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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1
Autoren: Brrazo
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Er zeigte noch immer nichts an; sie folgte ihm, ohne weitere Fragen zu stellen, als er weiter vordrang, langsam und suchend. Das Licht wurde stärker, als sie sich dem gezackten Riß in der fragilen Außenhülle der Kuppel näherten. Sie begann sich zu fragen, wie ein Zusammenprall so nahe am Reaktor hatte stattfinden können, ohne auch nur das kleinste Leck zu verursachen.
    „Paß auf …“ Chaims Silhouette war zu sehen, als er die Überreste einer eingestürzten Mauer übersprang. Wie ein Tänzer folgte sie ihm über die unebene Oberfläche und sah, wie er sich durch einen Riß in einer höheren, schweren Wand scharf nach links wandte.
    Ein plötzlicher Schrei gellte in ihrem Helm, als er aus ihrer Sicht verschwand. Sie warf sich vorwärts, in einem einzigen, riesigen Sprung und noch einem, bis sie ihn wieder sehen konnte. Er bemühte sich, wieder dort auf die Beine zu kommen, wo er in einen weiteren Berg aus Schutt und Abfall gestürzt war. Und genau hinter ihm war das Ding, dessen Anblick ihm den Schrei entlockt hatte – ein riesiges Loch, das in der Oberfläche eines noch riesigeren Fußbodens klaffte.
    Ein letzter Sprung brachte Mythili direkt an Chaims Seite. „Was ist geschehen?“ Sie richtete die Frage weniger an ihn, sondern mehr an das hinter ihm liegende Loch.
    „Er ist weg.“ Seine eigenen Gedanken folgten den ihren zum Rand der Grube. „Der Reaktor – er ist weg!“
    Mythili umklammerte einen herausragenden Stützbalken, bemüht, die sinnlosen Worte, die sich in ihrer Kehle formten, zurückzuhalten.
    Warum? Wohin? … Wer? Sie stellte die einzige Frage, von der sie sich eine Antwort erhoffte.
    „Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht …“ Murmelnd richtete Chaim sich auf. „Gott steh mir bei – aber das hier …“ er deutete mit einer Hand zu der zerstörten Wand – … „muß absichtlich getan worden sein, um das Ding hier herauszukriegen. Vielleicht war die Explosion der Grund für die Verlangsamung der Geschwindigkeit des Brockens wodurch er hier eingefangen werden konnte. Sie müssen es höllisch eilig gehabt haben, das Ding wegzuschaffen.“
    „Dann denkst du also, jemand hat diesen Ort nach dem ersten Angriff gefunden und – den Reaktor gestohlen?“
    Er grunzte. „Ja.“
    „Aber was geschah damit? Warum tauchte er in späteren Aufzeichnungen nie mehr auf?“
    „Ich weiß es nicht. Wenn es während des Krieges geschah, dann weiß vielleicht überhaupt niemand, daß es geschehen ist. Vielleicht ist der Reaktor gerade irgendwo im Demarchy in Betrieb. Oder, wer auch immer ihn geholt hat, explodierte mit ihm zusammen, und das ganze verdammte Ding ist für immer verloren. Uns muß jedenfalls nur interessieren, daß er nicht mehr da ist!“ Er riß ein Stück Metall los und warf es fort. Sie beobachtete es, wie es langsam und majestätisch in einem großen Bogen in das Loch hinabfiel.
    Sie biß sich auf die Lippen, ihre eigenen Gefühle, bereits bis jenseits der Grenzen einer Kontrolle gespannt, begannen sie zu übermannen. „Aber der Rest der Fabrik ist noch immer da!“ Sie warf diesen Ausspruch ins Antlitz ihrer zerbröckelnden Courage. „Es müssen doch auch noch andere Dinge hier sein, die für eine Fabrik von Wert sind …“
    Chaim drehte sich zurück zu ihr, und sie suchte hinter der Glasplatte seines Helms. Sie hörte, wie er lange und tief einatmete. „Vielleicht. Die äußeren Waldos, die wir sahen, als wir ankamen, schienen intakt zu sein. Die Fabrik, von der ich dir erzählt habe … deren Waldos waren beschädigt. Wenn wir in der Lage sind, sie unversehrt zu bergen, können wir sie zu unserem eigenen Vorteil verkaufen. Niemand sonst hat Ersatzteile zu verkaufen.“
    „Das werde ich tun.“ Eine dritte Stimme, eine fremde, erklang im abgeschlossenen Raum ihrer Helme.
    Mythili schüttelte ungläubig den Kopf, bis sie den verblüfften Blick sah, den Chaim ihr zuwarf. Gemeinsam drehten sie sich um und fanden eine dritte Gestalt, die hinter ihnen stand – was eigentlich unmöglich war. Ein Schauer kroch ihren Rücken hoch, als sie sich vorstellte, einen Geist aus der toten Vergangenheit zu sehen, einen gespenstischen Wächter, der gekommen war, um an den Grabschändern Rache zu nehmen.
    „Was, zum Teufel …“, flüsterte Chaim. „Wer …?“
    „Sagen Sie nicht, Sie hätten mich vergessen, Chaim. Es ist noch nicht lange her, da trafen wir uns auf Mekka. Ich bin der Freund Ihres Vaters und auch der Ihre, Junge.“
    „Fitch!“ Chaim schüttelte verständnislos
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