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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann
Autoren: Tobias Friedrich
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unermüdlich überdimensionale Trucks entlang. Risikobereitschaft und Selbstvertrauen – das haben Reimanns. Und das gab ihnen vor vier Jahren die Sicherheit, dass ihr neues Leben hier in Texas funktionieren würde.
     
    Wir schauten Konny Reimann bei seinem ersten Vorstellungsgespräch als Klimaanlagenmonteur in Texas mit der Kamera über die Schulter. Das war an Tag zwei in Amerika. Konny und der Boss dieser Kältefirma, Robin Wilson, standen sich mit verschränkten Armen gegenüber. Alle technischen Fragen konnte Konny verstehen und mit Händen und Füßen, Nicken oder Kopfschütteln irgendwie auch beantworten. Aber an Smalltalk auf Englisch über Amerika und das Wetter war nicht zu denken.
    Konny bekam diesen Job. Das muss man sich einmal vorstellen: Ein Jobinterview in Amerika mit drei Brocken Englisch – und der Kerl bekommt diesen Job auch noch! Für mich der Zeitpunkt, mich von meinen Vorurteilen zu verabschieden. Respekt, dachte ich, wenn es einer schafft, hier Fuß zu fassen, dann ist das Konny Reimann!
     
    Sechs Monate später haben wir dieses unglaubliche, aber auch unglaublich unterhaltsame Vorstellungsgespräch ausgestrahlt. Natürlich musste jeder über Konnys englisches Kauderwelsch auch schmunzeln. Vor allem aber Konny selbst. Und dazu gehört eine Riesenportion Selbstbewusstsein, finde ich. „Ich kann halt kein Englisch“, sagte Konny mir immer. „Na und? Aber ich schaff das schon. Learning by doing – ich brauch auch keinen Englischlehrer. Wartet nur ab!“ Genauso war es.
     
    Von Anfang an dokumentierten wir das Leben einer ganz normalen Familie in Amerika, die uns hier in Deutschland auf dem Bildschirm bewiesen hat, dass man auch mit weniger guten Englischkenntnissen Arbeit bekommt, ein Haus kaufen kann und eine vernünftige Schule für die Kinder findet.
    Im Cowboystädtchen Gainesville waren nicht nur Reimanns, sondern auch das Kölner Kamerateam aus Germany bald bekannt. Da die meisten Texaner deutsche Vorfahren haben, mögen sie Deutschland und seine Menschen sehr. Wenn sie uns anfangs fragten, was wir denn ausgerechnet in Gainesville drehen wollten, dann schüttelten sie den Kopf und lachten. Wieso wandert eine deutsche Familie nach Gainesville aus? Was wollen die denn hier? New York oder Miami sind doch viel spannender. Das fanden wir eigentlich auch. Aber auch das macht den besonderen Reiz dieser Dreharbeiten aus: Gainesville ist ein Dorf in Texas. Und wir sind hier mit unserer Kamera und mit unseren Fragen im Supermarkt genauso willkommen wie in der Highschool oder beim alljährlichen Rodeo. Natürlich müssen wir auch hier überall nach einer offiziellen Drehgenehmigung fragen, aber das ist reine Formsache. Die Bewohner Gainesvilles wissen längst, dass Reimanns mit ihrer Auswandergeschichte in Deutschland sehr bekannt sind.
     
    Vor allem dieser verrückte Hamburger im Blaumann mit dem Cowboyhut, der morgens in seinem gelben Schulbus zur Arbeit fährt. Das erzählen ihnen ihre Verwandten aus Deutschland. Und sie sind stolz darauf, dass ihr kleines Cowboystädtchen durch die Reimanns in Deutschland sogar ein bisschen berühmt geworden ist. So berühmt, dass viele deutsche Urlauber auf ihrer Tour durch den Wilden Westen Amerikas einen Abstecher nach Gainesville machen. Und in der Starbucks-Filiale in der California Street, der Hauptstraße, hat man sich längst an die Kaffeepausen dieser „German TV-crew“ und ihren „funny accent“ gewöhnt. Wir werden vermisst, wenn wir dort wochenlang mal keine „three Venti Latte“ durch das Mikrofon im „Drive Through“ bestellen. Irgendwie sind Jens Lackmann, Marvin Rodemann und ich – das immer gleiche Reimann’sche Kölner Kamera-Trio – während all dieser Texas-Reisen auch ein bisschen nach Gainesville ausgewandert ...
     
    Janina war gerade 17 und Jason 14, als ich die beiden kennenlernte. Wenn man sich die ersten Reimann-Folgen heute ansieht, war Jason damals noch ein kleiner Junge im Stimmbruch. Die Kinder waren schüchtern, sehr zurückhaltend. Und es sollte einige Monate dauern, bis Janina und Jason zu uns Vertrauen fassten und die Aufregung und die roten Wangen vor der Kamera und bei den Fragen nach ihrem Leben in Amerika ablegten. Doch aus den deutschen Kindern wurden sehr bald amerikanische Teenager, die vor ihrer Haustür in Texas Basketball und Rugby spielten und bereits nach einem halben Jahr ziemlich gut Englisch sprachen. Jason sogar mit diesem typischen texanischen Akzent, der einem Nuscheln mit Wolldecke im Mund
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