetzt gehe ich für zehn Minuten zu unserer Oberin hinüber, um ihr einen Besuch zu machen, sonst könnte ich nicht wegfahren. Sieh zu, daß du fertig bist, wenn ich zurückkomme.«
    Sie zögerte und sagte ganz unglücklich: »Ich würde gern mitkommen, aber es geht nicht. Ich würde mich zu sehr schämen.«
    Die Oberin empfing ihn an der Tür. »Na, junger Mann, was geht da vor? Lichter im Haus Standish, und Sie fragen im Gasthof nach einem Bett? Freddie ist wohl da?«
    »Gibt es denn etwas im Dorf, das Sie nicht wissen?«
    »Sehr wenig, trotzdem möchte ich die ganze Geschichte hören.«
    Er berichtete sie ihr, und als er fertig war, sagte sie: »Schock und Angst, dazu noch Whisky — weiß Gott, was da alles passieren kann! Wird sie in einer Woche mit dem Kurs anfangen können?«
    »Sie könnte, aber sie wird nicht. Sie wird stattdessen mich heiraten. Ich kann sie nicht wieder gehen lassen. Ich war ein Dummkopf. Sie haben völlig recht gehabt.«
    »Danke. Sie haben sich also entschlossen, ihr das Szepter zu reichen? Na, hoffentlich geht alles gut. Ich wünsche es Ihnen beiden jedenfalls von Herzen.«
    Es war spät, als sie in der Stadt ankamen, und Freddie ging rasch zu Bett, in dem sie auch den folgenden Tag verbringen wollte. Als sie erwachte, fühlte sie sich viel besser, es bedrückte sie nur der Gedanke an den vor ihr liegenden langen, einsamen Tag.
    Zu Mittag ging leise die Wohnungstür auf, Schritte wurden in der Diele hörbar, eine Stimme rief: »Keine Angst — ich bin’s«, und Angela stand im Zimmer. Sie mußte alle Kraft zusammennehmen, um nicht beim Anblick von Freddies bleichem Gesicht und ihren weit aufgerissenen Augen, in denen plötzliche Wiedersehensfreude aufleuchtete, die Fassung zu verlieren.
    »O Angela! Wie bist du denn hergekommen?« rief Freddie.
    Angela war Tränen der Rührung nahe, unterdrückte sie aber. Es beglückte sie, daß Freddie immer noch Freddie war. »Wie? Mit dem Wagen natürlich, du Lämmchen! Ich bin selbst gefahren und habe auf halbem Weg übernachtet. Aber du siehst gar nicht so übel aus, Alte. Ich bleibe, bis du ins Krankenhaus einrückst.«
    Freddie hatte sich nun wieder völlig in der Gewalt. »Aber hat Stephen nichts dagegen?«
    »Nein, nein. Er sagte sogar: >Laß dir ja nicht einfallen wiederzukommen, bevor das Mädel ganz in Ordnung ist.< Eine gute Idee übrigens. Ehepaare sollten sich mindestens alle drei Monate auf eine Woche trennen.«
    Durch diese scherzhafte Bemerkung hoffte sie Freddie zu überzeugen, daß die Trennung ihnen nichts ausmache. Sie fuhr rasch fort: »Eine herrliche Neuigkeit: Von Vater ist ein Brief gekommen — er wußte natürlich nichts von deinem Unfall —, in dem er schreibt, daß er diese Wohnung hier weiter halten will. Er meint, sie eigne sich als Standquartier für alle Familienmitglieder, die sich in der Stadt aufhalten, außerdem wäre es gut, wenn du außerhalb des Krankenhauses eine Bleibe hättest. Was hältst du davon?«
    Freddie fand das so schön, daß ihr zunächst die Worte fehlten. »Aber kann er sich das leisten?«
    »Er würde es ja sonst nicht tun — er wird sich alles bestimmt genau überlegt haben. Und jetzt mache ich uns etwas zu essen, und dann wirst du schlafen.«
    »Nein, nein. Ich habe mich gründlich ausgeschlafen... Angela, ich möchte dir alles
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