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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1
Autoren: Hans J. Alpers
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sich dazu, sich nicht umzusehen.
    „Gott sei Dank“, sagte Chaim schnaufend, kraftlos lag er an ihrer Seite. „Gott sei Dank, daß du nicht weggela u fen bist.“
    Sie sah zu ihm auf, und plötzlich zitterte ihr Körper unkontrollierbar. „Du Narr! Du verdammter Narr! Wa r um hast du das getan? Du hast dich ihm direkt entgege n geworfen, es ist ein Wunder, daß er dich nicht geröstet hat! Was, zum Teufel, wolltest du damit beweisen?“
    Gelächter ertönte in ihrem Helm, dünn und grau; sie lauschte ungläubig. „Ich kann offenbar nichts tun, mit dem du wirklich zufrieden bist.“ Er erhob sich etwas und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich glaube, ich ve r suchte zu beweisen, daß das, was auf Planet Zwei g e schehen ist, niemals wieder geschehen wird.“
    Sie zog ihn zu sich heran, fühlte ihre Körper sich b e rühren, Anzug an Anzug. Ihre Gesichter trafen sich, Glas an Glas, in völliger Stille.
     
    Sie begruben Fitch in der verlassenen Stadt unter der F a brik. Nun war er der einzige Bewohner einer Stadt der Toten. Mit gemischten Gefühlen lauschte sie, wie Chaim die Predigt hielt, in der er Fitch ein Symbol für alle Me n schen des Himmels bezeichnete und das, was ihn getötet hatte, als symbolisch dafür, wie er sich selbst zerstört hatte, nicht durch die Technologie, sondern durch Ha b gier.
    Und dann trennten sie mit Hilfe der Bergeeinrichtu n gen des Schiffes die Waldos der zerstörten Fabrik ab und beförderten sie an Bord. Den Preis in ihren Spinnenbe i nen festgeklammert, begann die Mutter die Rückreise, zurück durch die leblosen Öden, zurück zum noch immer schlagenden Herzen des Demarchy. Chaim versuchte nicht, die Nähe zwischen ihnen, die sie nicht ignorieren konnte, zu forcieren, was sie dankbar zur Kenntnis nahm. Sie fühlte kein Verlangen, sich zu nähern oder abzule h nen, bevor sie dazu bereit war, und ihr Wissen um sein Verständnis brachte sie einander noch näher. Und wä h rend die Reise nach draußen in ihrer Einsamkeit endlos gewesen war, flogen die Tage der Rückreise an ihr vo r über wie ein lauer Nachmittag, während die Vergange n heit weiter und weiter zurückblieb.
    Lange bevor sie den Demarchy-Raum erreichten, stel l ten sie Radiokontakt her, um ihre Ankunft anzukündigen, und waren nicht enttäuscht über die Ungeduld der An t wort. Doch während sie sich dem Kalkutta-Planetoiden näherten, fühlte Mythili, wie ihre innere Spannung ohne ersichtlichen Grund zurückkehrte.
    „Mythili … etwas bedrückt dich.“ Über die Tabletts mit dem Essen hinweg, die auf dem Tisch standen, b e trachtete Chaim sie ernsthaft. Sein eigener Appetit war in der zurückliegenden Zeit wieder herzhaft angestiegen, während sie lustlos in ihrem mit Gemüse gemischten Reis wie ein unglückliches Kind herumstocherte. „Was ist los?“
    Sie sah von dem Videobandrecorder auf, den sie an einer Wand neben dem Tisch angebracht hatten. „Nichts“, sagte sie, nicht in der Lage, etwas Substantie l les zu sagen.
    „Sag mir doch so etwas nicht. Sag mir, was es ist – etwas, das ich getan habe?“
    Der besorgte Ausdruck in seinem Gesicht überraschte sie so sehr, daß sie lachte, ohne es eigentlich zu wollen. „Nein. Nein, du bist nicht dafür verantwortlich, Chaim. Es ist nur … ich weiß es nicht. Ich … ich hasse es nur, daß all dies nun zu Ende geht, glaube ich.“ Ihr Lachen erstarb. „Es ist eine Ironie, ich habe diese Reise und di e ses Schiff gehaßt“ – sie meinte, dich, doch das sagte sie nicht –, „so sehr gehaßt, den ganzen ersten Teil der Reise lang; und nun hasse ich es, an das Ende zu denken.“
    „Wirklich?“ Das Spiel der Emotionen auf seinem G e sicht verschwand nicht, auch wenn die Gefühle selbst erloschen. „Aber das ist nicht das Ende – es ist der A n fang. Dieses Schiff gehört nun für immer uns. Wir sind frei …“
    „Frei, um zu enden wie Fitch?“ Die Worte brachen aus ihr hervor, und als sie sie hörte, erkannte sie endlich den wahren Grund ihrer niedergedrückten Stimmung.
    Mit verzerrtem Gesicht setzte er sich zurück, als wäre ihm dieser Gedanke eben erst klar geworden. Aber er schü t telte den Kopf. „Nein. Es wird nicht so sein. Weil …“ er zögerte „ … weil es nicht so sehr das Geld ist oder der Geldmangel, was diese Reise besser machte, besser als den ersten Teil der Reise. Es ist die Tatsache, daß wir es gemeinsam teilen.“ Seine Finger umklammerten die Tischkante. „Himmel, wenn es sein muß, können wir Gase schleppen mit
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