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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8
Autoren: H. J. Alpers
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Tatsache, daß sein Onkel zur damaligen Zeit Präsident der Vereinigten Staaten war, auch nur das geringste mit seinem Erfolg zu tun hatte.“
    Interviewer: „Der junge Finnegan war siebzig Jahre alt, als sein Vater starb.“
    Accipiter: „Während des Tauziehens, das viele Jahre andauerte, beschloß Finnegan, sich in Winnegan umbenennen zu lassen, ein Wortspiel mit Win Again. Er scheint ein kindliches, fast närrisches Vergnügen an Wortspielen gehabt zu haben, und ich verstehe es nicht. Die Wortspiele, meine ich.“
    Interviewer: „Für unsere nichtamerikanischen Zuschauer, die den Brauch des Namenstages vielleicht nicht kennen … dieser wurde von den Panamoriten erschaffen. Wenn ein Bürger ein bestimmtes Alter erreicht, dann wird ihm das Recht zugestanden, sich selbst einen neuen Namen auszusuchen, der seinem Temperament oder seinen Zielen im Leben angemessener ist. Ich möchte an dieser Stelle gerne darauf hinweisen, daß Onkel Sam, dem man ungerechterweise immer wieder vorwirft, er würde unter seinen Bürgern für Konformismus sorgen, diesen individualistischen Zug durchaus gutheißt. Und das ungeachtet des ständig steigenden Aktenberges, den die Regierung dadurch zu bewältigen hat.
    Ich möchte aber auch auf etwas anderes Interessantes hinweisen. Die Regierung behauptete, daß Großpapa Winnegan geisteskrank gewesen sei. Meine Zuhörer werden es mir hoffentlich verzeihen, wenn ich mir einen Augenblick Zeit lasse, um den Grund von Onkel Sams Behauptung zu erläutern. Nun, für all jene unter Ihnen, die nicht mit einem der großen Klassiker der Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts vertraut sind: Die Rede ist von Finnegans Wake, und der Verfasser, James Joyce, entnahm den Titel einem alten Vaudeville-Song.“
    (Wird halb ausgeblendet, während der Ansager kurz die Bedeutung des Wortes „Vaudeville“ erklärt.)
    „Das Lied handelte von Tim Finnegan, einem irischen Trunkenbold, der betrunken von einer Leiter fiel und für tot gehalten wurde. Während der Totenwache, die in Irland üblich ist, wurde die Leiche versehentlich mit Whiskey bespritzt. Finnegan spürt die Berührung des Whiskeys, des ‚Wassers des Lebens’, und richtet sich auf, dann klettert er aus dem Sarg und tanzt und trinkt wieder mit den Trauernden.
    Großpapa behauptete immer, daß dieses Lied auf Wahrheit beruhte, da man einen guten Mann nicht unterdrücken oder niederhalten kann, und daß der originale Tim Finnegan sein Vorfahre gewesen ist. Diese irrsinnige Behauptung wurde von der Regierung gegen Winnegan verwendet.
    Winnegan jedoch brachte Dokumente bei, welche seine Behauptung erhärteten. Später – zu spät – erwiesen sich diese Dokumente als Fälschungen.“
    Accipiter: „Der Fall Regierung gegen Winnegan wurde zusätzlich durch die Sympathie der öffentlichen Meinung unterstützt, die ganz auf Seiten der Regierung stand. Bürger beschwerten sich, die Praktiken der Firmengewerkschaft seien undemokratisch und diskriminierend. Die Angestellten und Arbeiter erhielten vergleichsweise hohe Löhne, während Normalbürger sich mit dem Einheitseinkommen zufriedengeben mußten. Daher wurde Winnegan vor ein Gericht gestellt, dies selbstverständlich völlig zu Recht und rechtens, und zahlreicher Verbrechen angeklagt, unter denen sich unter anderem auch Subversion der Demokratie befand.
    Da er das Unausweichliche sah, kappte Winnegan seine Karriere als Krimineller. Er schaffte es irgendwie, zwanzig Milliarden Dollar aus den Tresoren des Bundes zu stehlen. Diese Summe entsprach übrigens der Hälfte des in Umlauf befindlichen Geldes in Groß-LA. Winnegan verschwand mit dem Geld, das er nicht nur gestohlen, sondern für das er nicht einmal Einkommensteuer bezahlt hatte. Ich kann nicht verstehen, warum so viele Leute das Bild dieses Schwerverbrechers so verklärt haben. Ich habe sogar schon Fidofilme gesehen, in denen er als der strahlende Held auftrat – selbstverständlich fadenscheinig unter falschem Namen verborgen.“
    Interviewer: „Ja, Leute, Winnegan beging das Verbrechen des Jahrhunderts. Und obwohl er schlußendlich gefaßt wurde und heute irgendwo begraben werden soll, ist der Fall irgendwie immer noch nicht abgeschlossen. Die Bundesregierung allerdings sagt, daß er doch abgeschlossen ist. Wo aber sind die zwanzig Milliarden Dollar?“
    Accipiter: „Das Geld hat heutzutage keinen Wert mehr, außer natürlich als Sammlerstücke. Kurz nach dem Diebstahl zog die Regierung alle in Umlauf befindlichen Geldscheine ein und
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