Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1
Autoren: Brrazo
Vom Netzwerk:
auch ihr nicht. Verschwendet meine Zeit nicht mit Reden“, sagte er, als Mythili versuchte, zu sprechen, „ihr müßt lediglich zurückgehen.“ Er gestikulierte mit dem Laser.
    Sie sah über ihre Schulter. Sie waren weniger als zwei Meter von dem klaffenden Reaktorloch entfernt, dessen eigentlicher Rand zusätzlich von überhängendem Beton verborgen wurde. Sie würden in die Grube fallen, kein fataler Sturz, doch sie wären dann für immer auf dem Grund begraben. Ihr Auge glitt von einem verbogenen Stück Metall zu einem Brocken Beton, auf der Suche nach einer Waffe – und doch wußte sie die ganze Zeit über, es gab nichts, das sie hätte schnell genug tun können, um sich selbst oder Chaim vor Fitchs Laser zu retten.
    Plötzlich bewegte sich Chaim neben ihr, die Hände noch immer erhoben, doch nicht zurück, sondern Fitch entgegen. Mit plötzlichem Abscheu fragte sie sich, ob er um sein Leben betteln wollte. Aber noch bevor sie den Gedanken zu Ende denken konnte, stolperte er und fiel in den lockeren Betonabfall.
    Fitch fluchte, die Spitze seines Lasers folgte Chaims Fall. „Steh auf.“ Seine Aufmerksamkeit flackerte zwischen ihnen hin und her.
    Chaim strauchelte hilflos, eine Staubwolke wurde aufgewirbelt. Mythili wunderte sich über seine Unfähigkeit, wieder auf die Beine zu kommen, sie fragte sich, ob er wirklich soviel Angst hatte. Aber dann, in der Zeit eines Herzschlags sprang er auf und bewegte sich – auf einem Kurs, der zu einem Zusammenprall mit der Waffe in Fitchs Hand führen mußte. „Mythili, verschwinde nach draußen!“ Seinem Schrei folgten rasende Bewegungen, ein Aufprall, ein Chaos von Eindrücken, ein donnernder Blitzstrahl. Sie warf sich zurück, als der Laser, noch immer feuernd, davonschoß und durch den Raum taumelte, wo sie sich eben noch befunden hatte, ihre Augen tränten. Sie hörte weiteres Stöhnen und Schreien, blinzelte ungeduldig, um die Sicht wiederzuerlangen und das Halbdunkel ihres Kopfes zu erhellen, während sie im Schutt nach einem Metallstück suchte, das sie als Waffe hätte verwenden können. Endlich gelang es ihr, eines frei zu bekommen, und sie stieß sich hoch. Die Peripherie ihrer eingeschränkten Wahrnehmung zeigte ihr die beiden Männer, die darum kämpften, in dem feinen Schutt nicht die Balance zu verlieren. Der ununterbrochene blutrote Strahl des Lasers durchschnitt die Dunkelheit. Fitchs Knie traf Chaim in den Magen, er wurde zurückgeschleudert, seine Hände glitten von dem Laser ab.
    Als Fitch seinen eigenen Schwung bremsen konnte, hoch in der Luft, brachte er sofort den Strahler wieder an sich. Mythili schleuderte das Stück Metall, eine unwillkürliche Reaktion ihres Körpers, als sie sah, daß ihre ursprüngliche Absicht nicht mehr zu verwirklichen war. Trotzdem traf das Metall den Laser und schleuderte ihn aus Fitchs Hand, gemächlich wirbelnd schwebte er höher. Der rote Strahl kreiste und deutete leuchtend umher wie der strafende Finger Gottes, sie erkannte, daß der Unterbrecher klemmen mußte. „Sehen Sie sich vor –Vorsicht!“ Sie riß die Arme hoch und preßte sie gegen das Glas ihres Helmes … beobachtete hilflos, wie Fitch versuchte, aus seiner Bahn zu entkommen und scheiterte. Noch immer fallend, da nichts seinem wirbelnden Körper Halt gab, um seiner Bewegung eine andere Richtung zu geben, schrie er laut auf, als er sah, wie seine eigene Waffe sich gegen ihn wandte.
    Der Strahl intensivierten Lichts überflutete ihn mit tödlicher Zärtlichkeit, zerteilte seinen Anzug und seine Kleidung und sein Fleisch darunter, befreite den Sauerstoff, zerstörte das künstliche Ökosystem, das ihn am Leben hielt und vor dem Vakuum bewahrte. Sie hörte den Beginn seines Schreis, doch dann verlor sie ihn im Pfeifen der entweichenden Luft, was sie davor bewahrte, sein Ende mit anhören zu müssen.
    Chaim stieß sich ab, als der rotierende Lichtfinger nun auf ihn zuglitt, es gelang ihm, zur Seite auszuweichen, bevor er getroffen wurde – er strauchelte, als der Schutt unter ihm nachgab und ihn zum Rand der Grube zog.
    „Chaim!“ Dieses Mal schrie sie, schrie, als sie sah, wie er dem Grubenrand entgegenschlitterte. Er klammerte sich an die nachgebenden Betonbrocken, eine grotesk verlangsamte Pantomime eines Mannes, der versucht, auf Wasser zu gehen. Ein großer Klumpen Zement traf ihn an der Brust, bremste seine Vorwärtsbewegung und warf ihn zurück.
    Sie warf sich vorwärts, als sie ihn fallen sah, und verdoppelte ihre Anstrengungen, als sie am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher