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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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gewesen, ein richtig guter Sprinter. Heute war nicht mehr dran zu denken, dass er auch nur den windigsten Taschendieb einholen würde. Der Innendienst machte Männer fett und behäbig.
    Meißner ging am Lift vorbei und stieg die Treppe hinauf. Wie lange war er selbst schon nicht mehr gelaufen? Er wusste es ganz genau. Carola war eine fanatische Joggerin gewesen. Die Teilnahme am jährlichen Ingolstädter Halbmarathon im Frühsommer war stets eine Ehrensache für sie gewesen. Er hatte sich sogar dazu überreden lassen, mit ihr dafür zu trainieren. Was Carola sich vornahm, das zog sie auch durch. Sie war eine starke, eigenwillige Person, und er hatte sie immer so akzeptiert. Aber jetzt war sie weg, und er war im letzten halben Jahr überhaupt nicht mehr gelaufen, nicht ein einziges Mal. Jetzt, wo sie ihn nicht mehr dazu antrieb.
    Er betrat den zweiten Stock. Sein Kollege Elmar Fischer holte sich gerade einen Kaffee am Automaten.
    »Morgen«, sagte Meißner.
    »Hi, Stefan«, antwortete sein junger fränkischer Kollege, der sich bestimmt Mühe gab, nicht allzu auffällig gekleidet im Dienst zu erscheinen. Trotzdem war sein Outfit – ein feuerrotes Hemd, modische Hüftjeans, die blonde, mit Gel gestylte Kurzhaarfrisur und als i-Tüpfelchen ein blauer Stecker im rechten Ohr – wie immer einen Tick zu schrill für das oberbayrische Polizeipräsidium geraten. Im Gegensatz zu den Beamten vom Schlag eines Stangelmayer war Fischer jedoch topp in Form. Er hatte ein Abo im Fitnessstudio und ging, im Gegensatz zu vielen anderen, auch tatsächlich drei Mal die Woche in die Muckibude und quälte sich an Arm- und Beinpressen ab. Wahrscheinlich joggte er außerdem an den restlichen Tagen mal locker morgens eine Stunde vor dem Dienst, dachte Meißner nicht ohne Neid. Fischer war jung und knackig, und daran gab’s wirklich nichts auszusetzen.
    »Na, heute mit dem linken Fuß zuerst auf den Flokati getreten?«, versprühte Fischer seine ewig gute Laune.
    »Bring mir auch einen Kaffee«, ignorierte Meißner die Frage und verzog sich in sein Büro. Wie konnten manche Leute den Tag schon so geschwätzig beginnen?
    Um neun rief Winter an.
    »Stefan, Arbeit. Wir haben drei Illegale für dich.«
    »Woher?«, fragte Meißner.
    »Wir haben sie an einer Tankstelle in der Nähe der A 9 geschnappt. Kolumbianer. Zwei Männer, eine Frau.«
    »Kolumbianer?« Das hatte ihm noch gefehlt. »Was ist mit Holler? Kann er sich nicht darum kümmern?«
    »Der musste zum Zahnarzt. Kommst du jetzt runter?«
    »Wenn es denn unbedingt sein muss«, knurrte Meißner.
    Wenigstens war es noch vormittags und der zuständige Richter vermutlich greifbar. Als er zur Tür hinausging, stieß er fast mit Fischer zusammen. Der heiße Kaffee schwappte über den Becherrand und rann dem jungen Kollegen über die Hände. Meißner drückte sich an ihm vorbei. »’tschuldigung«, brachte er gerade noch schulterzuckend heraus, dann ging er den Gang entlang zur Treppe und zum Eingang hinunter.
    Winter hatte den dreien schon die Pässe abgenommen. Wie Meißner erwartet hatte, waren es klägliche, stumme Gestalten. So fremd wie drei Lamas auf einer bayrischen Kuhweide, dachte der Hauptkommissar und nickte ihnen zu. Die Frau war die älteste der drei Personen, zwischen vierzig und fünfzig. Sie hatte dickes kurzes Haar, das blond gefärbt war. Der breite dunkle Haaransatz war unübersehbar. Sie war klein, stämmig und auffällig jugendlich gekleidet für ihr Alter, was nicht unbedingt vorteilhaft war. Einer der beiden Männer hätte fast der Sohn der Frau sein können, er war Anfang zwanzig, während der andere etwa zehn Jahre älter war. Er hatte große dunkle Augen, volles lockiges Haar und wirkte weniger proletarisch als die anderen beiden. Er hätte Lehrer oder Journalist sein können.
    »Sie waren mit einem alten Lada unterwegs, Kölner Kennzeichen. Auf einen Tschechen zugelassen«, sagte Winter. »Können kein Wort Deutsch.«
    Meißner sprach sie auf Englisch an und versuchte es dann mit seinen paar Brocken Französisch. Vergeblich.
    »Was sprechen die noch mal in Kolumbien?«, fragte Winter.
    »Spanisch«, sagte Meißner. »Stangelmayer soll in der Kartei nachsehen und einen Dolmetscher anrufen.«
    »Und was soll ich jetzt mit denen machen?«, wollte Winter wissen.
    »Das Übliche«, sagte Meißner. »Ohne Dolmetscher brauchen wir gar nicht anzufangen. Keine Waffen, nehme ich an?«
    Winter schüttelte den Kopf.
    »Habt ihr die Pässe schon geprüft?«
    »Ja, zwei sind
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