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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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entschlossen zum Telefon. »Was habt ihr gestern herausgefunden? Ja, ich weiß, dass der Bericht bald kommt, aber ich brauche ein paar Informationen, damit ich hier weitermachen kann.«
    »Bisher gibt es keine tollen Ergebnisse, Stefan. Leider.« Die Kollegin Sandra Falk von der Spurensicherung machte ihm keine Hoffnungen. »Praktisch keine Hinweise auf eine Auseinandersetzung, keine Spuren eines Kampfes. Nichts deutet darauf hin, dass der Tod an einem anderen Ort eingetreten und die Leiche an den Fundort verlegt worden ist. Bisher haben wir nichts, was über das Augenscheinliche hinausgeht.« Auch auf Fingerabdrücke auf dem »Tatwerkzeug« solle Meißner keine Hoffnung setzen, selbst wenn hier die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien.
    Meißner legte auf. »Ich fahre jetzt zu Kern in die Rechtsmedizin nach München. Wissen wir eigentlich sicher, dass die Schwester den einzigen Zweitschlüssel zur Wohnung hat?«
    »Die Wohnung wurde gestern Nachmittag noch versiegelt«, entgegnete Fischer.
    »Aber der Schlüssel oder der Zweit- oder Drittschlüssel sperrt doch immer noch. Ruf die Schwester noch einmal an und sieh zu, dass du das herausfindest. Und wenn ich zurück bin, sehen wir uns die Wohnung genauer an.«
    Meißner verließ das Büro. Vor dem Polizeigebäude stand er einen Moment unschlüssig herum und entschied sich, noch einen Espresso zu trinken, bevor er losfahren würde. Die Sache nahm ihn ganz schön mit. In Städten wie Ingolstadt waren Kapitalverbrechen nicht gerade an der Tagesordnung. Der Mord hätte eine berufliche Herausforderung für ihn sein können, aber das Gegenteil war der Fall. Er deprimierte ihn. Das Opfer war eine attraktive Frau, und wahrscheinlich würden sie den Täter im Umfeld der üblichen Verdächtigen finden: verlassener Exmann, Liebhaber oder Exliebhaber. Grund: Eifersucht oder Rache, die üblichen Motive. Irgendetwas im Hauptkommissar sperrte sich gegen die Aufregung, die Neugierde und den Wunsch herauszufinden, was hinter dem Mord steckte, den Schuldigen zu finden und der Justiz zu übergeben. Es war grotesk. Nur weil er sie ein einziges Mal lebendig gesehen hatte, empfand er jetzt eine gewisse Scham dabei, in ihr Privatleben einzudringen und die Menschen zu befragen, die sie gekannt hatten. Es kam ihm unanständig vor. Als würde er in Sachen herumwühlen, die ihn nichts angingen. Er würde ihre Töchter, ihren Mann, ihre Freunde, ihr ganzes Umfeld kennenlernen. Würde den Mann fragen, warum sie sich von ihm getrennt hatte. Als Mensch ging es ihn nichts an, als Polizist war es wichtig. Er dachte an Carola. Angenommen, ihr wäre etwas zugestoßen und die Polizei käme zu ihm und würde ihn fragen, warum sie sich getrennt hätten, und er wüsste, dass er automatisch zum Kreis der Verdächtigen gehörte: Was könnte er ihnen sagen, was einigermaßen plausibel klang? Dass ihre Liebe nicht groß genug gewesen war, um das sechste gemeinsame Jahr zu überstehen? Klang ziemlich schwülstig. Dass er eine Affäre gehabt hatte? Unangenehm. Dass Carola einen anderen Mann kennengelernt hatte, mit dem sie nun zusammenlebte? Er konnte die Tatsachen aufzählen, ohne das Warum zu klären. Er hätte keine schlüssigen Antworten geben können. Und warum sollte genau dasselbe nicht auch anderen Leuten passieren, Menschen die fünfzehn, zwanzig Jahre zusammenlebten, verheiratet waren, gemeinsame Kinder hatten oder ein Haus, bei denen Weintraubenranken über der Veranda und Magnolien im Vorgarten wuchsen? Meißner hätte sie gerne kennengelernt, diese Roxanne, genauso wie ihre Familie, aber nicht so. Nicht als Schnüffler und Voyeur, der bald ihre Privatsachen durchwühlen, ihren Computer hacken und ihre E-Mails und Briefe lesen würde. Doch das Gefühl, ein Eindringling zu sein, konnte er sich in seiner Position nicht leisten. Er musste es abschütteln, darüber hinweggehen. Es behinderte seine Arbeit als Ermittler. Ein Spürhund, der sich von der Fährte ablenken ließ, war auch keinen Pfifferling mehr wert und wurde ausgemustert. Meißner musste sich zusammennehmen und seinen Job machen wie die letzten zwanzig Jahren auch. Herrgott, diesmal dauerte es wirklich lang, bis er es schaffte, sich auf seine Arbeit einzulassen.
    Jetzt also musste er zu Kern in die Pathologie. Für einen kurzen Moment lächelte ihn die Grappaflasche hinter dem Tresen verführerisch an, aber Meißner widerstand. Er bezahlte brav und ging zurück zum Auto.
    Über die A 9 raste er nach München und nahm von der
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