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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Frau in dem Bett am Fenster. Sie trug ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt, auf dem Meißner beim Näherkommen ein paar eingetrocknete Blutflecke erkannte. Ihre Nase wirkte geschwollen, und in den Nasenlöchern war verkrustetes Blut zu sehen.
    Meißner belehrte sie über ihr Recht, die Aussage zu verweigern, doch davon wollte sie keinen Gebrauch machen.
    Sie hieß Malgorzata Kupinska, hatte ihren deutschen Freund in Krakau kennengelernt und war auf seine Einladung hin nach Deutschland gekommen. Sie hätten sich gestritten, weil seine Tochter frech zu ihr gewesen sei, Malgorzata Kupinska sich aber gegen sie hatte durchsetzen wollen. Schneider habe wie immer Partei für seine Tochter ergriffen und ihr vor dem Kind eine Ohrfeige gegeben. Sie habe sich gewehrt, sodass es zu der Auseinandersetzung gekommen sei.
    Ob das Kind, das sie erwarte, von ihm sei, fragte Meißner.
    Sie nickte.
    »Und Sie wollen wirklich keine Anzeige erstatten?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wollen Sie Ihren Freund nicht verlassen? Ausziehen?«, fragte Rosner.
    »Wo soll ich hin?«, fragte sie. »Etwa zurück nach Polen? Zu den Eltern? Vielleicht beim nächsten Mal, aber jetzt tut es ihm bestimmt schon leid.« Sie fasste sich an die linke Seite.
    »Herr Schneider behauptet, sie hätten ihn in die Brust gebissen«, sagte Meißner.
    »Das stimmt. Aber erst, nachdem er mich geschlagen hat«, sagte sie. »Irgendetwas musste ich doch tun. Ich habe mich vor dem Kind so geschämt. Eine Frau lässt sich doch nicht von ihrem Mann schlagen.«
    »Ja, dann«, sagte Meißner, »wünschen wir Ihnen alles Gute.« Die Phrase war ihm peinlich, aber es fiel ihm nichts Besseres ein.
    »Passen Sie auf sich auf«, sagte Marieluise Rosner zum Abschied, und es klang sehr solidarisch. »Und wenn Sie Hilfe brauchen, dann können Sie auch hier anrufen.« Sie zog ein Kärtchen aus der Tasche und legte es auf den Nachttisch.
    »Was war das für eine Nummer, die Sie ihr gegeben haben?«, wollte Meißner beim Hinausgehen wissen.
    »Vom Frauenhaus«, sagte sie.
    »Machen Sie dann bitte später den Bericht fertig und geben Sie alles an den Staatsanwalt weiter.«
    Als sie im Auto saßen, fragte sie ihn: »Haben Sie schon einmal jemandem eine Ohrfeige gegeben?«
    »Ja«, sagte Meißner, »so mit zwölf oder dreizehn. Und Sie? Haben Sie schon einmal einen Mann gebissen?«
    Es sollte ein Scherz sein, doch als Meißner zu ihr hinübersah, bemerkte er, dass sie errötet war.
    Als sie ins Präsidium kamen, erkundigte sich Meißner nach dem Dolmetscher für die Kolumbianer. Aber der einzige Dolmetscher, den Stangelmayer erreicht hatte, hatte gerade einen Einsatz am Franz-Josef-Strauß-Flughafen. Eine Dolmetscherin sei frühestens am kommenden Morgen verfügbar. Mittlerweile stünde immerhin fest, dass es sich bei allen drei Pässen um Fälschungen handelte.
    Meißner rief noch einmal beim Richter an.
    »Dabehalten«, gab er die Anweisung des Richters weiter und wies Fischer an, den Leuten etwas zu essen und zu trinken zu bringen, da sie auch noch die Nacht auf dem Präsidium verbringen würden. Urkundenfälschung war ein ziemlich eindeutiger Fall. Winter sollte sie erkennungsdienstlich behandeln, Fotos machen, ihre Fingerabdrücke abnehmen und ihre Daten eingeben.
    Um fünf verließ Stefan Meißner das Gebäude und reihte sich auf der nördlichen Ringstraße in Richtung Westen ein. Vor der Abzweigung nach Gerolfing nahm er sich beim italienischen Feinkostladen noch zwei Tramezzini mit und fuhr dann stadtauswärts, Richtung Neuburg, an der Donau entlang. Bei Bergheim überquerte er den Fluss und bog von der Landstraße in östlicher Richtung auf einen Feldweg ein, dem er etwa eineinhalb Kilometer folgte. Dann bog er noch einmal in einen schmäleren Weg ab, der durch den Auwald führte und kam schließlich zu einer Holzhütte, von der ein Steg auf einen Altwasserarm der Donau hinausführte.
    Er stellte das Auto ab, schloss die Tür auf, holte eine halb volle Flasche Weißwein aus dem Camping-Kühlschrank, nahm einen Teller und ein Weinglas aus dem Schrank und trug alles auf den Steg, dessen letzter Meter von den flach einfallenden Strahlen der Spätnachmittagssonne beschienen wurde. Er setzte sich, zog die Schuhe aus, schenkte sich ein und sah zu, wie das Glas von der Kälte des Weines außen beschlug.
    Für ihn gab es keinen schöneren Platz auf der Welt. Seine nackten Füße baumelten über den kreisrunden Blättern der Teichrosen, die den unscheinbaren kleinen gelben Knopfblüten die
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