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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Klamotten, Stefan? Bei Loden-Frey?«
    »Da hinten ist es. Da, wo früher der Buchladen war, in dem man beim Schmökern auch Cappuccino trinken konnte«, sagte Meißner. »Aber ich kann’s mir fast denken, Fischer, dass du dich mit Multimedialäden besser auskennst als mit Buchhandlungen. Stimmt’s? Bieg da vorne rechts ab und nimm dann die nächste links.«
    »Einbahnstraße, Chef, aber ich darf doch?«
    Meißner gab einen Laut von sich, den Fischer als Zustimmung deutete.
    Die Beckerstraße Nummer 2 war ein dreistöckiger Bau, der aussah, als sei er im 19. Jahrhundert als eine Art Stiftung für sozial Schwache errichtet worden. Vielleicht war er auch noch älter. Das Haus war Meißner noch nie besonders aufgefallen, obwohl er schon viele Male daran vorbeigekommen sein musste.
    Von den drei Eingängen trug einer tatsächlich die Nummer 2 1/3. Daneben lag die Nummer 2 ½, zwischen beiden war ein Ladenlokal eingerichtet. Ein Friseur? Als er näher an die Schaufenster trat, sah Meißner, dass es eine Art Haar- und Modegeschäft für farbige Frauen war. Perücken, Haarteile, Haarschmuck, Kosmetik, Klamotten, alles konnte man hier kaufen. Im Laden standen zwei äußerst sorgfältig gekleidete Männer, von weiblicher Kundschaft keine Spur. Vielleicht war es eine Neueröffnung? Der Hauptkommissar dachte noch darüber nach, wie viele Farbige es wohl in Ingolstadt geben mochte und wie viele von ihnen wohl Perücken kauften, da stand Fischer schon in der Tür zu Haus Nummer 2 1/3 und winkte ihn zu sich. Meißner riss sich schweren Herzens von dem Mysterium des Ladens los, auf den die Ingolstädter Innenstadt schon lange gewartet haben musste.
    Der Name »Stein« stand auf dem Klingelschild, erster Stock rechts. Gemeinsam gingen die beiden Beamten hinauf. Rosner öffnete ihnen. Marieluise, dachte Meißner.
    »Ist die Schwester noch hier?«, fragte er sie. Sie nickte. Meißner schien es, als wäre sie ein bisschen blass um die Nase.
    »Der Notarzt war auch schon da.«
    »Spurensicherung und Rechtsmediziner unterwegs?« Sie nickte wieder.
    Zusammen betraten sie die Wohnung. Kleiner Flur, Schlafzimmer, Badezimmer. In der Wohnküche saß eine blonde, elegant gekleidete Frau Ende vierzig. Sie war völlig aufgelöst. Kollege Holler stand hinter ihr.
    Als Meißner ins Zimmer kam, sah er die Tote. Sie lag auf dem weißen Teppich. Langes dunkles Haar, weiße Bluse, schwarzer Rock, dazu Riemchensandalen und eine schrille rote Krawatte. Kein Blut, keine äußeren Spuren von Gewaltanwendung, keine auffällige Unordnung im Zimmer. Plötzlich griff Meißner nach dem Arm seines Kollegen und hielt sich an ihm fest.
    »Schöne Frau«, sagte Fischer, der nicht wusste, wie ihm geschah und was mit seinem Chef los war.
    Meißner war von einem Schwindelgefühl wie nach drei Maß Bier auf dem Oktoberfest und anschließender Fahrt in der Achterbahn erfasst worden. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und war sich der Peinlichkeit seines Auftritts vollkommen bewusst, konnte schon das Getuschel der Kollegen hören: Kriminalhauptkommissar Meißner bricht beim Anblick einer Toten fast zusammen. Schnell stürzte er aus dem Zimmer und öffnete die Tür zum Bad. Dort drehte er den Wasserhahn auf, hielt sein Gesicht darunter, nahm ein Handtuch, eines ihrer Handtücher, trocknete sich ab und ließ sich dann auf den Toilettendeckel fallen. Die Tote, Roxanne Stein, war die Frau aus dem Gladiolenfeld. Oder ihre Doppelgängerin.
    Meißner atmete tief durch und sah sich im Badezimmer um. Rote Handtücher, rote Fußmatte, ein bestickter Kimono, der an der Tür hing. Perlenketten, die von einem Vergrößerungsspiegel herunterhingen. Parfumflaschen auf der Glasablage über dem Waschbecken. Das Badezimmer einer allein lebenden Frau. Als er sich wieder gefasst hatte, ging er zurück ins Wohnzimmer.
    »Und Sie sind die Schwester?«, fragte er die Frau, die aufgehört hatte zu weinen und jetzt neugierig zu ihm aufsah. Sie nickte.
    »Hatte Ihre Schwester in letzter Zeit Probleme oder Sorgen? Litt sie unter Depressionen? War sie krank?«
    »Sorgen? Wahrscheinlich so viele oder wenige wie Sie und ich auch. Aber krank war sie nicht«, sagte die Frau.
    »Fällt Ihnen in der Wohnung irgendetwas auf? Ist etwas anders als sonst?«
    »Ich glaube nicht. Das Einzige, na ja … Ich habe Roxanne noch nie mit Krawatte rumlaufen sehen.«
    Meißner vermied es, zur Toten hinzusehen.
    »Wie sind Sie überhaupt hereingekommen? Stand die Tür offen?«
    »Nein, ich habe einen
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